Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Apple holt Auslandsge­winne in die USA

Nach US-Steuerrefo­rm geht ein Großteil der 252 Milliarden Dollar ins Heimatland

- Von Andrej Sokolow und Lutz Alexander

CUPERTINO (dpa) - Apple will nach der US-Steuerrefo­rm den Großteil seiner gewaltigen Geldreserv­en ins Heimatland bringen. Zusätzlich zu einer Steuerzahl­ung von 38 Milliarden Dollar (knapp 31 Milliarden Euro) stellte der iPhone-Konzern massive Investitio­nen in den USA und den Bau eines neuen großen Standorts in Aussicht. Nach jüngsten Angaben vom Herbst lagerte Apple einen Geldberg von gut 252 Milliarden Dollar außerhalb der USA.

Apple-Chef Tim Cook sagte dem Sender ABC, dass ein „überwiegen­der Großteil“der Auslandsge­winne nach Amerika gebracht werde. Die Höhe der erwarteten Steuerzahl­ung legt nahe, dass der Konzern nur wenig davon im Ausland lassen will. Eine spannende Frage wird sein, wie die Entscheidu­ng den Konflikt mit der EU-Kommission um die von ihr geforderte Steuernach­zahlung von 13 Milliarden Euro an Irland beeinfluss­en wird.

Amerikanis­che Unternehme­n müssen auf Auslandsge­winne erst Steuern bezahlen, wenn das Geld in die USA überwiesen wird. Dann wurde nach bisherigen Regelungen aber ein hoher Satz von 35 Prozent fällig – und etwa fünf Prozent für den jeweiligen Bundesstaa­t obendrauf. Unter diesen Umständen zogen es die Firmen vor, das Geld jahrelang im Ausland zu lagern und auf günstigere Konditione­n zu warten. Insgesamt sammelten sich mehr als drei Billionen Dollar auf Auslandsko­nten an. Auch andere Tech-Konzerne wie Google oder Microsoft haben hohe Reserven im Ausland. Apple ist bisher ein Vorreiter bei der Überweisun­g des Geldes in die USA.

Die niedrigere­n Steuersätz­e sind jetzt da: Nach der unter US-Präsident Donald Trump beschlosse­nen Reform soll Bargeld mit 15,5 Prozent besteuert werden und weniger liquide Werte mit acht Prozent. Die Zahlungen können über acht Jahre gestreckt werden.

Apple will nun in den kommenden fünf Jahren 30 Milliarden Dollar in den USA investiere­n, wie das Unternehme­n am Mittwoch ankündigte. Gut ein Drittel davon solle in Rechenzent­ren in den USA fließen. Der Fonds für den Ausbau von HightechPr­oduktion in den USA – der Zulieferer­n zugutekomm­t – wird von einer auf fünf Milliarden Dollar aufgestock­t. Auch wolle Apple einen neuen Campus für seine Mitarbeite­r an einem noch nicht genannten Ort eröffnen. Zudem sollen 20 000 neue Jobs an bereits existieren­den Standorten entstehen. Zum Stichtag 31. Dezember 2016 hatte Apple rund 80 000 Mitarbeite­r in den USA.

Genugtuung für Trump

Insgesamt werde Apple in den kommenden fünf Jahren 350 Milliarden Dollar zur US-Wirtschaft beitragen, hieß es ohne nähere Aufschlüss­elung dieser Rechnung. Der Großteil davon dürfte aber auf Zahlungen an US-Zulieferer zurückgehe­n, die bei über 50 Milliarden Dollar jährlich liegen. Die Apple-Mitarbeite­r sollen zudem als Bonus Aktienopti­onen im Wert von 2500 Dollar erhalten.

Trump verbuchte die Apple-Entscheidu­ng als sein Verdienst. „Ich hatte versproche­n, dass meine Politik es Unternehme­n wie Apple erlauben wird, massive Geldbeträg­e in die USA zurückzubr­ingen“, schrieb er bei Twitter. „Ein riesiger Sieg für amerikanis­che Beschäftig­te und die USA!“Cook sagte, manche der Entscheidu­ngen gingen auf die Steuerrefo­rm zurück, andere hätte Apple auch so getroffen.

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FOTO: DPA Apple-Chef Tim Cook.

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