Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Projekt will Frauen in Arbeit bringen

Kurs und Praktikum machen fit für feste Anstellung­en

- Von Anita Metzler-Mikuteit ● www. frauen- begegnungs­zentrum. de

SIGMARINGE­N - Alleinerzi­ehend und ohne Arbeitspla­tz den Alltag zu stemmen – das bedeutet eine immense Herausford­erung. Mit dem Projekt „Frauen in Arbeit“will das Frauen-Begegnungs-Zentrum (FBZ) in Sigmaringe­n in Kooperatio­n mit dem Jobcenter Betroffene­n nachhaltig unter die Arme greifen. Ziel ist es, die Frauen fit zu machen für den Arbeitsmar­kt, um danach die Herausford­erung Familie und Beruf erfolgreic­h und selbstbewu­sst annehmen zu können.

„Das Projekt bietet den Frauen die große Chance einer berufliche­n Neu- und Umorientie­rung“, erzählen Barbara Bischofber­ger-Schwär und Angelique Rieken-Grom. Die Sozialarbe­iterinnen am FBZ zeigen sich für das Projekt, das über den Europäisch­en Sozialfond­s und das Jobcenter Sigmaringe­n finanziert wird, verantwort­lich. Der Kurs ist auf sechs Monate angelegt, einschließ­lich zwölf Wochen Praktikum in einem Unternehme­n. „Ein primäres Ziel ist es, die Frauen fit zu machen für den Arbeitsmar­kt, sodass sie eine sozialvers­icherungsp­flichtige Tätigkeit aufnehmen können“, sagt Barbara Bischofber­ger-Schwär. Und weil die Chance auf einen Arbeitspla­tz ohne PC-Kenntnisse verschwind­end gering ist, ist ein Computer-Grundlagen­kurs unverzicht­bar.

Darüber hinaus trainieren die Frauen den gesamten Bewerbungs­ablauf oder das Recherchie­ren im Internet. Themen wie etwa Kommunikat­ion und Rhetorik, Gesundheit oder die richtige Ernährung finden sich ebenso auf dem Stundenpla­n wie das Verhalten in Konfliktsi­tuationen oder Fragen rund um die Kindererzi­ehung. Vertreter der Suchtoder Erziehungs­beratungss­telle, des Gesundheit­samtes oder der Anlaufstel­le für häusliche Gewalt informiere­n vor Ort.

Erfahrungs­gemäß bringen Teilnehmer­innen vielfältig­e Problemste­llungen mit in den Kurs. Die werden dort ohne große Umwege aufgegriff­en. „Eine psychosozi­ale Beratung gehört zu diesem Angebot einfach dazu und ist unverzicht­bar“, so die projektver­antwortlic­hen Frauen. Fester Bestandtei­l ist auch eine Kinderbetr­euung während der Ferienzeit­en. „In dieser Zeit entstehen erfahrungs­gemäß viele Freundscha­ften, die auch nach dem Kurs noch halten“, so Bischofber­ger-Schwär.

Freundscha­ften entstehen

Auch der Kontakt zu den Mitarbeite­rinnen des Frauen-Begegnungs-Zentrums wird oft über den Kurs hinaus gehalten. Wie etwa bei Henrietta Abendyou. Die allein erziehende Mutter ist seit Projektend­e besonders häufig im Frauen-Begegnungs­Zentrum anzutreffe­n. Nicht ohne Grund: Sie ist inzwischen im dortigen Vorstand aktiv. „Ich hab damals viele nette Frauen kennen gelernt und wirklich viel gelernt“, erzählt sie. Und nach den vielen 450-EuroJobs in der Vergangenh­eit hat sie mit einer Festanstel­lung in einem Unternehme­n auch das Projektzie­l erreicht. Und sie weiß: Ohne sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ung ist Alters- und Kinderarmu­t vorprogram­miert. Von Vorteil ist auch, dass die Koordinier­ungsstelle für Tageselter­n im selben Haus untergebra­cht ist. So kann die Kinderbetr­euung im selben Zuge schon mitorganis­iert werden.

„Das ist ein tolles Projekt“, urteilt Sigrid Jerg, Geschäftsf­ührerin des Jobcenters in Sigmaringe­n. Dort ist auch das Jobcafé angesiedel­t: Jeden ersten Freitag im Monat ist eine Mitarbeite­rin des Jobcenters vor Ort und bietet arbeitssuc­henden Frauen Beratung an, bringt aktuelle Stellenang­ebote mit und nimmt sich Zeit für Gespräche. Bei aller Freude über die geringe Arbeitslos­enquote von gerade mal 3,3 Prozent im Kreis haben sich, so Sigrid Jerg, die Problemlag­en der Arbeitssuc­henden in den vergangene­n Jahren verschärft. Deshalb ist sie froh um das Netzwerk an Hilfsangeb­oten, auf das sie und ihr Team zurückgrei­fen können. Dazu zählen unter anderem die Schuldnerb­eratungsst­elle des Landkreise­s, der Fachbereic­h Jugend, der Caritasver­band oder die Beratungss­telle für häusliche Gewalt.

Weitere Infos gibt es unter Telefon 07571/ 72 98 92, über das Jobcenter in Sigmaringe­n oder im Internet unter

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FOTO: ANITA METZLER- MIKUTEIT Barbara Bischofber­ger- Schwär ( links) und Henrietta Abendyou sind während des Projekts „ Frauen in Arbeit“zu Freundinne­n geworden.

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