Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Der Präsident hat eine Hauptamtsleiterin
Veringer Narren stellen den Narrenbaum auf und entmachten den Schultes
VERINGENSTADT - Mit viel Trara sind die Veringer Narren gestern vors Rathaus gezogen. Eine große närrische Zuschauserschaar erwartete sie bereits. Den Narrenbaum hatten sie gleich mit im Gepäck.
Die Veringer haben eine besondere Methode entwickelt, um den Narrenbaum aufzustellen. Zwei große Seile werden von zwei Fenstern im Rathausgiebel heruntergelassen und an der Spritze des Baumes festgemacht. Damit wird der Baum beim Aufstellen nicht nur gesichert, sondern auch gesteuert und hochgezogen. Ein Traktor half mit einer Gabel mit. Ein weiteres Seil auf der anderen Seite sorgte für das Gegengewicht.
Zunftmeister Jürgen Witzl sagte dem Schultes Armin Christ: „Was du kannst, kann ich auch.“Christ habe sich eine Hauptamtsleiterin ins Rathaus geholt. Der Präsident lobte sich nun damit, dass auch er sich nun eine zugelegt habe, und zwar „die mit der größten Gosch“. Es ist die Marianne. Sie meldete sich auch gleich lautstark zu Wort. Zunächst warf sie dem Schultes Versagen vor, weil statt der drei Windräder nur noch eines gebaut werden soll. „Woher soll da das Geld für die neue Festhalle kommen?“, fragte sie. Zum Glück gebe es es ja als Ersatz den Solarpark. Ob der ausgewählte Standort beim Friedhof für die Festhalle der richtige sei, bezweifelte sie jedenfalls. Das sei doch viel zu weit weg von der Schule.
Als nächstes nahm sie den Umbau des Rathauses aufs Korn. Ein neuer Raum musste für eine Azubine geschaffen werden. Dass es eine Frau ist, sei doch klar, bei dem Harem den der Bürgermeister da im Rathaus habe. Hauptamtsleiterin Marianne schlug als Büro das Auto des Bürgermeisters vor. Da könne sie den Schultes immer herumkutschieren und nebenbei Knöllchen an all die Falschparker in der Ortsmitte verteilen.
Marianne meinte auch, die Stadt brauche dringend eine eigene Hebamme. Um das deutlich zu machen, rief sie alle schwangeren Frauen nach vorn. Spontan kamen etwa ein Dutzend zum Rathauseingang, wo sie ein Glas Sekt bekamen. Eine der Frauen sagte lachend: „Mit 72 noch schwanger!“Alle hatten sich Luftballons unter die Kleidung gesteckt.
Ein weiteres Thema war der Grafensaal, der neu gestaltet werden soll. Bei der Schlüsselübergabe überreichte der Bürgermeister auch ein Malerset an der Präsidenten. Er könne sich ja nützlich machen, während er den Schultes vertrete. Die Narren hatten auch zwei Rathausfenster mit Tapeten gestaltet und Sprüche angebracht. Einer hieß beispielsweise: „Mir Konde helfen beim Tapeziera, ’s muss dr Schultes bloß kräftig schmiera.“Der Veringer Bürger Alois Geist hatte passend zum Thema den „Grafen-Bäpp“erfunden. Er verteilte kleine Schnapsfläschchen mit entsprechender Aufschrift.
Anschließend zog die große Narrenschar in die Festhalle, wo der Kinderball stattfand.