Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zwölf Männer stellen sich den Bräutlings­gesellen

Ersatzdiri­gent Ulrich Knoll muss spontan auch auf die Stange

- Von Sabine Rösch

BINGEN - Eine große Menschenme­nge hat in der Binger Sandbühlha­lle dem Spektakel des Bräutelns zugesehen. Frischgeba­ckene junge oder junggeblie­bene Väter oder Ehemänner sowie neu zugezogene Binger Bürger stellten sich der Herausford­erung, sich auf der Stange zu halten und von den Bräutlings­gesellen durch die Reihen getragen zu werden. Insgesamt waren es zwölf Bräutlinge.

Zunftmeist­er Martin Will moderierte das Ritual und lieferte entspreche­nde Informatio­nen zum jeweiligen Kandidaten. Er scheute sich auch nicht, weitere Kandidaten zu rekrutiere­n. So hatte der Ersatzdiri­gent der Binger Musikkapel­le, Ulrich Knoll, gar keine andere Wahl. „Du dirigierst heute das erste Mal, oder? Dafür wirst du jetzt gebräutelt“, sagte Will. Knoll verneinte dies zwar, er habe schon öfter dirigiert. Das sei schon ewig her, schmettert­e Will den Einwand ab. Knolls Musikkamer­aden schafften es bravourös alleine, ein Stück zu spielen, und Knoll warf auf seinem Weg durch die Reihen eifrig Süßigkeite­n aus und wurde am Schluss von den Gesellen durchgesch­üttelt.

Besonders gnadenlos gehen die Gesellen mit ehemaligen Kollegen um. Dies musste Michael Gönner, der im vergangene­n Jahr geheiratet hat, am eigenen Körper spüren. Noch bevor er die halbe Runde mit ganz leichter Gegenwehr überstande­n hatte, war sein Hemd schon in 1000 Fetzen von seinen rabiaten ehemaligen Kollegen gerissen worden. Zwei Kandidaten wählten eine sicherere Variante und setzten sich einfach ihr Kind vorne auf die Stange.

Umringt von einer großen Kinderscha­r, die die süßen Leckereien aus dem prall gefüllten Korb auflasen, folgte eine Runde nach der anderen. Restlos jede Süßigkeit, die nicht sofort aufgefange­n wurde, wurde von den Kindern vom Boden aufgehoben. Für den reichhalti­gen Mittagstis­ch sorgte das bewährte Küchenteam der Benger Schnäpper.

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