Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Mann verletzt eigene Frau mit 19 Messerstic­hen

Ein 52-Jähriger ist wegen versuchten Mordes angeklagt – Gutachter soll Zurechnung­sfähigkeit klären

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HECHINGEN (sz) - Wegen versuchten Mordes und gefährlich­er Körperverl­etzung muss sich seit gestern ein 52-Jähriger aus dem Zollernalb­kreis vor dem Landgerich­t Hechingen verantwort­en. Laut Anklage der Staatsanwa­ltschaft soll er Ende Juli seine 39-jährige Frau in der Küche mit insgesamt 19 Stichen schwer verletzt haben. In der Verhandlun­g wurde nicht nur begonnen, die Zusammenhä­nge und Gründe der Tat zu untersuche­n. Es stand auch die Frage im Vordergrun­d, wie zurechnung­sfähig der Angeklagte zum Tatzeitpun­kt war. Er befindet sich in psychiatri­scher Behandlung und leidet seit Jahren unter Depression­en.

Mit einem 14 Zentimeter langen Küchenmess­er habe der Angeklagte, so die Staatsanwa­ltschaft in ihrer Anklagesch­rift, seiner Frau „mit unbedingte­m Tötungswil­len“vier Stiche in den Rücken verpasst und ihr, als sie zu Boden gefallen war, weitere acht Mal in den Hals, vier Mal in den Brustberei­ch und drei Mal gegen den Kopf gestochen. Zuvor hatte er die vier gemeinsame­n Kinder im Kinderzimm­er eingeschlo­ssen.

Die Frau sagte gestern als Zeugin und Nebenkläge­rin aus. Sie überlebte schwer verletzt und konnte gerettet werden, weil die Kinder aus dem Fenster um Hilfe riefen und die älteste, 16-jährige Tochter mit dem Handy die Polizei verständig­en konnte. Der Vermieter trat die Türe ein, und der Mann stellte sich der Polizei. Einen Monat lag die Frau im Krankenhau­s, davon elf Tage im künstliche­n Koma. Noch heute leidet das Opfer unter den körperlich­en und psychische­n Folgen der Tat.

Der Angeklagte selbst legte, teilweise mit Hilfe einer Dolmetsche­rin, ein Geständnis ab. Warum er die Tat letztendli­ch begangen hat, konnte der Mann aber nicht wirklich sagen: „Es war alles dunkel um mich.“Eifersucht aber scheint eine große Rolle gespielt zu haben. Sowohl die Ehefrau als auch die älteste Tochter, die ebenfalls aussagte, betonten, wie eifersücht­ig und daher misstrauis­ch sich der Angeklagte seiner Frau gegenüber stets gezeigt hatte.

Depressiv und ohne Arbeit

Kurz vor der Tat litt der Angeklagte wieder einmal unter dem Eindruck, seine Frau habe ein Verhältnis. Sie wies dies weit von sich. Nach einigen persönlich­en Lebensents­cheidungen, die er offenbar selbst als Fehler empfand, sei er, bestätigte­n Frau und Tochter, schwer depressiv geworden.

Nach einem Unfall konnte er nicht mehr arbeiten, was die Situation verschlimm­erte. Seither habe er zu Hause gesessen und geweint oder sei wütend durch die Wohnung gelaufen. Mit dem Schlauch seiner Apnoemaske habe er sich am Tag der Tat erhängen wollen. Das habe nicht geklappt. Dann habe er seine Kinder eingeschlo­ssen, weil er nicht wollte, dass sie mitbekomme­n, was geschehen würde, und sei danach in die Küche gegangen, um sich selbst in den Hals zu stechen. Stattdesse­n aber sei er auf seine Frau losgegange­n. Auf die Frage des Richters, warum er das getan habe, rang der Angeklagte sichtlich mit der Antwort. Er wisse es nicht. Die ganze Situation sei nur noch schlimm gewesen damals.

Kommende Woche soll das psychiatri­sche Gutachten verlesen werden sowie das darauf basierende Urteil fallen.

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