Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Codekanin unterzeichnet Papier
Landeskirche soll den Segen für gleichgeschlechtliche Paare ermöglichen.
SIGMARINGEN - In Sigmaringen ist vom Standesamt im vergangenen Jahr eine Homoehe geschlossen worden - siehe Statistik in einem weiteren Artikel. Doch wie verhält sich die evangelische Kirche, wenn gleichgeschlechtliche Paare um den Segen bitten? Bei der Herbsttagung der Synode verfehlte ein Kompromissvorschlag des Landesbischofs die erforderliche Zweidrittelmehrheit um zwei Stimmen. Nun gibt es eine neue Initiative, die von 80 Prozent der Dekane unterzeichnet wurde. Die Sigmaringer Codekanin Dorothee Sauer unterstützt diesen Vorschlag. Michael Hescheler hat mir ihr darüber gesprochen.
Rückblick: Die Synode hat einen Vorschlag von Landesbischof July abgelehnt. Wie sah dieser Vorschlag aus?
Der Vorschlag sah so aus: Jede Kirchengemeinde sollte künftig mit qualifizierter Mehrheit beschließen können, dass ihr Pfarrer Homosexuelle in einem öffentlichen Gottesdienst segnen darf – wenn der Pfarrer das für sich nicht aus Gewissensgründen ablehnt.
Wie stehen Sie zu diesem Vorschlag?
Ich empfinde es als sehr bedauerlich, dass der Kompromissvorschlag des Landesbischofs nicht angenommen wurde. Beinahe zwei Drittel der Synodalen waren eigentlich für den Vorschlag. Eine Minderheit hat mit dem Hinweis auf ihr Gewissen den Vorschlag zu Fall gebracht. Die Gewissensentscheidung derer, die gleichgeschlechtliche Paare segnen wollen, wird damit aber missachtet.
Nun gibt es eine neue Initiative. Wie sieht sie aus?
Die Initiative der rund 40 Dekane der Landeskirche an den Landesbischof zielt darauf ab, Pfarrern die Gewissensentscheidung, gleichgeschlechtliche Paare segnen zu können, zu ermöglichen. Es kann nicht sein, dass den Gegnern der Segnung eine Gewissensentscheidung zugestanden wird, den Befürwortern aber nicht. Deshalb habe ich diese Bitte an den Landesbischof unterzeichnet.
Warum sind Sie der Auffassung, dass gleichgeschlechtliche Paare den Segen der evangelischen Kirche bekommen sollten?
Menschen, die Gott ernsthaft suchen und für ihr gemeinsames Leben den Segen Gottes erbitten, diesen zu verweigern, geht nach meinem theologischen Verständnis nicht. Ich bin dafür, dass unsere Landeskirche eine kirchliche Amtshandlung zur Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren entwickelt. Bis zu einer weiteren Klärung in der Sache gelten die kirchlichen Ordnungen, die die Synode beschlossen hat. Das heißt, die Kirche erteilt gleichgeschlechtlichen Paaren keinen Segen. Hält sich ein Pfarrer nicht daran, muss das Dekanat dagegen vorgehen.
Der Appell der Dekane ist unterzeichnet und liegt dem Bischof vor. Wie geht es nun weiter?
Nun liegt der Ball beim Landesbischof. Er muss weitere Gespräche führen, im Moment ist der Ausgang dieses Prozesses offen.