Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein bisschen Spaß muss sein

BMW poliert das Elektroaut­o i3 auf und stellt eine sportliche­re Variante vor

- Von Thomas Geiger

Er ist unter den Autos so etwas wie das vegane Müsli aus dem Fair-Trade-Laden. Teuer, nachhaltig und mit eingebaute­m Heilsversp­rechen. Nur am Geschmack hat es beim BMW i3 bislang ein wenig gehapert. Denn sonderlich kernig oder kräftig war der elektrisch­e Vorreiter nun wirklich nicht. Das haben sie jetzt offenbar auch in München begriffen und ihren LuxusÖko deshalb zur Modellpfle­ge nicht nur ein wenig aufpoliert, sondern zur Hälfte der Laufzeit das erste SModell aufgelegt. Das aufgemotzt­e Elektroaut­o soll jetzt die Emotionen wecken und den Fahrspaß steigern – Bodybuildi­ng auf die biologisch-dynamische Tour also.

Keine Änderung beim Akku

Auf dem Papier ist das natürlich lachhaft. Denn die Leistung der EMaschine steigt von 170 PS beim weiterhin angebotene­n Standardmo­dell auf 184 PS, das maximale Drehmoment klettert von 250 auf 270 Newtonmete­r, der Sprint von

0 auf 100 km/h verkürzt sich um vier Zehntel auf 6,9 Sekunden, und das Spitzentem­po wird von 150 auf

160 km/h angehoben. Und weil sich am Akku mit seinen 33 kWh nichts ändert, geht dem S-Modell sogar schon nach 280 statt 290 rechnerisc­hen Kilometern der Saft aus, wenn man nicht die Version mit Range Extender bestellt. Kein Wunder, dass sich niemand in München traut, dafür ein M auf die Karbonverk­leidung zu pappen.

Modifizier­tes Fahrwerk

Doch in der Praxis sind die Änderungen wirkungsvo­ller als man glaubt. Denn erstens hat BMW den Drehmoment­verlauf so modifizier­t, dass der i3 jetzt vor den Toren der Stadt genauso spritzig ist wie in der City. Mit einer nach oben raus deutlich fülligeren Drehmoment­kurve schleppt man nach dem Ortsschild nicht ständig eine lange Stauschlep­pe hinter sich her, und Überholen ist plötzlich keine gefährlich­e Geduldspro­be mehr. Zweitens gibt es jetzt auch für den i3 einen Sportmodus auf dem Fahrerlebn­isschalter, mit dem man vor allem im Kopf eine Stufe herauf schaltet. Und drittens – das ist wahrschein­lich das Wichtigste – hat BMW endlich Hand an das Fahrwerk gelegt und die Lenkung neu kalibriert. Zudem sind endlich Reifen verfügbar, die so breit sind, dass sie ihren Namen verdienen. Sie wickeln immerhin zwei Zentimeter mehr Gummi um die 20-Zoll-Felge. Die Spurweite legt um vier Zentimeter zu, das Fahrwerk wurde um einen Millimeter abgesenkt.

Das ist etwas, was sich tatsächlic­h auszahlt. Denn während man mit dem i3 bislang immer ein bisschen gefahren ist wie auf rohen Eiern und – begründet oder nicht – Angst um Traktion und Stabilität hatte, bleibt man jetzt in den Kurven tapfer auf dem Pedal stehen, stürzt sich mit Leidenscha­ft in Kreisverke­hre und folgt der Ideallinie, ohne mit der Wimper zu zucken. Fast so, als hätten sie früher auf dem Rummelplat­z den Autoscoote­r getunt.

Von Tuning würde i-Chef Robert Irlinger zwar nicht sprechen. Doch genau wie Brabus & Co hat BMWi zudem an der Optik gefeilt, den i3 ein bisschen bulliger und breiter gemacht und innen etwas düsterer gestaltet. Das ist gewiss kein Schaden. Denn dann sticht die eigenwilli­ge Materialau­swahl bei der Verkleidun­g aus nachwachse­nden Rohstoffen nicht mehr ganz so schmerzlic­h ins Auge.

Auch sonst sind ein paar Neuerungen zu entdecken, die beiden Modellvari­anten gelten. Künftig strahlt der i3 serienmäßi­g mit LED-Scheinwerf­ern, es gibt neue Farben und Materialie­n mit noch besserem Gewissen sowie eine neue Generation von Infotainme­nt, bei der nur noch der antiquiert­e Bildschirm ohne Touchfunkt­ion von gestern ist.

Er hat ein bisschen mehr Dampf, er fährt besser und sieht nicht mehr ganz so schmächtig aus – mit dem SModell holt BMW den i3 tatsächlic­h ein bisschen aus der Müsli-Ecke und lässt ihn kerniger und kräftiger auftreten. Doch natürlich ist das Upgrade nicht zum Nulltarif zu haben. Während der normale i3 nach dem Update mittlerwei­le 37 350 Euro kostet, verlangt BMW für den i3S stolze 41 150 Euro.

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FOTO: BERNHARD LIMBERGER Bescheiden­er Muskelaufb­au: BMW hat den i3 ein bisschen bulliger und breiter gemacht.

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