Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ruhig weitermachen – und schmerzfrei
Richard Freitag kommt bei Skiflug-WM stark zurück – Qualifikation vertagt
OBERSTDORF - „Friederike“hatte nicht wirklich ein Einsehen, auch wenn nur alle zwei Jahre SkiflugWeltmeisterschaft ist. Die aktuelle in Oberstdorf blieb am Trainings- und Qualifikationstag für den Einzelwettbewerb zunächst Sturmtief-verschont; das befürchtete „Vom Winde verweht“im befürchtet großen Stil fiel aus, auch Regen und Schnee pausierten fast punktgenau. Für exakt einen Trainingsdurchgang. Dann ging nichts mehr: Qualifikation vertagt – auf Freitag (14.30 Uhr; die Wertungsflüge eins und zwei folgen ab 16 Uhr).
Ein Trainingsdurchgang. Immerhin. Sehr willkommen ist der Richard Freitag gewesen. Ein Knochenmark-Ödem an der linken Hüftpfanne hatte der diesen Winter beste deutsche Skispringer als schmerzhaftes Souvenir von der Vierschanzentournee mitgebracht, 14 CouchTage nach dem Sturz an Innsbrucks Bergisel tut da jeder einzelne Flug gut. Sicherheit zurückgewinnen, Gefühl aufbauen für die Heini-KlopferSchanze, für die acht Sekunden in der Luft – das war der Plan. Er sollte aufgehen, dieses eine mögliche Mal.
Nach 207,0 Metern landete Richard Freitag. Der erste Flug über die 200er-Marke war das, einer von letztlich elf. Zufrieden? „Auf jeden Fall. Wir machen weiter!“Will sagen: neu fokussieren, abermals abrufen, was sich eingeprägt hat aus diesem Versuch, aus den Videobildern, aus den Wettbewerbsflügen der beiden Weltcup-Konkurrenzen des Vorjahres. Damals feierte die Anlage, für 12,3 Millionen Euro aufwendigst auf WM-Format getrimmt, Wiedereröffnung. Hill Size 235 Meter seither, Richard Freitag wurde da erst Zehnter, dann Elfter. Und gab zu Protokoll, er sei „extrem früh“gewesen. „Ich weiß, dass ich wirklich auf die Kante warten muss.“
Weil der Richard Freitag der Saison 2017/18 ganz offensichtlich ein konstant sehr, sehr, sehr, sehr guter Skispringer ist, passt heuer auch das mit der Kante. Dieses eine mögliche Mal jedenfalls. Siebtbeste Weite, neuntbeste Punktzahl samt Windund Gate-Zählern. Nochmals die Frage, nach Dienstende jetzt, mit etwas Abstand: Zufrieden? „Ein bisschen anders nervös“, antwortet Richard Freitag, sei er gewesen „oben“. Und nun? „Es war e-i-n Flug. Ich versuch‘, einfach ruhig weiterzumachen.“Nicht minder wichtig: schmerzfrei. Nur „in den Endphasen der Bewegungen“sei das anders, „aber die brauch‘ ich im besten Fall beim Fliegen nicht“.
Apropos bester Fall: Bei einer Weltmeisterschaft ist das eine Medaille – bis Innsbruck hätte Richard Freitag sich da noch so sehr winden können. Tut er nicht an diesem 18. Januar 2018 in Oberstdorf, zwei Wochen nach dem Sturz. Schlicht froh sei er, „dabei zu sein. Dass ich mein Bestes gebe, ist eh klar.“