Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit Taktgefühl ins neue Jahr
„Sax’n Strings“spielen bei der Neujahrsmatinee im Sigmaringer Hofgarten.
SIGMARINGEN - Die Gesellschaft für Kunst und Kultur (Kuku) ist mit einem anspruchsvollen, klanglich sehr reizvollen und unterhaltsamen Konzert in das neue Jahr gegangen: Die „Sax´n Strings“bestehen aus einem klassischen Streichquartett und einem Saxofon. Diese außergewöhnliche Formation bietet ganz besonderen Klang. Kuku-Vorsitzender Siegfried Gebhardt freute sich über einen voll besetzten Saal. „Wir haben für Sie einen besonderen Leckerbissen ausgewählt“, sagte er in seiner Begrüßung. Bürgermeister Thomas Schärer wünschte in seinem Grußwort der Gesellschaft für Kunst und Kultur ein gutes neues Jahr mit vielen guten Veranstaltungen. „Herr Kovacic und Herr Gebhardt sagen mir immer: Kuku ist das Kulturamt der Stadt“, so der Bürgermeister mit einem Augenzwinkern. Am Ende des Konzerts lobte Guntram Bumiller, Saxofonist und Leiter der Musikfestwochen Donau-Oberschwaben, die Konzertreihe von Kuku, die Kovacic gestaltet und verantwortet: „Ich beobachte es von Ehingen aus“, berichtete er.
Das Ensemble gibt verschiedene Musikstile zum Besten
Das Publikum war von der Konzertmatinee begeistert und gab viel Applaus. Die Musiker – Stefan Schubert (Violine), Moritz von Blow (Violine), Irene Lachner (Viola), Georg Oyen (Cello) und Guntram Bumiller (Saxofon) – boten ein sehr ansprechendes, abwechslungsreiches Programm, das Cellist Oyen mit viel Humor moderierte.
Dramaturgisch wurde ein weiter Bogen gespannt, der mit Astor Piazzolla begann und mit der Zugabe endete. Dazwischen entfalteten sich überraschende Welten und Stile, die aus der originellen Klangformation entsprangen. Immer wieder verblüffte das Saxofon, das sich als kongenialer Partner der Streicher erwies. Die hohe Klangkultur, ein tiefes Verständnis von musikalischem Ausdruck und die geteilte Freude am Musizieren zogen sich wie ein roter Faden durch das Programm und verbanden die sehr unterschiedlichen musikalischen Stile.
Sinnlich-melancholisch besang das Saxofon Astor Piazzolas Frühling in Buenos Aires, rau und heißer klangen die Streicher, dazu die feurigemotionalen Tango-Rhythmen. Sehr intensiv erklang das überaus expressive und spannungsvolle „Adagio“von Samuel Barber. Das souveräne virtuose Spiel der Streicher und die samtene introvertierte Stimme des Saxophons schienen die Zeit aufzuheben.
Die Musiker überraschten mit Jazzmusik. „Wir sind keine echten Jazzmusiker, loten aber Grenzen aus“, erklärte Cellist Oyen. Gekonnt hatten sie einen zusammenhängenden Block aus vier Jazz-Stücken von Friedrich Gulda, den sie mit „Cries in the Dark“von Eduard Pütz unterbrachen, gebildet. Das Streichquartett warf sich voller Elan in die Rhythmen des Jazz, Pizzicati brachten eine feine Dynamik in die Motive des Saxofons, das Schnippen mit den Fingern begleitete das mitreißende Cellosolo. Das Ensemble bot eine Vielfalt von Musikstilen, die klanglich überzeugten, wie das Klezmer-Stück „Esquisse hébraïque“von Alexander Krein, gefolgt von „Habanera“von Maurice Ravel. Auch der „Folksong“von Ralph Vaughan-Williams sowie Choräle von Johann Sebastian Bach wurden gespielt, dazu Filmmusik von Ennio Morricone oder minimalistische Variationen von Karl Jenkins „Adiemus“. Streicher und Saxofon bildeten einen exzellent ausbalancierten Klangkörper, der sich durch die große Akustik des Leopoldsaals entfaltete.
Mit „Broadway Follies“von Benedikt Brydern setzten die Musiker einen lebhaften Schlussakkord. Das Stück mit einer Art Varieté-Klang ist eigens für die Formation geschrieben worden, berichtete Cellist Oyen. Streicher und Saxofon liefen nochmal zur Hochform auf und feierten die Bandbreite ihrer musikalischen Möglichkeiten.
Nach einem dankbaren, langanhaltenden Applaus ging das Publikum in das Foyer, um bei einem geschmackvollen Buffet mit anderen Konzertbesuchern ins Gespräch zu kommen.