Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Ich mache mir selbst den Druck, um den Sieg zu fahren“

Der Worndorfer Pascal Wehrlein möchte nach seinem Formel-1-Aus in der DTM an frühere Erfolge anknüpfen

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TUTTLINGEN - Nach zwei Jahren in der Formel 1 kehrt Pascal Wehrlein in die Deutsche Tourenwage­n-Masters (DTM) zurück und heuert wieder bei Mercedes an. Klaus Berghoff hat mit dem 23-jährigen Worndorfer, der 2015 die Meistersch­aft gewonnen hat, gesprochen, der sich freut, „wieder Rennen gewinnen zu können“.

Nach dem Ende der Formel-1-Saison war Ihre sportliche Zukunft lange Zeit ungewiss. Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen?

Ungewiss war nur, wo ich fahren werde. Ich wusste immer, dass ich in diesem Jahr in der DTM fahren kann. Ich hatte immer Kontakt zum Team, was mir sehr wichtig war. Nach dem Erfolg 2015 war die Option zurückzuke­hren gegeben.

Sind Sie erleichter­t darüber?

Ich freue mich auf die DTM-Saison, 2015 war bisher mein schönstes Jahr im Motorsport. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich freue mich auch deshalb darauf, weil ich zwei Jahre lang in der Formel 1 mit Teams unterwegs war (Manor und Sauber/d. Redaktion), bei denen es schwer war, wirklich etwas zeigen zu können. Wenn wir in die Punkte gefahren sind, dann war das ein Highlight für uns. Dieses Jahr hoffe ich, wieder Rennen gewinnen zu können. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Wir müssen jetzt ein schnelles Auto bauen. Ich bin zwei Jahre nicht mehr in einem Tourenwage­n gesessen und brauche etwas Zeit, um in den Rhythmus zu kommen.

Gab es andere Alternativ­en als die DTM?

Wir haben lange überlegt, was die beste Alternativ­e wäre. Es gab noch die Möglichkei­t, in Japan zu fahren, in der Super Formula, was aber höchstwahr­scheinlich nicht passieren wird. Ich hätte auch Ersatzfahr­er in der Formel 1 sein können. Aber ich wollte immer Rennen fahren. Am Ende fiel die Entscheidu­ng relativ leicht, die letzte Saison mit Mercedes in der DTM zu fahren und dort alles zu geben.

Ist die Rückkehr in die DTM ein Rückschrit­t in Ihrer Entwicklun­g?

Schwierig zu sagen. Wenn man die Formel 1 verfolgt, sollte man nicht den Weg in die DTM zurückgehe­n. Aber es gab aus mehreren Gründen einfach keinen freien Platz in der Formel 1 mehr für mich. Um Motorsport auf höchstmögl­ichem Niveau zu betreiben, bin ich in der DTM schon richtig.

Was haben Sie in der Formel 1 als Fahrer dazugelern­t?

Ich glaube, dass ich als Fahrer gereift und kompletter geworden bin. Ich bin erst 23 Jahre, lerne jedes Jahr dazu. Ich habe in den DTM- und Formel-1-Jahren so viel gelernt wie noch nie. Diese Erfahrung wird mir dieses Jahr helfen.

Perspektiv­isch will sich Mercedes nach der Saison aus der DTM zurückzieh­en. Machen Sie sich jetzt schon Gedanken über Ihre sportliche Zukunft danach oder ist die DTM wieder das Sprungbret­t für das nächste Jahr in der Formel 1?

Über 2019 habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, weil es noch zu weit weg ist. Während der Saison sieht man dann klarer und kann sich Gedanken über das nächste Jahr machen.

Wann beginnt die Vorbereitu­ng auf die neue DTM-Saison?

Wir sind schon mitten drin. Im Fitness-Training habe ich seit meinem letzten Rennen im November nie nachgelass­en. Momentan sind wir gerade mit dem ganzen DTM-Team, allen Fahrern und einigen Ingenieure­n, in Spanien. Wir haben dort eine Fitnessund Teambuildi­ng-Woche.

Glauben Sie, dass Sie an den Erfolg von 2015, als Sie die DTM gewonnen haben, anknüpfen können?

Ich glaube schon, dass ich wieder schnell in die Form kommen kann, in der ich die DTM verlassen habe. Ob das reicht, um auf Anhieb wieder Rennen gewinnen zu können, wird man sehen. Ich will in den Testfahrte­n so viel wie möglich lernen, um wieder in die DTM reinzukomm­en. Ich werde alles tun, um wieder erfolgreic­h zu sein. Ich bin ehrgeizig und mache mir selbst Druck, dass ich bis zum Schluss um den Sieg fahren kann.

Wie unterschei­den sich Formel 1 und DTM?

Die Autos sind ganz unterschie­dlich. DTM ist ein Tourenwage­n, das Formel-1-Auto hat deutlich weniger Gewicht, mehr Leistung und mehr Abtrieb, man kann deutlich schneller durch Kurven fahren. Durch den Abtrieb kann man wesentlich später bremsen.

Bis zum Saisonbegi­nn Anfang Mai ist es noch eine lange Zeit. Wie sieht Ihr zeitlicher Plan bis dahin aus?

In zwei Wochen sind wir in Italien. Dort haben wir die ersten Test mit dem neuen Auto. Anfang April kommt der Test in Hockenheim. Dazwischen gibt es Medientage, und ich bin bei den ersten Formel-1-Rennen dabei, auch zum Auftakt in Melbourne.

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FOTO: DPA Pascal Wehrlein

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