Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Baumgartner ist in der Vaterunser-Debatte gegen eine Abänderung des Gebets
Die Passage „Führe uns nicht in Versuchung“wird diskutiert – Pfarrer wünscht sich andere Reformen
SIGMARINGEN (abu) - Nach der Diskussion um eine mögliche Änderung einer Passage des Vaterunsers haben die deutschen Bischöfe bei ihrer jüngsten Konferenz Ende Januar beschlossen, das Gebet bei seinem alten Text zu belassen. Papst Franziskus hatte die Übersetzung im Dezember kritisiert. Der Sigmaringer katholische Pfarrer Ekkehard Baumgartner kann die Diskussion um die Passage nachvollziehen, ist aber auch gegen eine Änderung – aus mehreren Gründen.
„Es ist schon missverständlich formuliert“, sagt der Pfarrer. „Gott versucht uns natürlich nicht, in Versuchung zu führen.“Die Crux liege in der Übersetzung des griechischen Originaltextes ins Lateinische – und vom Lateinischen ins Deutsche. Im Originaltext heiße es etwa ,führe uns in der Versuchung nicht zum Bösen’, sagt Ekkehard Baumgartner. „Ich kann verstehen, dass das derzeit in Frankreich diskutiert wird“, erklärt der Pfarrer. Im Nachbarland hatte man sich für die Abänderung der Passage entschieden.
„Es wäre schwer, das neu übersetzen zu wollen. Das ist so tief in den Köpfen der Leute verwurzelt, die Änderung würden womöglich viele nicht mitkriegen“, findet der Pfarrer. Aus diesen Gründen wäre er gegen eine Änderung. „Ich erlebe oft am Sterbebett, dass das Vaterunser das Letzte ist, was die Leute noch beten können. Das ist aus Kindheitstagen noch präsent.“Jedoch sei es, so der Pfarrer, wichtig, im Glauben immer zu reflektieren, um Missverständnissen vorzubeugen.
„Die Themen der katholischen Kirche, die wir diskutieren müssen, sind aber ganz andere“, sagt Baumgartner und verweist auf „überfällige Reformschritte“. „Beispielsweise das Diakonat der Frau oder verheiratete Männer als Priester“, zählt Baumgartner auf. Während sich Rom in manchen Bereichen längst öffne, seien deutsche Bischöfe noch verzagt.
Er plädiere für eine Reform in dieser Richtung – „nicht als Pflicht, aber als offener Weg.“„Auch, wie die Gemeinden in 20 Jahren geleitet werden, stellt uns vor Herausforderungen“, so der Pfarrer. Schließlich beklage auch die Kirche Nachwuchsmangel.