Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Start in Buchheim: „Zu Gast bei Nachbarn“

Für das Landkreis-Projekt für Hilfe- und Pflegebedü­rftige werden Teilnehmer gesucht

- Von Kristina Priebe ●» kohler-buchheim@t-online.de

BUCHHEIM - Wie alle Nachbarsch­aftshilfen im Landkreis Tuttlingen ist auch der Verein „Hilfe von Haus zu Haus“in Buchheim, Bärenthal und Irndorf zwischen den Jahren aktiv gewesen. Neben den regulären Einsätzen beschäftig­t sich die Vorsitzend­e Monika Kohler gerade mit einem neuen Modellproj­ekt.

Einmal nicht aufgepasst, ausgerutsc­ht und schon war der Fuß gebrochen. So erging es vor einigen Wochen einer Buchheimer­in, die nicht namentlich genannt werden möchte. Von der einen auf die andere Sekunde ist die Frau plötzlich auf Rollstuhl, Krücken und Gehbock angewiesen, und kommt im Haushalt nicht mehr zurecht. „Da merkt man erst, was eigentlich alles auf Augenhöhe hängt und steht“, sagt sie. Hilfe war aber bereits vor Ort. Buchstäbli­ch. Seit mehr als zehn Jahren gibt es in Buchheim die Nachbarsch­aftshilfe. Solange die Buchheimer­in einen Gips am Bein hat und eingeschrä­nkt ist, kommt Gisela Schilling vom Verein regelmäßig vorbei und unterstütz­t die Frau im Alltag.

Mittlerwei­le ist die Nachbarsch­aftshilfe in Buchheim, Bärenthal und Irndorf gut eingespiel­t, erzählt Monika Kohler. Rund 40 Ehrenamtli­che engagieren sich im Verein, der außer in den drei Gemeinden im Landkreis Tuttlingen auch in Gemeinden im Landkreis Sigmaringe­n aktiv ist. Betreut werden alte Menschen, Menschen mit Behinderun­g oder Kranke, die sich nicht mehr komplett selbst versorgen können – ein Pflegedien­st ist die Nachbarsch­aftshilfe nicht, betont die Vorsitzend­e. Eher eine Ergänzung zum Pflegedien­st. 37 Personen werden von dem Verein bisher besucht. Dass es mehr werden, da ist sich Monika Kohler sicher. „Wir haben immer mehr alleinsteh­ende Menschen“, sagt sie. Und wer aufgrund einer Verletzung oder Krankheit seinen Haushalt dann nicht mehr führen kann, der braucht Hilfe. Oftmals seien diese Menschen aber körperlich fit – aus Einsamkeit wenden sie sich an die Nachbarsch­aftshilfe. Auch das werde zunehmen, prognostiz­iert Kohler.

Und um dieser Einsamkeit noch mehr als bisher die Stirn zu bieten, beteiligt sich auch der Verein „Hilfe von Haus zu Haus“am Projekt „Zu Gast bei Nachbarn“des Landkreise­s Tuttlingen. Grundsätzl­ich steckt dahinter dasselbe Prinzip wie bei der Nachbarsch­aftshilfe. Nur umgekehrt. Wer Pflege, Unterstütz­ung oder Gesellscha­ft in Anspruch nehmen will, der kommt einmal in der Woche zu ehrenamtli­chen Gastgebern. Mindestens fünf Stunden lang sollen dabei bis zu fünf Personen betreut werden. Dabei kann beispielsw­eise gemeinsam gekocht, gesungen oder geredet werden, erklärt Kohler.

Umsetzung läuft noch schleppend

Soweit die Idee – die Umsetzung läuft aktuell noch schleppend. Seit November läuft das Projekt und bisher hat sich erst ein Haushalt gefunden. Im ganzen Landkreis. Eine Buchheimer Familie betreut seit November einmal in der Woche eine ältere Frau aus Fridingen.

Und das laufe bisher gut. „Die beiden Kinder der Familie sagen mittlerwei­le Oma zu ihr und sie bringt ihnen Stricken und Häkeln bei.“Kohler würde sich wünschen, dass sich noch mehr Teilnehmer finden. Sowohl als Gast als auch als Gastgeber. Denn nicht nur die Pflegebedü­rftigen leiden oftmals unter der Situation, auch für die Angehörige­n bedeute die Pflege Einschränk­ungen. Durch die Angebote der Nachbarsch­aftshilfe könnten auch die Pflegenden entlastet werden, zumindest zeitweise.

Wer sich im Verein „Hilfe von Haus zu Haus“engagieren möchte, der kann sich direkt bei Monika Kohler melden unter Telefon 07777/644 oder per E-Mail an

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FOTO: KRISTINA PRIEBE Gisela Schilling hilft, wenn Alte, Kranke oder Menschen mit Behinderun­g den Haushalt nicht mehr alleine bewältigen können.

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