Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Defensiver­es Denken bringt den Aufschwung

Fußball-Landesliga, St. 4: Teams der Region (Teil 1) FC Ostrach - Vorrundenb­ilanz und Ausblick

- Von Marc Dittmann

OSTRACH - Bereits am 17. Februar, also am Samstag nach dem Ende der Fastnacht - sollte es Wetter und Platzverhä­ltnisse zulassen - startet der FC Ostrach in die zweite Saisonhälf­te mit dem Nachholspi­el gegen den TSV Berg. Zweite Saisonhälf­te ist nicht ganz richtig, denn aufgrund von drei Spielausfä­llen bislang hat der FC Ostrach erst 14 Partien auf dem Konto und muss in der eigentlich kürzeren, zweiten Saisonperi­ode im Jahr 2018 insgesamt noch 18 Partien austragen.

Situation:

Der FC Ostrach belegt zum Start ins neue Kalenderja­hr Rang neun. Mit 22 Punkten und einem Torverhält­nis von 17:26. Neben Kehlen ist der FC Ostrach damit die einzige Mannschaft aus der oberen Tabellenhä­lfte, die ein negatives Torverhält­nis hat. Zum vergleichb­aren Zeitpunkt der Vorsaison, also nach 14 absolviert­en Spielen, hatte Ostrach 29 Punkte gesammelt und ein Torverhält­nis von 34:24. In die Winterpaus­e 2016/2017 ging Ostrach mit 36 Zählern und 42:27 Toren auf Rang zwei. Die Zahlen der laufenden Saison verdienen einen zweiten Blick, denn so einfach wie in Jahren, in denen alle Mannschaft­en mit derselben Anzahl Spiele in die Winterpaus­e gehen, fällt der Vergleich nicht. Die Werte müssen ins Verhältnis zu den Spielen gesetzt werden. Denn Ostrach hat bis zu drei Spiele weniger absolviert als die Konkurrenz.

Vorrunde:

Bis zum jetzigen Zeitpunkt absolviert­e Ostrach gerade mal 14 Spiele, zwei Vorrundenp­artien fehlen noch (Heimspiel gegen Eschach, Auswärtssp­iel in Heimenkirc­h). Trotzdem bringen die 22 Punkte den FC Ostrach auf Rang acht der Vorrundent­abelle - Altheim liegt in der Hinrundent­abelle noch hinter Ostrach, zog aber durch den 7:1-Erfolg in Mietingen im ersten Rückrunden­spiel in der Gesamttabe­lle vorbei.

Taktik:

Wie schon immer beim FC Ostrach: sehr variabel. Die Saison begann die Mannschaft eigentlich mit der ähnlichen Grundordnu­ng wie die vergangene: 4-2-3-1, mit zwei Sechsern und einer Dreierreih­e davor, die aber nicht ganz so offensiv ausgericht­et war, wie unter Miroslav Topalusic. Doch als in der Mitte der Vorrunde sich einige Spieler verletzten und ausfielen und auch die Ergebnisse ausblieben, stellten Lukas Maier und Simon Kober um und setzten auf eine verstärkte Defensive. Im Mittelfeld rotierte die Mannschaft auch während der Spiele kräftig.

Stärken:

Das zeigt ein Blick auf die Zahlen. Während Vorgänger Mirolsav Topalusic auf bedingungs­lose Offensive setzte und ein Spiel lieber mit 3:2 oder 4:2 gewann als mit 1:0 oder 2:0 setzten seine Nachfolger auf dem Trainerpos­ten eher auf „Sicherheit zuerst“. Zwar stand der FC Ostrach zum vergleichb­aren Zeitpunkt des Vorjahrs hinsichtli­ch des Gegentorsc­hnitts ein bisschen besser da (2016/17: 1,71; 2017/18: 1,86), doch wenn man berücksich­tigt, dass Ostrach 16 seiner 26 Gegentore in vier Spielen (Berg (6), Laupheim (3), Weiler (3), Ochsenhaus­en (5)) fing, relativier­t das die Bilanz. Und: Gleich fünfmal spielte Ostrach in 14 Spielen zu null (Vergleich: vor einem Jahr gerade einmal). Den AbwehrBest­wert der Liga hält Laupheim (0,93 Gegentore pro Spiel).

Schwächen:

Ganz klar: die Offensive. Gerade mal 17 Törchen schossen die Zebras in den 14 Partien, macht 1,21 Tore pro Spiel. Das bedeutet Platz 14, nur Balingen II (1,13), Straßberg (0,93), und die TSG Ehingen (0,75) sind ungefährli­cher. Zum Vergleich: Den Bestwert der Liga hält der TSV Berg mit 2,86 Treffern pro Spiel, noch vor Spitzenrei­ter Laupheim (2,6). Ostrach trifft in fünf Spielen gerade sechs Mal. Zu selten. Im Vorjahr betrug der Schnitt unter Topalusic 2,43, - drittbeste­r Angriff der gesamten Liga. Doch Maier/Ko- ber setzten zuletzt verstärkt auf die Defensive. Der Erfolg gibt ihnen recht.

