Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Betriebe wollen Personal einstellen
Leiter der Arbeitsagentur bilanziert den Arbeitsmarkt des vergangenen Jahres
KREIS SIGMARINGEN - Das Jahr 2017 war für den Arbeitsmarkt im Landkreis Sigmaringen ein überwiegend erfreuliches, besonders aus Sicht der Bewerber: Viele fachlich geeignete Fachkräfte konnten und können sich nach wie vor Jobs regelrecht aussuchen. Einzig die vorübergehende Schließung von Alno ließ die Arbeitslosenzahlen im Kreis zum Ende des Jahres hin ansteigen. Dafür hatten auch andere Branchen Bereitschaft gezeigt, Alno-Mitarbeiter zu übernehmen, als noch nicht feststand, dass der Küchenhersteller einen neuen Investor finden würde. Etwa 300 Mitarbeiter, so Georg Link, Leiter der Arbeitsagentur Balingen, würden Alno erhalten bleiben. Bei einer Pressekonferenz haben Link und Pressesprecher Rolf Gehring über die Entwicklungen der vergangenen zwölf Monate informiert.
Der Bestand der Arbeitslosen hat im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent abgenommen, die Jugendarbeitslosigkeit in der Gruppe der 15bis 25-Jährigen ist um zehn Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen wurde um knapp 17 Prozent reduziert. Problematisch: Mehr als 40 Prozent der Arbeitslosen hat keine abgeschlossene Berufsausbildung. „Das ist der Nachteil am Bewerbermarkt: Viele ungelernte Kräfte entscheiden sich in fortgeschrittenem Alter gegen eine Ausbildung und für das schnelle Geld“, so Link. Um Arbeitslosigkeit vorzubeugen, sei aber eine Ausbildung essenziell, ansonsten sei das Risiko, arbeitslos zu werden, drei mal höher.
Der Wirtschaft im Kreis geht es gut
Eine hohe Einstellbereitschaft der Betriebe bescheinigt der Zuwachs an gemeldeten Arbeitsstellen mit einem Plus von 18,6 Prozent. Der Wirtschaft im Kreis gehe es gut, besonders in Mengen würden viel neue Arbeitsplätze geschaffen. Zum Jahresende gab es im Kreis Sigmaringen 2313 Arbeitslose, dieser Wert konnte zuletzt im Jahr 1991 unterschritten werden (1770 Arbeitslose). 2017 gab es 4236 Stellen im Pool der Arbeitsagentur. Etwa die Hälfte aller Arbeitslosen im Kreis beziehe Hartz IV.
Die Branche mit dem meisten Zulauf war die Kunst-, Holzherstellung und -verarbeitung (plus 192 Stellen), die meisten Verluste mussten die Schutz-, Sicherheits- und Überwachungsberufe hinnehmen (minus 116 Stellen), was laut Link auf den Personalrückgang bei der LEA aufgrund rückläufiger Flüchtlingszahlen zurückzuführen sei.
46 660 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte arbeiten im Landkreis Sigmaringen, wobei sich die Zahl der älteren Erwerbstätigen in den vergangenen 17 Jahren mehr als verdoppelt hat (absolut: 16 734). Dem gegenüber steht ein Rückgang der Erwerbstätigen der nachfolgenden Generationen um neun Prozent (24 172), die Zahl der jugendlichen Er- werbstätigkeiten nahm um zwei Prozent zu (5753).
Blickt man auf die Arbeitslosenquote in Bezug auf einzelne Personengruppen, so fällt auf, dass 2017 mit 3,3 Prozent etwas mehr Frauen als Männer (3,1) betroffen waren. 2,5 Prozent waren unter 25 Jahre alt, eine große Gruppe stellte die der Über-55-Jährigen dar: 4,1 Prozent – 2016 waren es 4,5 Prozent. Die größte Personengruppe bildet die der ausländischen Arbeitslosen mit 7,8 Prozent. „Im Vergleich zum Vorjahr gibt es hier aber auch die größten Verbesserungen“, erklärt Georg Link mit Blick auf die 1,6 Prozent Rückgang. Stand Dezember gab es 315 arbeitssuchende Flüchtlinge, davon 115 arbeitslos. „Die Differenz der Personen befindet sich in Sprachkursen oder Qualifizierungsmaßnahmen“, erläutert Link. „Es ist erfreulich, dass immer mehr Flüchtlinge hier Fuß fassen“, so Link, in dessen Augen diese Entwicklung auch 2018 und 2019 anhalten wird. Dennoch reiche die Zuwanderung nicht aus, um den Fachkräftemangel abzufangen. „Das Problem ist nach wie vor die Sprache, ohne diese Kenntnisse kann es keine Ausbildung auf Berufsschulniveau geben“, erklärt der Leiter der Arbeitsagentur.
Viele Firmen beschäftigen ungelernte Flüchtlinge im Kreis, um sie nachträglich zu qualifizieren. „Das klappt gut“, sagt Link, was aber auch an einer intensiven Betreuung, auch durch Ehrenamtliche, liege.