Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bank übernimmt Immobilienbüro
Projekt „Linzgau-Blick“bringt die Raiffeisenbank Aulendorf und Gilbert El-Haj zusammen
PFULLENDORF - Die Raiffeisenbank Aulendorf will im Mai mit dem Bau von 25 neuen Wohnungen zwischen der Adolf-Kolping-Straße und dem Weg „Am Schützenbühl“beginnen. Das Gelände für das Projekt „Linzgau-Blick“hat sie dem Pfullendorfer Unternehmer Gilbert El-Haj abgekauft. Doch bei diesem Geschäft allein bleibt es nicht: Die Bank übernimmt auch El-Hajs Büro Giwoba Wohnbau – und richtet damit erstmals in ihrer Geschichte ein Büro außerhalb von Aulendorf ein.
Bei einer Zwangsversteigerung im September 2012 hatte Gilbert ElHaj den Zuschlag für das Grundstück an der Adolf-Kolping-Straße bekommen. Anschließend suchte er einen Investor für die Bebauung – und fand mit der Raiffeisenbank aus Aulendorf einen Partner. „Dass Raiffeisenbanken als Bauträger auftreten, ist nicht Standard, aber bei der Raiffeisenbank Aulendorf inzwischen Tradition“, sagt dessen Vorstand Norbert Gaisbauer. Mit „Linzgau-Blick“setzt die Bank aber zum ersten Mal ein Bauprojekt in Pfullendorf um.
Der technische Ausschuss des Pfullendorfer Gemeinderats hatte dem Bauvorhaben im November 2017 sein Einvernehmen erteilt. Mit der Baugenehmigung könne die Raiffeisenbank in den kommenden zwei Wochen rechnen, sagt Pfullendorfs Baurechtsamtsleiter Josef Waldschütz. Ab April lässt die Bank dann erst einmal eine ehemalige Schreinerei abbrechen, die sich noch auf dem Gelände befindet. Den eigentlichen Baubeginn peilt sie für Mai an, die Fertigstellung für Ende 2019.
Geplant sind drei eigenständige Gebäude in lockerer Bauweise und mit jeweils drei Stockwerken. Die insgesamt 25 Wohnungen werden zwischen 70 und 100 Quadratmeter groß sein. „Alle Wohnungen sind vollkommen barrierefrei und verfügen über Balkone“, sagt Gilbert ElHaj. In den oberen Stockwerken der drei Gebäude sollen PenthouseWohnungen entstehen. Es wird Tiefgaragen geben, von denen Aufzüge direkt zu den Wohnungen führen. Schon jetzt gebe es für die Eigentumswohnungen knapp 15 ernstzunehmende Anfragen, sagt El-Haj.
Die Raiffeisenbank sieht in Pfullendorf allerdings noch weit mehr Potenzial. Die wirtschaftliche Lage sei gut, die Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen ungebrochen groß, sagt Norbert Gaisbauer. Deshalb habe sich die Bank dazu entschieden, Gilbert El-Hajs Büro zu übernehmen. Und weil der 78-jährige Unternehmer beruflich ohnehin kürzer treten will, kommt dieses Interesse für ihn genau zur richtigen Zeit. „Das Bauprojekt an der AdolfKolping-Straße werde ich noch bis zum Abschluss begleiten“, sagt ElHaj. Außerdem wolle er die nächsten zwei bis drei Jahre dazu nutzen, langjährige Partner mit seinen Nachfolgern bekannt zu machen. Doch danach soll Schluss sein.
Bank betritt Neuland
Die Raiffeisenbank wiederum will ab April kontinuierlich mit einem Mitarbeiter im Büro an der Heiligenberger Straße in Pfullendorf vertreten sein. „Damit betreten wir Neuland“, sagt Norbert Gaisbauer. Erstmals richte die Bank ein Büro außerhalb ihres Stammsitzes ein – für das aktuelle Bauprojekt und mögliche weitere, aber auch für die Hausverwaltung und die Vermittlung von gebrauchten Immobilien.
Und so sind am Ende alle Beteiligten begeistert von der Partnerschaft, die eher zufällig zustande kam. „Uns war ein fließender Übergang wichtig und den wird es jetzt geben“, sagt Norbert Gaisbauer. Derweil sieht Gilbert El-Haj sein Büro auch in Zukunft in guten Händen. „Jetzt kann ich mich langsam zurückziehen“, sagt er. „Ich werde zwar weiterhin im Büro präsent sein – aber eben nicht mehr jeden Tag.“
So sehen die Entwürfe für zwei der drei neuen Gebäude an der Kolpingstraße aus.