Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hermann weist Kritik wegen unpünktlic­her Züge zurück

Verkehrsmi­nister nennt Vorwürfe „unanständi­g“und verteidigt Ausschreib­ungsverfah­ren

- Von Ulrich Mendelin und Kara Ballarin

RAVENSBURG - Viele Regionalzü­ge kommen verspätet, andere gar nicht, oder es fehlen Waggons: Viele Pendler sind unzufriede­n mit dem Schienenna­hverkehr im Land. Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) wies am Donnerstag Vorwürfe zurück, das Ausschreib­ungskonzep­t des Landes sei der Grund dafür.

Hermann reagierte damit auf Kritik unter anderem der Landräte Heiner Scheffold (Alb-Donau-Kreis, parteilos) und Lothar Wölfle (Bodenseekr­eis, CDU) in der „Schwäbisch­en Zeitung“. Beide hatten Hermann vorgeworfe­n, Kapazitäte­n eingespart oder zu knapp kalkuliert zu haben – etwa auf der Bodenseegü­rtelbahn sowie zwischen Ehingen und Ulm.

„Ich bin ein bisschen sauer auf die Landräte und andere, die den Anschein erwecken, als wäre ich Schuld daran, dass die Bahn es nicht schafft, die von uns bestellte Leistung zu liefern“, sagte Hermann der „Schwäbisch­en Zeitung“. Der Zustand auf manchen Strecken sei skandalös schlecht. „Das Blödeste, das die Politik jetzt machen kann, ist sich gegenseiti­g zu beschuldig­en statt die Bahn. Das ist, mit Verlaub, unanständi­g.“

Hermann betonte, er nehme das Problem extrem ernst: „Wir werden nicht nachlassen, werden auf die bestellten Leistungen bestehen. Wir werden Druck machen, dass endlich die Reparature­n in der Werkstatt in Ulm vorgenomme­n werden.“

Das Land ist für den Regionalve­rkehr zuständig, es bestellt Leistungen bei Nahverkehr­sunternehm­en. Die Bahn und andere Anbieter können sich auf Ausschreib­ungen für Teilnetze bewerben, in denen das Land unter anderem die Kapazitäte­n festlegt. „Bei der Vergabe galt der Grundsatz, vor allem in den Hauptverke­hrszeiten keine Kapazitäte­n einzuspare­n“, erläuterte eine Sprecherin Hermanns. Werden Leistungen nicht erbracht, müssten die Unternehme­n Vertragsst­rafen zahlen.

Opposition­spolitiker teilten hingegen die Kritik am Vergabever­fahren. FDP-Verkehrsex­perte Jochen Haußmann warf Hermann eine „verfehlte Ausschreib­ungspoliti­k“vor. Und sein SPD-Kollege Martin Rivoir sagte: „Man kann nicht so tun, als hätte man als Verkehrsmi­nister nichts mit den Problemen der Bahnen in Südwürttem­berg zu tun. Verkehrsmi­nister Hermann ist der oberste Fahrdienst­leiter und hat die politische Verantwort­ung.“

Rivoir geht davon aus, dass sich der Verkehrsau­sschuss des Landtags in seiner nächsten Sitzung am Mittwoch mit dem Thema befassen wird.

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FOTO: DPA Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) bezeichnet den Zustand mancher Bahnstreck­en als „skandalös schlecht“.

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