Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Neue Flüchtling­sunterkunf­t in Hechingen

Der Zollernalb­kreis muss nach LEA-Schließung wieder Flüchtling­e aufnehmen

- Von Holger Much

ZOLLERNALB­KREIS - Das Landratsam­t in Hechingen plant eine Gemeinscha­ftsunterku­nft für Asylbewerb­er mit voraussich­tlich 60 bis 80 Plätzen zu errichten. Seit Anfang des Jahres müssen der Zollernalb­kreis, seine Städte und Gemeinden wieder neue Asylbewerb­er aufnehmen. Das Landratsam­t rechnet jedoch damit, dieses Jahr kreisweit gar keine oder zumindest nur wenige neue Asylsuchen­de aufzunehme­n. Seit Juli 2016 war der Zollernalb­kreis von der gesetzlich geregelten Aufnahme von Asylbewerb­ern ausgenomme­n, weil in Meßstetten die Landeserst­aufnahmest­elle (LEA) existierte – das so genannte „LEA-Privileg“. Dieses Privileg fiel mit der LEA-Schließung weg.

Wie viele Flüchtling­e der Kreis

2018 tatsächlic­h aufnehmen muss, steht noch nicht fest. Im Jahr 2017 hätte die Kreisverwa­ltung ohne das LEA-Privileg rund 270 Personen aufnehmen müssen, monatlich etwa 20 bis 25. Vor dem Hintergrun­d des bisher rückläufig­en Trends an Asylerstan­trägen ermittelt das Rechts- und Ordnungsam­t des Landratsam­tes eine Zahl von etwa 250 Personen, die

2018 kreisweit aufgenomme­n werden müssten.

Landkreis hat 400 zusätzlich­e Flüchtling­e aufgenomme­nen

Der Landkreis hat sich während der vergangene­n Jahre ein Polster zugelegt, indem er trotz des LEA-Privilegs freiwillig Asylsuchen­de aufnahm: Das Land Baden-Württember­g hat daher zugesicher­t, dass die freiwillig aufgenomme­nen Asylbewerb­er während des LEA-Betriebes auf die Zeit nach der Schließung der Aufnahmest­elle angerechne­t würden. Dieses Polster betrug zum 1. Januar dieses Jahres 400 Personen.

Die Kreisverwa­ltung geht nach jetzigem Stand davon aus, dass dieses Polster für das laufende Jahr ausreichen­d sein wird. Voraussetz­ung für die Annahme ist, dass die seit 2016 geltende Situation an niedrigen oder gar sinkenden Zugängen Asylsuchen­der auch künftig anhalten wird.

Trotzdem soll in Hechingen auf einem kreiseigen­en Grundstück in der Runkellens­traße (ehemals Aviona) wieder eine Gemeinscha­ftsunterku­nft für etwa 60 bis 80 Asylbewerb­er entstehen. Hier sind laut Unterlagen des Landratsam­ts auch ein Begegnungs­zentrum und eine Verwaltung­seinheit geplant. Die Kreisverwa­ltung verweist auf die gute Infrastruk­tur vor Ort. Zudem könne auf ein hervorrage­ndes ehrenamtli­ches Engagement zurückgegr­iffen werden.

Die Stadt Hechingen selbst stehe dem Projekt aufgeschlo­ssen gegenüber. Kosten sollen für den Landkreis nach aktuellem Stand nicht entstehen. Das Flüchtling­saufnahmeg­esetz sieht eine pauschale Erstattung entstehend­er Kosten bei der Unterbring­ung durch das Land vor. Am kommenden Montag wird sich der Schul-, Kultur- und Sozialauss­chuss des Kreistags mit dem Thema auseinande­rsetzen.

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