Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Projekt will Frauen in Arbeit bringen
Kurs und Praktikum machen fit für feste Anstellungen
SIGMARINGEN - Alleinerziehend und ohne Arbeitsplatz den Alltag zu stemmen – das bedeutet eine immense Herausforderung. Mit dem Projekt „Frauen in Arbeit“will das Frauen-Begegnungs-Zentrum (FBZ) in Sigmaringen in Kooperation mit dem Jobcenter Betroffenen nachhaltig unter die Arme greifen. Ziel ist es, die Frauen fit zu machen für den Arbeitsmarkt, um danach die Herausforderung Familie und Beruf erfolgreich und selbstbewusst annehmen zu können.
„Das Projekt bietet den Frauen die große Chance einer beruflichen Neu- und Umorientierung“, erzählen Barbara Bischofberger-Schwär und Angelique Rieken-Grom. Die Sozialarbeiterinnen am FBZ zeigen sich für das Projekt, das über den Europäischen Sozialfonds und das Jobcenter Sigmaringen finanziert wird, verantwortlich. Der Kurs ist auf sechs Monate angelegt, einschließlich zwölf Wochen Praktikum in einem Unternehmen. „Ein primäres Ziel ist es, die Frauen fit zu machen für den Arbeitsmarkt, sodass sie eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit aufnehmen können“, sagt Barbara Bischofberger-Schwär. Und weil die Chance auf einen Arbeitsplatz ohne PC-Kenntnisse verschwindend gering ist, ist ein Computer-Grundlagenkurs unverzichtbar.
Darüber hinaus trainieren die Frauen den gesamten Bewerbungsablauf oder das Recherchieren im Internet. Themen wie etwa Kommunikation und Rhetorik, Gesundheit oder die richtige Ernährung finden sich ebenso auf dem Stundenplan wie das Verhalten in Konfliktsituationen oder Fragen rund um die Kindererziehung. Vertreter der Suchtoder Erziehungsberatungsstelle, des Gesundheitsamtes oder der Anlaufstelle für häusliche Gewalt informieren vor Ort.
Erfahrungsgemäß bringen Teilnehmerinnen vielfältige Problemstellungen mit in den Kurs. Die werden dort ohne große Umwege aufgegriffen. „Eine psychosoziale Beratung gehört zu diesem Angebot einfach dazu und ist unverzichtbar“, so die projektverantwortlichen Frauen. Fester Bestandteil ist auch eine Kinderbetreuung während der Ferienzeiten. „In dieser Zeit entstehen erfahrungsgemäß viele Freundschaften, die auch nach dem Kurs noch halten“, so Bischofberger-Schwär.
Freundschaften entstehen
Auch der Kontakt zu den Mitarbeiterinnen des Frauen-Begegnungs-Zentrums wird oft über den Kurs hinaus gehalten. Wie etwa bei Henrietta Abendyou. Die allein erziehende Mutter ist seit Projektende besonders häufig im Frauen-BegegnungsZentrum anzutreffen. Nicht ohne Grund: Sie ist inzwischen im dortigen Vorstand aktiv. „Ich hab damals viele nette Frauen kennen gelernt und wirklich viel gelernt“, erzählt sie. Und nach den vielen 450-EuroJobs in der Vergangenheit hat sie mit einer Festanstellung in einem Unternehmen auch das Projektziel erreicht. Und sie weiß: Ohne sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist Alters- und Kinderarmut vorprogrammiert. Von Vorteil ist auch, dass die Koordinierungsstelle für Tageseltern im selben Haus untergebracht ist. So kann die Kinderbetreuung im selben Zuge schon mitorganisiert werden.
„Das ist ein tolles Projekt“, urteilt Sigrid Jerg, Geschäftsführerin des Jobcenters in Sigmaringen. Dort ist auch das Jobcafé angesiedelt: Jeden ersten Freitag im Monat ist eine Mitarbeiterin des Jobcenters vor Ort und bietet arbeitssuchenden Frauen Beratung an, bringt aktuelle Stellenangebote mit und nimmt sich Zeit für Gespräche. Bei aller Freude über die geringe Arbeitslosenquote von gerade mal 3,3 Prozent im Kreis haben sich, so Sigrid Jerg, die Problemlagen der Arbeitssuchenden in den vergangenen Jahren verschärft. Deshalb ist sie froh um das Netzwerk an Hilfsangeboten, auf das sie und ihr Team zurückgreifen können. Dazu zählen unter anderem die Schuldnerberatungsstelle des Landkreises, der Fachbereich Jugend, der Caritasverband oder die Beratungsstelle für häusliche Gewalt.
Weitere Infos gibt es unter Telefon 07571/ 72 98 92, über das Jobcenter in Sigmaringen oder im Internet unter