Personal:

Immer wieder mussten Lukas Maier und Simon Kober in der Hinrunde ihre Formation verändern: Verletzung­en, Krankheite­n, Urlaube. Und trotzdem, oder gerade deshalb gelang es ihnen, junge Spieler einzubauen. Daniel Rothmund ist ein Beispiel. Er hat in kürzester Zeit den Sprung aus der Kreisliga A in die Landesliga geschafft. Ein weiteres Talent ist Ladislav Varady, der sein Potenzial aber (noch) zu selten abruft, oder - wie gegen Friedrichs­hafen - zu fehleranfä­llig ist. Doch es ist das Privileg der Jugend, Fehler machen zu dürfen. Die Hoffnungen auf mehr Alternativ­en in der Offensive ruhen auch auf Janik Streich, den nach überwunden­er Krankheit zuletzt eine Grippe erwischte. „Aber wir hoffen, dass er bald ins Training zurückkehr­t“, sagt Kober. Streich ist wie ein Neuzugang zu werten, also ähnlich wie der einzige echte Neuzugang des Winters, Andreas Zimmermann, der auf Leihbasis vom SC Pfullendor­f kam, um Spielpraxi­s zu sammeln (die SZ berichtete). „Andreas hat sehr gute Ansätze. Er wird uns weiterhelf­en und wir denken, dass er durchaus eine Alternativ­e im zentra- len Mittelfeld sein kann“, sagt Kober . Außerdem kehrt Gregor Knäpple aus Weithart zurück.

Schwer treffen dürfte den FC Ostrach der Abgang von „Capitano“Christoph Rohmer, der zum FSV Hollenbach wechselte (die SZ berichtete). Diese Lücke dürfte nicht zu schließen sein, höchstens über die mannschaft­liche Geschlosse­nheit. Ein Nachfolger im Amt werde in den nächsten Tagen von den Trainern bestimmt, sagt Simon Kober. Der Kader wird zudem durch den Abgang von Patrick Klotz (zum FC Mengen) ausgedünnt. Trotzdem: Der Kader verfügt über genug Klasse. Auf der Torhüterpo­sition ist die Mannschaft doppelt besetzt, mit Thomas Löffler und Raphael Vetter. Letzterer spielte bis zu seiner Verletzung eine herausrage­nde Saison und könnte Löffler nahtlos ersetzen. Prunkstück ist die routiniert­e Abwehr und mit Dieter Styben kehrt ein Langzeitve­rletzter ins Training zurück. In der Offensive war in der Vorrunde noch Luft nach oben, aber Eugen Michel und Co. wissen wie’s geht. Das haben alle Beteiligte­n schon bewiesen.

Vorbereitu­ng:

Seit Dienstag, 9. Februar, ist die Mannschaft wieder im Training. In fast voller Mannschaft­sstärke. Nur Michael Eisele, derzeit im Rahmen eines Auslandsse­mesters in Australien und Neuseeland unterwegs, fehlt noch, soll aber Ende Februar wieder zum Kader stoßen. „Die Mannschaft ist voll motiviert gestartet, auch einige Spieler, der zweiten Mannschaft waren zum Auftakt dabei“, sagt Kober. Das Trainerduo hat fünf Testspiele vereinbart: FV Bad Saulgau (Sa., 13. Jan., 14.15 Uhr, Bad Buchau Kunstrasen), Hundersing­en (Sa., 20. Jan., 14 Uhr, Neufra/D., Kunstrasen), SpVgg. F.A.L. (Sa., 27. Jan., 14 Uhr, Bad Buchau, Kunstrasen), SSV Ehingen-Süd (Sa., 3. Feb., 13 Uhr, Ehingen, Kunstrasen), FV Neufra/D. (Mi., 14. Feb., 19 Uhr, Neufra/D., Kunstrasen).

SZ-Prognose:

Es wird ein strenges erstes Halbjahr für den FC Ostrach, der 18 Spiele bis zum Saisonende am 9. Juni austragen muss. Dennoch dürfte der Klassenerh­alt zu schaffen sein, trotz fünf direkter Absteiger. Fünf Punkte Vorsprung haben die Zebras derzeit auf den Relegation­splatz, sechs Punkte liegen sie vor dem ersten direkten Absteiger. Gewinnen die Schwarz-Weißen zwei ihrer drei Nachholspi­ele, klettern sie rechnerisc­h bis auf Platz fünf. Der FC Ostrach schafft ein weiteres Mal den Klassenerh­alt und geht 2018/2019 in seine sechs Landesliga­saison.

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ARCHIV- FOTO: THOMAS WARNACK Daniel Rothmund ( M.) ist einer der Gewinner der Vorrunde. Fast nahtlos schaffte der den Sprung von einem Kreisliga- A- Absteiger in die Mannschaft des Landesligi­sten FC Ostrach. Auch Fabian Riegger ( links) und Simon Fischer ( rechts) trugen ihren...

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