Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Streitlust­ig bis zuletzt

Media-Markt-Mitbegründ­er Erich Kellerhals gestorben

- Von Erich Reimann

INGOLSTADT (dpa) - Er war einer der reichsten Männer Deutschlan­ds und einer der streitlust­igsten – zumindest wenn es um sein wichtigste­s Werk, den Media Markt, ging: Erich Kellerhals. Der Mitbegründ­er der bekannten Elektronik­marktkette starb am 25. Dezember im Alter von 78 Jahren im Kreis seiner Familie, wie ein Sprecher seines Unternehme­ns am Donnerstag bestätigte.

Die Geschichte des SelfmadeMi­lliardärs könnte aus einem Hollywood-Film stammen: 1963 eröffnet der Unternehme­r gemeinsam mit seiner Frau Helga in Ingolstadt ein Geschäft, das Fahrräder, Kohlenherd­e und später auch Elektroger­äte verkaufte. Über die Jahre entstehen eine Reihe von Filialen in Bayern. Doch der große Wurf gelingt Kellerhals, als er zusammen mit den Partnern Walter Gunz und Leopold Stiefel 1979 in München den ersten Media Markt eröffnet – einen Fachmarkt für Elektronik­geräte auf der grünen Wiese. Das Besondere daran: Die Geschäftsf­ührer der Märkte sind am Unternehme­n beteiligt und daher besonders motiviert.

Das Rezept funktionie­rt, die Kette wächst. 1988 wird Media Markt von der Kaufhof Warenhaus AG übernommen, die ihrerseits die Elektronik­kette Saturn in die Ehe einbringt. Mit dem Verkauf beginnt die eigentlich­e Expansion – in Deutschlan­d und internatio­nal. Heute verfügt die Media-Saturn-Gruppe über mehr als

1000 Läden in Europa und ist in neun Ländern Marktführe­r.

Doch Kellerhals hat sich nicht ganz von Media Markt getrennt. Er behält einen Minderheit­santeil von gut 20 Prozent an der Elektronik­kette. Daran ändert sich auch nichts, als der Kaufhof in der neugegründ­eten Metro AG aufgeht. Für Kellerhals zahlt sich das aus. Das „Manager Magazin“schätzte das Vermögen von Erich und Helga Kellerhals erst kürzlich auf rund drei Milliarden Euro. Damit gehörte das Paar in der „Reichenlis­te“des Magazins zu den Top

50 in Deutschlan­d.

Doch Kellerhals behält nicht nur eine Beteiligun­g, er lässt sich vertraglic­h auch weitgehend­e Mitsprache­rechte garantiere­n. Und das wird plötzlich zum Streitpunk­t, als die Elektronik­kette mit dem Siegeszug des Online-Handels in wachsende Turbulenze­n gerät.

Denn nun kommt es zum lautstarke­n Streit zwischen der damaligen Metro-Führung unter Vorstandsc­hef Eckhard Cordes und dem selbstbewu­ssten Minderheit­saktionär der Media-Saturn-Gruppe. Kellerhals hält wenig von der Handelskom­petenz der Metro-Führung und sieht „sein“Unternehme­n auf falschem Kurs. Die Metro empfindet Kellerhals als Bremser, der die Neuausrich­tung behindert.

Der Streit eskaliert schnell: Cordes versucht, die Macht von Kellerhals zu beschneide­n. Der wehrt sich erbittert. „Das war eine Kriegserkl­ärung“, sagte Kellerhals später in einem Gespräch mit der „Zeit“über diesen Moment. Die Metro habe sein Lebenswerk bedroht, meint er bei anderer Gelegenhei­t.

Die Folge: Es kommt zu einer Flut von Gerichtsve­rfahren zwischen Kellerhals und der Metro: Um die Besetzung von Führungspo­sitionen, um Firmenzukä­ufe und ganz generell um die Frage, wer bei Media-Saturn wie viel zu sagen hat. Doch meist siegt die Metro. Auch die im Juli 2017 vollzogene Aufspaltun­g der Metro in eine Lebensmitt­el- und eine Elektronik­sparte kann Kellerhals trotz einer Klage nicht verhindern.

Doch mit dem Tod des Unternehme­rs am 1. Weihnachts­tag war der Streit zumindest für einen Moment vergessen. Die Metro betonte: „Wir haben mit Betroffenh­eit vom Tod von Erich Kellerhals erfahren.“Und hob die „unternehme­rische Leistung“des langjährig­en Kontrahent­en hervor. Der Vorstand des MediaMarkt-Mutterkonz­erns Ceconomy zollte der „bemerkensw­erten Unternehme­rpersönlic­hkeit“Respekt.

Weniger pietätvoll zeigte sich die Börse. Der Kurs der Ceconomy-Aktie stieg am Donnerstag nach der Todesnachr­icht zeitweise um mehr als sechs Prozent. Mit dem Tod des Unternehme­rs steige die Wahrschein­lichkeit, dass bestehende Konflikte eher früher als später gelöst würden, begründete ein Analyst die Reaktion der Börsianer.

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FOTO: DPA Der Mitbegründ­er der Elektronik­kette Media Markt, Erich Kellerhals, und seine Frau Helga bei den Salzburger Festspiele­n im August. Der Milliardär ist am zweiten Weihnachts­feiertag gestorben.

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