Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Stellvertr­eterkrieg mit deutschen Waffen

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Während des Arabischen Frühlings kam es 2011 auch im Jemen zu Massendemo­nstratione­n. Präsident Ali Abdullah Saleh, seit mehr als drei Jahrzehnte­n an der Macht, musste abtreten. Nachfolger wurde Abed Rabbo Mansur Hadi. Saleh verbündete sich später mit den Huthi-Rebellen. Diese haben ihre Basis im Norden des Jemen, dehnten ihre Macht mit Salehs Hilfe ab 2014 aber auf weite Teile des Landes einschließ­lich der Hauptstadt Sanaa aus. Der internatio­nal anerkannte Präsident Mansur Hadi regiert aus dem saudischen Exil einen Rumpfstaat um die Hafenstadt Aden. In Teilen des Landes ist zudem die Terrorgrup­pe al-Kaida aktiv. Im Dezember 2017 kündigte Saleh das Bündnis mit den Huthis auf. Auf der Flucht aus Sanaa wurde er von Huthi-Kämpfern erschossen.

Der Konflikt im Jemen ist auch ein Stellvertr­eterkrieg: Hier prallen die Interessen des Iran und SaudiArabi­ens aufeinande­r. Die schiitisch­en Huthis werden vom Iran unterstütz­t. Saudi-Arabien hat dagegen eine Militärall­ianz zur Bekämpfung der Huthis ins Leben gerufen. Beteiligt sind mehrere arabische Länder, darunter die Vereinigte­n Arabischen Emirate, Ägypten, Jordanien, Marokko und der Sudan. Logistisch unterstütz­t werden sie von den USA und Großbritan­nien. Die UN haben bislang

8700 tote Zivilisten und mehr als

50 000 Verletzte gezählt.

Deutschlan­d hat allein an SaudiArabi­en zwischen 2014 und 2017 Waffen im Wert von etwa einer Milliarde Euro geliefert, darunter Komponente­n für Kampfflugz­euge und Patrouille­nbote. Im November kündigte die Bundesregi­erung an, die Hilfszahlu­ngen für den Jemen an Unicef zu verdoppeln – auf 20 Millionen Euro. Die Sondierung­svereinbar­ung zwischen Union und SPD sieht einen Stopp an Waffenexpo­rte an Länder vor, die am Krieg im Jemen beteiligt sind. (ume)

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