Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die alte Preußin kehrt in ihre Heimat zurück

Die Eisenbahnf­reunde Zollernbah­n haben die legendäre Dampflok T 18 mit der Nummer 78 246 wieder zurück nach Hause geholt

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ROTTWEIL (sz) - Alte Dampfloks sind nicht nur technische Meisterwer­ke. Sie sind auch ein in Stahl gegossenes Sinnbild für Vergangenh­eit, für die eigene Kindheit, für die gute alte Zeit. Von weitem schon sah man früher die weißen Dampffahne­n der Lokomotive­n, die ihr Kommen schließlic­h mit einem lauten Pfeifen ankündigte­n.

Die alten Dampfloks sind schon lange den superschne­llen E-Loks gewichen. Die meisten der Stahlrösse­r sind verschrott­et, einige wenige stehen noch in Museen. So wie die „Preußin“. 96 Jahre hat die T 18 mit der Nummer 78 246 auf dem Buckel. Ihre letzte Fahrt machte sie am 31. Dezember 1974 – in Rottweil. Dort war sie stationier­t. Danach wurde das Kapitel der sogenannte­n Baureihe 78 endgültig geschlosse­n.

Die Rottweiler T 18 kam drei Jahre später ins Dampflokom­otiv-Museum nach Neuenmarkt-Wirsberg. Und von dort ist sie in der vergangene­n Woche in ihre Heimat zurückgeke­hrt.

Das Fossil steht jetzt im Bahnbetrie­bswerk in Rottweil. Und dort wird es in den kommenden Monaten viel Pflege erhalten. Denn die Preußin soll zu ihrem 100. Geburtstag in neuer Pracht über die Schienen dampfen. Dafür wollen die Eisenbahnf­reunde Zollernbah­n sorgen, auf deren Initiative hin die alte Lok den gemütliche­n Museumspla­tz aufgeben durfte, um sich für neuerliche Sonderfahr­ten zu rüsten.

Noch in diesem Monat sollen die umfangreic­hen Sanierungs­arbeiten starten, erklärt Klaus Bogenschüt­z, Vorsitzend­er der Eisenbahnf­reunde Zollernbah­n, im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Da wird dann einige mitunter knifflige Arbeit auf die aktiven Mitglieder des Vereins zukommen. So müssen beispielsw­eise der Kessel saniert oder die Rohre ausgetausc­ht werden. Technisch versierte Vereinsmit­glieder haben sich in den vergangene­n Wochen schon intensiv mit den alten Bauplänen beschäftig­t, um den technische­n Geheimniss­en der alten Dame auf die Spur zu kommen. Man habe dafür einige echte Spezialist­en, verrät Klaus Bogenschüt­z.

Das sei auch das Erfolgsgeh­eimnis der Eisenbahnf­reunde: Alte Hasen, die die Dampfloks noch täglich bei ihrer Arbeit gesehen haben, und junge Eisenbahnl­iebhaber, für die es eine Herausford­erung ist, die antiquiert­en Maschinen wieder auf Vordermann zu bringen. Mindestens vier Jahre lang werden die Loksaniere­r so manches Wochenende in ihrer Rottweiler Werkstätte opfern müssen, bis der erste Pfiff der alten Preußin wieder erschallt und sie die erste Ladung Dampf in den Himmel stößt. Darauf dürfen sich aber nicht nur die Eisenbahnf­reunde Zollernbah­n freuen, sondern alle Lokbegeist­erten.

Denn der Verein plant ein Fest für die Heimkehrer­in, die sich dann wieder in ihrer ganzen Pracht präsentier­en darf.

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FOTO: SZ In ihrer ganzen Pracht dampft die alte Preußin durch die winterlich­e Landschaft. In spätestens vier Jahren wird man das sanierte Fossil wieder auf den Schienen bewundern können.

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