Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Start in Buchheim: „Zu Gast bei Nachbarn“
Für das Landkreis-Projekt für Hilfe- und Pflegebedürftige werden Teilnehmer gesucht
BUCHHEIM - Wie alle Nachbarschaftshilfen im Landkreis Tuttlingen ist auch der Verein „Hilfe von Haus zu Haus“in Buchheim, Bärenthal und Irndorf zwischen den Jahren aktiv gewesen. Neben den regulären Einsätzen beschäftigt sich die Vorsitzende Monika Kohler gerade mit einem neuen Modellprojekt.
Einmal nicht aufgepasst, ausgerutscht und schon war der Fuß gebrochen. So erging es vor einigen Wochen einer Buchheimerin, die nicht namentlich genannt werden möchte. Von der einen auf die andere Sekunde ist die Frau plötzlich auf Rollstuhl, Krücken und Gehbock angewiesen, und kommt im Haushalt nicht mehr zurecht. „Da merkt man erst, was eigentlich alles auf Augenhöhe hängt und steht“, sagt sie. Hilfe war aber bereits vor Ort. Buchstäblich. Seit mehr als zehn Jahren gibt es in Buchheim die Nachbarschaftshilfe. Solange die Buchheimerin einen Gips am Bein hat und eingeschränkt ist, kommt Gisela Schilling vom Verein regelmäßig vorbei und unterstützt die Frau im Alltag.
Mittlerweile ist die Nachbarschaftshilfe in Buchheim, Bärenthal und Irndorf gut eingespielt, erzählt Monika Kohler. Rund 40 Ehrenamtliche engagieren sich im Verein, der außer in den drei Gemeinden im Landkreis Tuttlingen auch in Gemeinden im Landkreis Sigmaringen aktiv ist. Betreut werden alte Menschen, Menschen mit Behinderung oder Kranke, die sich nicht mehr komplett selbst versorgen können – ein Pflegedienst ist die Nachbarschaftshilfe nicht, betont die Vorsitzende. Eher eine Ergänzung zum Pflegedienst. 37 Personen werden von dem Verein bisher besucht. Dass es mehr werden, da ist sich Monika Kohler sicher. „Wir haben immer mehr alleinstehende Menschen“, sagt sie. Und wer aufgrund einer Verletzung oder Krankheit seinen Haushalt dann nicht mehr führen kann, der braucht Hilfe. Oftmals seien diese Menschen aber körperlich fit – aus Einsamkeit wenden sie sich an die Nachbarschaftshilfe. Auch das werde zunehmen, prognostiziert Kohler.
Und um dieser Einsamkeit noch mehr als bisher die Stirn zu bieten, beteiligt sich auch der Verein „Hilfe von Haus zu Haus“am Projekt „Zu Gast bei Nachbarn“des Landkreises Tuttlingen. Grundsätzlich steckt dahinter dasselbe Prinzip wie bei der Nachbarschaftshilfe. Nur umgekehrt. Wer Pflege, Unterstützung oder Gesellschaft in Anspruch nehmen will, der kommt einmal in der Woche zu ehrenamtlichen Gastgebern. Mindestens fünf Stunden lang sollen dabei bis zu fünf Personen betreut werden. Dabei kann beispielsweise gemeinsam gekocht, gesungen oder geredet werden, erklärt Kohler.
Umsetzung läuft noch schleppend
Soweit die Idee – die Umsetzung läuft aktuell noch schleppend. Seit November läuft das Projekt und bisher hat sich erst ein Haushalt gefunden. Im ganzen Landkreis. Eine Buchheimer Familie betreut seit November einmal in der Woche eine ältere Frau aus Fridingen.
Und das laufe bisher gut. „Die beiden Kinder der Familie sagen mittlerweile Oma zu ihr und sie bringt ihnen Stricken und Häkeln bei.“Kohler würde sich wünschen, dass sich noch mehr Teilnehmer finden. Sowohl als Gast als auch als Gastgeber. Denn nicht nur die Pflegebedürftigen leiden oftmals unter der Situation, auch für die Angehörigen bedeute die Pflege Einschränkungen. Durch die Angebote der Nachbarschaftshilfe könnten auch die Pflegenden entlastet werden, zumindest zeitweise.
Wer sich im Verein „Hilfe von Haus zu Haus“engagieren möchte, der kann sich direkt bei Monika Kohler melden unter Telefon 07777/644 oder per E-Mail an