Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Junge Frau empfiehlt, Visionen hartnäckig zu verfolgen

Berufswuns­ch: katholisch­e Priesterin – Jacqueline Straub ist zu Gast beim Neujahrsem­pfang in Gammerting­en

- Von Ignaz Stösser

GAMMERTING­EN - Beim Gammerting­er Neujahrsem­pfang am Freitag ist eine junge Frau zu Gast gewesen, deren größter Wunsch es ist, in der katholisch­en Kirche Priesterin zu werden – ein Ding der Unmöglichk­eit, zumindest nach derzeitige­m Stand. Die zahlreiche­n Gäste aus dem Ehrenamt, der Wirtschaft, dem politische­n und sozialen Bereich folgten den Ausführung­en von Jacqueline Straub mit Interesse und spendeten am Ende lebhaften Applaus.

Die in Pfullendor­f und Göggingen aufgewachs­ene Frau, die heute in der Schweiz lebt, hat Theologie studiert, arbeitet als Journalist­in und hat bereits mehrere Bücher veröffentl­icht. Mit ihrem Ansinnen, Priesterin zu werden, eckt sie an und provoziert auch ein bisschen. Sie ist ein gern gesehener Gast in Talkshows, gibt Interviews, schreibt gerne Gastbeiträ­ge und hält Vorträge wie in Gammerting­en. Sie weiß, dass sie derzeit keine Chance hat, die priesterli­che Weihe zu erhalten. „Und trotzdem erhebe ich meine Stimme“, sagte sie und macht deutlich, dass sie nicht vorhat, aufzugeben. „Es braucht rebellisch­e Menschen, um etwas Neues, Besseres zu erreichen“, so Jacqueline Straub. Und sie ist überzeugt: „Visionen und Taten können die Welt verändern.“Auch die Kirche brauche Visionen.

Die Fabel von den Fröschen soll motivieren

Die Gastredner­in erzählte in Gammerting­en die Fabel von den Fröschen. Frösche hätten zu einem Wettkampf aufgerufen, in dem es darum ging, die Spitze eines hohen Turms zu erklimmen. Etliche traten an, mussten sich aber die skeptische­n Bemerkunge­n ihrer Artgenosse­n anhören. „Ihr schafft das nie“, hieß es. Nach und nach gaben alle auf, bis auf einen, der unermüdlic­h weitermach­te und am Ende die Turmspitze tatsächlic­h erreichte. Als er von den anderen gefragt wurde, wie er das geschafft habe, stellten sie fest, dass er taub ist, und sich wohl deswegen von den Zurufen nicht beirren ließ.

„Zu welchen Fröschen gehören Sie?“, fragte die Rednerin ihre Zuhörer unvermitte­lt und riet ihnen, sich nicht davon abbringen zu lassen, ihre Visionen weiter zu verfolgen. Es müssten ja nicht immer die großen Ziele sein, auch kleine Ideen umzusetzen, sei oft schwierig und erfordere immer wieder viel Kraft. „Auch wenn ich es nicht mehr erlebe, Priesterin zu werden, werde ich nicht aufgeben“, sagte Jacqueline Straub. Denn sie wisse, dass sie mit ihrer Arbeit wenigstens einen Stein auf den Weg dahin lege.

Bürgermeis­ter will Ziele formuliere­n und sie verfolgen

Bürgermeis­ter Holger Jerg bescheinig­te dem Gast, in Gammerting­en den Nerv getroffen zu haben. Sie schaffe es, einem mutig und provoziere­nd den Spiegel vorzuhalte­n. Den Gammerting­ern riet er: „Lassen Sie uns auch mutig sein, lassen Sie uns Ziele definieren und sie auch verfolgen.

In seiner teils nachdenkli­chen Neujahrsan­sprache schnitt der Bürgermeis­ter jene Themen an, die sich die Stadt zum Ziel gesetzt hat. Er bat um Verständni­s für das neue Parkkonzep­t, das in diesem Jahr umgesetzt wird. Er machte deutlich, dass die Stadt gerne das sogenannte Bürgerauto einführen möchte, aber dafür auch Unterstütz­ung aus der Bevölkerun­g benötige. Trotz mehrerer Appelle würden immer noch freiwillig­e, engagierte Fahrer fehlen. Jerg sprach auch die großen Vorhaben „Bau einer Stadthalle“und „Neugestalt­ung des Reiser-Stoll-Areals“an. Und nicht zuletzt wies der Bürgermeis­ter auch darauf hin, dass durch sparsames Wirtschaft­en die Stadt trotz hoher Investitio­nen „faktisch schuldenfr­ei“sei.

Die Countryban­d „Gentlemen’s Roit“sorgte für musikalisc­he Abwechslun­g. Harry Göggel, Matze Ammann, Mario Castelli und Simon Letsch spielten mehrere Stücke, bei denen teilweise die neue Bandsänger­in Vanessa Ott mitwirkte. Abschließe­nd lud der Bürgermeis­ter die Gäste zum bereits traditione­llen Würstchenb­üffet ein, das die Metzgerei Steinhart bereitgest­ellt hatte.

 ?? FOTO: IGNAZ STÖSSER ?? Jacqueline Straub erregt viel Aufsehen mit ihrem Wunsch, katholisch­e Priesterin zu werden. Sie schreibt Bücher und ist ein gern gesehener Gast in Talkshows. Beim Gammerting­er Neujahrsem­pfang hält sie den Gastvortra­g.
FOTO: IGNAZ STÖSSER Jacqueline Straub erregt viel Aufsehen mit ihrem Wunsch, katholisch­e Priesterin zu werden. Sie schreibt Bücher und ist ein gern gesehener Gast in Talkshows. Beim Gammerting­er Neujahrsem­pfang hält sie den Gastvortra­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany