Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Nutzer entdecken Schwindel mit gekauften Likes
Teilnehmer an Fotowettbewerb machte zunächst Gewinn – Spende an Drachenkinder
BAD SAULGAU - Unehrlichkeit währt auch im Zeitalter sozialer Netzwerke nicht lange. Der Elektrofachmarkt Expert in Bad Saulgau hat bei einem Fotowettbewerb zur Fasnet über das soziale Netzwerk Facebook einen Teilnehmer überführt, der im vergangenen Jahr mit Hilfe unsauberer Mittel einen Einkaufsgutschein gewonnen hat. Der neuerliche Versuch in diesem Jahr flog auf. Den mit unlauteren Mitteln im vergangenen Jahr erworbenen Preis hat der Überführte inzwischen der Aktion Drachenkinder von Radio7 gespendet.
Rechtzeitig vor der Fasnet starteten die Elektrofachmärkte in Bad Saulgau und in Ehingen einen gemeinsamen Aufruf zu einem Fotowettbewerb. „Schickt uns euer tollstes Fasnetsbild“lautete die Aufforderung an die Nutzer der Facebookseite des Elektrofachmarktes. Für eine Teilnahme reichte es aus, ein Fasnetsfoto an die Facebookseite zu schicken. Im Umkreis von 25 Kilometern um den Markt sollte das Foto gemacht worden sein oder von Zünften in diesem Bereich stammen. Die abgebildeten Menschen – bei Kindern auch die Eltern – sollten mit einer Veröffentlichung einverstanden sein. Das schönste Foto sollte über so genannte „Likes“von Nutzern „gewählt“werden.
Drei Einkaufsgutscheine als Preise
Für die Fotografen der Bilder mit den meisten „Likes“spendierte der Fachmarkt drei Einkaufsgutscheine im Wert zwischen 50 und 250 Euro. Am Fasnetsmontag um 11 Uhr wurden die Gewinner über Facebook bekannt gemacht. „Das Gewinnspiel erfreut sich großer Beliebtheit“, schreibt Marcus Andre, Geschäftsführer der beiden Märkte, in einer schriftlichen Darstellung der Vorgänge. Ein Foto allerdings fiel aus der Reihe. „Plötzlich hatte das Bild innerhalb eines Tages einen unglaublichen Like-Anstieg. Das war sehr auffällig und es kamen fast alle Klicks aus dem Ausland. Mehrere Teilnehmer des Gewinnspieles schrieben uns an“, sagt Andre. Das Foto wurde öffentlich entsprechend kommentiert, es habe auch Drohungen gegeben, so Andre. Die Lösung des Rätsels: Der Teilnehmer hat einfach „Likes“im Internet gekauft. Diese Dienstleistung wird dort angeboten. Für den Kauf der Likes musste der Nutzer zwar ebenfalls Geld bezahlen, aber mit dem gewonnen 250-Euro-Einkaufsgutschein machte er im vergangenen Jahr noch satten Gewinn. Aufmerksamen Nutzern fiel die Like-Flut auf. Der Schwindel mit den gekauften Likes fiel auf. Der Markt entfernte umgehend das Foto. Es sei auch um den Schutz der abgebildeten Personen gegangen, die für das Verhalten des Fotografen nicht verantwortlich sind, erklärt Marcus Andre. Die Aufdeckung der unlauteren Methode mit gekauften Likes hatte weitere Konsequenzen: Auch bei anderen Fotografen seien jetzt auch „ehrliche“Likes aus dem Ausland angezweifelt. Doch viele Nutzer blieben fair. Andre: „Aber auch hier reagierte ein Teil der Facebook-Gemeinde positiv und nahmen die Teilnehmerin sofort in Schutz.“Und der überführte Fotograf? Markt und geständiger Nutzer verständigten sich auf ein salomonisches Vorgehen: Der enttarnte Likes-Käufer spendete 250 Euro an die Radio7-Aktion Drachenkinder.