Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit Songs will ein Student Kinder für Gemüse begeistern
Florian Stroppel aus Gutenstein erarbeitet derzeit ein Konzept für Kindergärten rund um gesunde Ernährung
GUTENSTEIN - Kinderlieder, in denen Nahrungsmittel besungen werden, kommen häufig aus der Werbung und machen Lust auf Süßes und Ungesundes. Mit seinen Songs möchte Florian Stroppel aus Gutenstein Kinder für eine gesunde Ernährungsweise sensibilisieren. Der 28Jährige studiert im achten Semester „Lebensmittel, Ernährung, Hygiene“an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und wagt sich mit seiner Bachelorarbeit auf pädagogisches Terrain. Er nimmt eine CD mit Liedern auf, die Kinder für Obst und Gemüse begeistern soll, und arbeitet dazu ein Bildungskonzept mit Lernzielen aus, das Kindergärten oder Grundschulen kostenlos benutzen dürfen, vorausgesetzt, das Crowdfunding-Ziel (deutsch: Gruppenfinanzierung) wird erreicht. Übers Internet kann man Stroppels Projekt mit Spenden unterstützen. Kommen die gewünschten
5000 Euro zusammen, wird die
CD produziert und das Vorhaben umgesetzt. Wird nicht genügend Geld gesammelt, erhalten alle Spender ihr Geld zurück. Bislang wurden 330 Euro gespendet. Noch einen Monat lang läuft der Aufruf. Florian Stroppel will es ohne die Hilfe der Regierung schaffen: „Dann kann ich es so umsetzen, wie ich will.“
Dass seine Lieder gut ankommen, hat der 28-Jährige schon in der Praxis erprobt. Im Kindergarten „Pusteblume“in Hundersingen hat er bereits fünf Thementage mit den Kindern veranstaltet. An die Lieder angeknüpft gab es immer was zu essen oder zu basteln für die Kleinen. So verweist das „Ernährungs-ABC“auf die Vielfalt von Lebensmitteln, „Müsli-Tag“handelt von der Zubereitung eines Bircher-Müslis, ein anderes Lied widmet sich der Sensorik und Achtsamkeit beim Essen, die „Essensreise“beschreibt den weg der Nahrung durch den Körper und „Fünf am Tag“soll das Interesse der Kinder für Obst und Gemüse wecken. „Ich mache quasi Werbung für gesunde Ernährung“, sagt der 28-Jährige. Fröhliche Melodien, Dur-Akkorde und Reime sollen dabei helfen. „In den Liedern geht es nicht um Verbote, sondern um positive Verstärkung“, erzählt der Student.
„Das ist Prävention“
Warum Kinder auf einmal Lust auf Rosenkohl und Co haben sollen, obwohl sie es daheim verschmähten? „Weil sie Spaß an der Musik und dem Ausprobieren haben“, sagt Stroppel und berichtet von neugierigen, experimentierfreudigen Kindern, die sich nach dem Singen auch mal ein Stück des angebotenen Fenchels oder Ingwers in den Mund stecken. Stroppel findet: „Jeder sollte wissen, wie man sich gesund ernähren kann.“Dass es Bedarf für dieses Thema gebe, sei offensichtlich. „Man muss nur die Augen aufmachen“, sagt Stroppel und spielt damit auf übergewichtige Kinder an. „In Deutschland haben Lebensmittel einen niedrigen Stellenwert“, erklärt Stroppel, das sehe man auch am Preis, für den man hierzulande bereits Essen bekomme. Mit diesen Themen bereits bei Kindern anzusetzen, sei logisch: „Das ist Prävention.“Eine von Stroppel initiierte Facebook-Umfrage unter 53 Erziehern und Sozialpädagogen ergab, dass 51 der befragten Fachkräfte Lieder einsetzen würden, um Kindern das Thema gesunde Ernährung näher zu bringen.
Nachhaltigkeit ist auch wichtig
Dem Student geht es auch um die Nachhaltigkeit: So will er den Kindern aufzeigen, wo das Essen herkommt, und verweist im „SaisonSong“darauf, dass nicht jede Frucht und Gemüse über das ganze Jahr hinweg verfügbar ist. „Für gesunde Ernährung interessiert sich Stroppel seit seinem 15. Lebensjahr. Mit der Gitarre hat er ebenfalls in diesem Alter angefangen – das Komponieren hat er sich selbst beigebracht.
Gedacht sind die Lieder für Sechs- bis Zwölfjährige, doch auch bei Vier- und Fünfjährigen kamen sie im Kindergarten „Pusteblume“gut an. Die Rückmeldung der Erzieher sei ebenso positiv gewesen. Ob die Botschaft der Lieder auch bis zu den Eltern durchsickert und somit das Essverhalten der Kinder wirklich verbessert wird, kann Stroppel nicht sagen. „Die Kitas müssten dann schon die Eltern mit ins Boot holen.“