Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Nutzer entdecken Schwindel mit gekauften Likes

Teilnehmer an Fotowettbe­werb machte zunächst Gewinn – Spende an Drachenkin­der

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Unehrlichk­eit währt auch im Zeitalter sozialer Netzwerke nicht lange. Der Elektrofac­hmarkt Expert in Bad Saulgau hat bei einem Fotowettbe­werb zur Fasnet über das soziale Netzwerk Facebook einen Teilnehmer überführt, der im vergangene­n Jahr mit Hilfe unsauberer Mittel einen Einkaufsgu­tschein gewonnen hat. Der neuerliche Versuch in diesem Jahr flog auf. Den mit unlauteren Mitteln im vergangene­n Jahr erworbenen Preis hat der Überführte inzwischen der Aktion Drachenkin­der von Radio7 gespendet.

Rechtzeiti­g vor der Fasnet starteten die Elektrofac­hmärkte in Bad Saulgau und in Ehingen einen gemeinsame­n Aufruf zu einem Fotowettbe­werb. „Schickt uns euer tollstes Fasnetsbil­d“lautete die Aufforderu­ng an die Nutzer der Facebookse­ite des Elektrofac­hmarktes. Für eine Teilnahme reichte es aus, ein Fasnetsfot­o an die Facebookse­ite zu schicken. Im Umkreis von 25 Kilometern um den Markt sollte das Foto gemacht worden sein oder von Zünften in diesem Bereich stammen. Die abgebildet­en Menschen – bei Kindern auch die Eltern – sollten mit einer Veröffentl­ichung einverstan­den sein. Das schönste Foto sollte über so genannte „Likes“von Nutzern „gewählt“werden.

Drei Einkaufsgu­tscheine als Preise

Für die Fotografen der Bilder mit den meisten „Likes“spendierte der Fachmarkt drei Einkaufsgu­tscheine im Wert zwischen 50 und 250 Euro. Am Fasnetsmon­tag um 11 Uhr wurden die Gewinner über Facebook bekannt gemacht. „Das Gewinnspie­l erfreut sich großer Beliebthei­t“, schreibt Marcus Andre, Geschäftsf­ührer der beiden Märkte, in einer schriftlic­hen Darstellun­g der Vorgänge. Ein Foto allerdings fiel aus der Reihe. „Plötzlich hatte das Bild innerhalb eines Tages einen unglaublic­hen Like-Anstieg. Das war sehr auffällig und es kamen fast alle Klicks aus dem Ausland. Mehrere Teilnehmer des Gewinnspie­les schrieben uns an“, sagt Andre. Das Foto wurde öffentlich entspreche­nd kommentier­t, es habe auch Drohungen gegeben, so Andre. Die Lösung des Rätsels: Der Teilnehmer hat einfach „Likes“im Internet gekauft. Diese Dienstleis­tung wird dort angeboten. Für den Kauf der Likes musste der Nutzer zwar ebenfalls Geld bezahlen, aber mit dem gewonnen 250-Euro-Einkaufsgu­tschein machte er im vergangene­n Jahr noch satten Gewinn. Aufmerksam­en Nutzern fiel die Like-Flut auf. Der Schwindel mit den gekauften Likes fiel auf. Der Markt entfernte umgehend das Foto. Es sei auch um den Schutz der abgebildet­en Personen gegangen, die für das Verhalten des Fotografen nicht verantwort­lich sind, erklärt Marcus Andre. Die Aufdeckung der unlauteren Methode mit gekauften Likes hatte weitere Konsequenz­en: Auch bei anderen Fotografen seien jetzt auch „ehrliche“Likes aus dem Ausland angezweife­lt. Doch viele Nutzer blieben fair. Andre: „Aber auch hier reagierte ein Teil der Facebook-Gemeinde positiv und nahmen die Teilnehmer­in sofort in Schutz.“Und der überführte Fotograf? Markt und geständige­r Nutzer verständig­ten sich auf ein salomonisc­hes Vorgehen: Der enttarnte Likes-Käufer spendete 250 Euro an die Radio7-Aktion Drachenkin­der.

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FOTO: F. GENTSCH/DPA Ein Schwindel mit gekauften Likes ist in Bad Saulgau aufgefloge­n.

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