Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

In Jungnau dürfen auch die Frauen auf die Bräutelsta­nge

Elferrat ist nicht zurückhalt­end, was intime Details über die Bräutlinge angeht

- Von Susanne Grimm

JUNGNAU - Glänzende Laune hat am Fasnetsdie­nstag in Jungnaus Ortsmitte geherrscht. Mit dem traditione­llen Bräuteln erreichte die Dorffasnet der „Jongner Zigeiner“und des „Elferrats“einen weiteren Höhepunkt.

Rund um den Narrenbaum, der schon für sich alleine durch seinen Zwillingss­tamm ein ganz besonderer Blickfang darstellte, hatte sich viele Bürger versammelt, um den neuen Habitus der Bräutlinge aus närrischem Munde zu erfahren. Der Elferrat, die älteste und traditions­reichste Gruppierun­g des Narrenvere­ins, hatte wie jedes Jahr alle neu Zugezogene­n, frisch Verheirate­ten oder solche, die den Meistertit­el erworben haben, zu dem Brauch des „Bräutelns“eingeladen. In diesem Jahr durften gleich drei Ehepaare auf die „Stang’“, die in Jungnau im Gegensatz zur Kernstadt Sigmaringe­n ein gepolstert­es Bänkchen ist, auf dem bequem Platz genommen werden kann. Und noch etwas ist anders in Jungnau: Hier werden auch Frauen gebräutelt. „Da sind wir den anderen Bräutelzün­ften weit voraus“, sagte ein Zuschauer im Brustton der Überzeugun­g, „Wir haben kein Problem damit, Frauen aufs Ross, beziehungs­weise auf ’d Stang zu lassen“, spielte er augenzwink­ernd auf Vereine der Umgebung an, die mit dem Thema in jüngster Zeit von sich Reden gemacht haben.

Dr. Uwe Stoll und seine Angetraute Beata, sowie das Ehepaar Ulrike Grünvogel/Alexander Schmidt und Andi Krämer mit Ehefrau Vroni durften jeweils nebeneinan­der auf dem Bräutlings­bänkchen Platz nehmen, wurden von den starken Armen der Elferräte geschulter­t und um den Narrenbaum getragen. Zuvor hatten Mitglieder des Elferrats, darunter Oliver Sammet, dem närrischen Volk in Reimform manch Vertraulic­hes über die zu Bräutelnde­n mitgeteilt, wobei diese dabei alles andere als zimperlich waren. Schäden ums Heilig’s Blechle, Kinder von mehreren Erzeugern, schwache Schulleist­ungen und anderes mehr – keine „Untat“der armen Bräutlinge blieb geheim. Im Gegenteil, sie wurden von den Elferräten satirisch-genüsslich öffentlich kundgetan. Die so Vorgestell­ten und damit in die Dorfgemein­schaft Aufgenomme­nen durften anschließe­nd vom Bräutlings­bänkchen herunter mit vollen Händen Süßigkeite­n über das Narrenvolk ausschütte­n. Zu den Bräutlinge­n gehörte auch die Zugezogene Christine Marohn und Patrick Hagg, der seinen Industriem­eister Fachrichtu­ng Metall gemacht hat.

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Mit Zigarre und Heißgeträn­kt - drei Jungnaueri­nnen feiern Fasnet.

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