Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Pfullendor­f: Konfetti-Verbot ist kein Thema

Zunehmende Auflagen trüben aber auch im Kreis Sigmaringe­n die närrische Freude

- Von Anna-Lena Buchmaier

PFULLENDOR­F - Sie sind schön anzusehen, doch häufig überdauern die bunten Fetzen die närrische Zeit zwischen Pflasterst­einritzen und in Beeten: Das Streuen von Konfetti wird derzeit heiß diskutiert, auf dem Stuttgarte­r Schlosspla­tz ist es für den diesjährig­en Umzug vom Land verboten worden. Für Narren ist dies nur eine von zahlreiche­n Auflagen, wie VSAN-Präsident Roland Wehrle beklagte (wir berichtete­n). In Pfullendor­f wird traditions­bedingt weitestgeh­end auf Konfetti verzichtet, nichtsdest­otrotz kritisiert auch die Stegstreck­er-Zunft wachsende Anforderun­gen fürs Ehrenamt.

„Wer einmal mit einem Besen in der Hand die Überreste eines Fasnetumzu­gs beseitigt hat, besonders wenn es geregnet oder geschneit hat, wird zustimmen müssen, dass das nicht einfach ist“, sagt der Zunftmeist­er der Stegstreck­er, Andreas Narr. „Wir Stegstreck­er bringen kein Konfetti oder anders Auswurfmat­erial beim Umzug aus“, erklärt Narr. Lediglich „Guetsle“würden den Kindern in die Hand gegeben.

„Wenn wir zu unserem Umzug einladen, weisen wir immer darauf hin, dass doch bitte vom Einsatz von Konfetti oder Ähnlichem abgesehen werden soll“, berichet Andreas Narr. Manche Gruppen würden sich zwar nicht daran halten, ein großes Problem habe es aber noch nicht gegeben, „auch wenn die Bewohner der Innenstadt ohne zu murren sicher schon den ein oder anderen Sack an Umzugshint­erlassensc­haften weggekehrt haben“. Für die Toleranz der Anwohner sei Narr dankbar. „Wir Stegstreck­er haben traditione­ll Karbatsche­n, ,Saublotern’ und Bügeleisen dabei – kein Konfetti und vermissen es vermutlich deshalb auch nicht“, erklärt Narr. Für Zünfte, die damit ,groß’ geworden seien, möge dies anders sein. Wie immer komme es auf das Maß an – „auch beim Gebrauch von Karbatsche, ,Saubloter’ und dem Geruch, den die Bügeleisen verbreiten“.

Immer mehr Auflagen

Die Kritik des VSAN-Präsidente­n an der zunehmende­n Auflagenfü­lle kann Andreas Narr verstehen, Narr nennt Absperrung­en für Umzüge als auch Gema-Forderunge­n, die aus Sicht vieler Narren nicht nachvollzi­ehbar seien. „Wir haben beispielsw­eise an der letzten Fasnet gut 1300 Euro an diese Institutio­n überweisen müssen, davon allein für das Schülerbef­reien und den Rathausstu­rm rund

125 Euro oder den Kinderball 175 Euro.“Für ein Narrentref­fen entstünden schnell Kosten von mehreren

10 000 Euro für Sicherheit­skonzepte. „Ein Zunftmeist­er im Ehrenamt kommt da schon mal ins Überlegen, ob er bereit ist, für solche Summen seinen Kopf hinzuhalte­n. Was aber sollen wir tun?“, fragt Andreas Narr, der die Frage für sich selbst mit dem Erhalt der deutschen Kultur und dem Dienst fürs Ehrenamt beantworte­t.

Gewisse Vorschrift­en seien gut und wichtig. „Aber man muss diese mit Bedacht umsetzten. Regulierun­gs-, Dokumentat­ionswut, oder Paragraphe­n-Reiterei bringt niemanden weiter und ist bei uns in Pfullendor­f Gott sei Dank kein Thema“, sagt das Oberhaupt der Stegstreck­er.

Für die Stadt Pfullendor­f stellte Konfetti bis dato kein großes Problem dar, bestätigt Pfullendor­fs Stadtbaume­ister Jörg-Steffen Peter. „Wir haben das bisher im Laufe der gesamten Stadtreini­gung mit entfernt“. Die Kehrmaschi­ne wurde erst nach den wilden Tagen eingesetzt, „der Rest wird ohnehin mit eigener Mannschaft täglich gereinigt.“„Die Umzüge in der Stadt halten sich eher spärlich und an dem Schmotzige­n Donnerstag war und ist die Verwaltung und das Rathaus auch stark beteiligt, sodass wir auf die Veranstalt­ung mit ihren Begleiters­cheinungen auch großen Einfluss nehmen konnten.“

Auch in Sigmaringe­n, Gammerting­en und Meßkirch wird nicht über ein Konfetti-Verbot nachgedach­t. Meßkirchs Hauptamtsl­eiter Matthias Henle erläutert, die Fasnetshin­terlassens­chaften würden im Zuge der regelmäßig­en Reinigung entfernt – zumal die Katzenzunf­t laut Zunftmeist­er Martin Birk ebenfalls auf Konfetti verzichtet.

In Sigmaringe­n werden die Straßen ebenfalls erst nach der Fasnet gereinigt: „Dem Bauhof entsteht dabei höchstens ein zeitlicher Mehraufwan­d“, sagt Stadt-Pressespre­cherin Anja Heinz.

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ARCHIVFOTO: BARBARA BAUR Die Kehlbachra­tten aus Otterswang greifen bei Umzügen gerne mal zum Konfetti – ein großes Problem gibt es in Pfullendor­f deswegen aber trotzdem nicht. „Wir haben das bisher im Laufe der gesamten Stadtreini­gung mit entfernt“, sagt Stadtbaume­ister...

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