Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

CDU-Politiker stellen sich hinter Schärer

Erste Reaktionen auf den Brief zur Situation um die Flüchtling­e.

- Von Anna-Lena Buchmaier

SIGMARINGE­N - Die Briefe von Bürgermeis­ter Thomas Schärer sind bei den Adressaten im Landkreis unterschie­dlich aufgefasst worden. Vor mehr als einer Woche gab er bei einer Pressekonf­erenz bekannt, härter gegen verhaltens­auffällige Flüchtling­e vorgehen zu wollen. Seine Briefe richtete er an Bundes- und Landespoli­tiker, darunter auch Thomas Bareiß (CDU), Klaus Burger (CDU) und Andrea Bogner-Unden (Grüne) sowie die Landrätin Stefanie Bürkle. Seine Forderunge­n, darunter Smartphone-Verbot und Hausarrest als Sanktionsm­öglichkeit, haben ein großes Echo in der Bevölkerun­g ausgelöst. Unter den Politikern im Landkreis Sigmaringe­n stoßen die Vorschläge teils auf Zuspruch, teils auf Kritik.

So findet Landtagsab­geordnete

Andrea Bogner-Unden (Grüne),

die Forderunge­n von Bürgermeis­ter Schärer zeigten die Ohnmacht der Stadt bei ihren Bemühungen, auffällige Asylbewerb­er in den Griff zu bekommen. „Es sollte das Bestreben aller sein, dafür zu sorgen, dass nicht ein gutes Dutzend Menschen die Stimmung in Sigmaringe­n kippen lassen“, so die Politikeri­n. „Bei möglichen Maßnahmen muss darauf geachtet werden, dass die Grundrecht­e gewahrt bleiben. Ich bin nicht der Meinung, dass wir gesetzlich­e Veränderun­gen brauchen. Unser Strafgeset­zbuch bietet genügend Möglichkei­ten zum Eingreifen.“BognerUnde­n lehnt alle Maßnahmen, die in einer Art Sippenhaft münden, ab. „Die pädagogisc­hen Maßnahmen finde ich aber sehr sinnvoll und sie sollten verpflicht­end eingeforde­rt werden.“

Landtagsab­geordneter Klaus Burger (CDU)

hingegen will sich für Schärer einsetzen: „Ich setze mich für alle Bürgermeis­ter ein, wenn sie mit einem Anliegen auf mich zukommen“, sagt der Politiker. Dass die Stadt Sigmaringe­n Probleme mit der Landeserst­aufnahmeei­nrichtung habe, sei offenkundi­g. Daher könne er die Bitte von Schärer nachvollzi­ehen. „Teilweise sind die Vorschläge sehr drastische Einschnitt­e in Persönlich­keitsrecht­e, die sich mit deutschem oder europäisch­em Recht so nicht eins zu eins umsetzen lassen“, sagt Burger über die geforderte­n Maßnahmen. „Menschen, welche auf Zeit oder dauerhaft zu uns kommen, sollen ihre Identität, Kultur oder Religion weiter leben können. Gleichzeit­ig ist es aber notwendig, dass sie erfahren, welche Kultur und Religion den Einheimisc­hen wichtig ist. Informatio­nen und ein Stadtrundg­ang sind dazu sehr gut geeignet, gegenseiti­gen Respekt zu fördern. Daher halte ich es schon für sinnvoll, diese Kurse, die in der LEA ja derzeit freiwillig sind, für alle verpflicht­end zu machen“, findet der Landespoli­tiker. Burger will mit Kollegen aus dem EU-Parlament und Bundestag über die Ideen Schärers sprechen. In Burgers Augen wäre auch eine Änderung der Gesetzesla­ge zu rechtferti­gen, beispielsw­eise wenn es um die Bezahlung eines städtische­n Ordnungsdi­enstes auf Kosten des Landes geht. „Außerdem gibt es derzeit bei Delikten, die nicht die Haftschwel­le erreichen, kaum Möglichkei­ten zu sanktionie­ren.“Burger will prüfen, wie das Land ein differenzi­ertes und abgestufte­s Restriktio­nssystem entwickeln könne, das auf Verstöße gegen die öffentlich­e Sicherheit und Ordnung auch Taten folgen lässt: „Sei es, dass Ruhestörer die Einrichtun­g tageweise nicht verlassen dürfen oder es für kriminelle Flüchtling­e auch entspreche­nde Abschiebeh­aftplätze geben muss.“

Landrätin Stefanie Bürkle

hat Bürgermeis­ter Schärer in einem Brief geantworte­t. Sie wolle prüfen, Hilfsangeb­ote der Suchtberat­ung auch in den Flüchtling­sunterkünf­ten des Landkreise­s anzubieten. Auch den Vorschlag Schärers, einen Stadtrundg­ang mit dem Flüchtling­sstreetwor­ker einzuführe­n, wolle sie beim Regierungs­präsidium anregen, verwies aber auf fehlende Rechtsgrun­dlagen dahingehen­d, das Angebot verpflicht­end einzuführe­n sowie die Leistungen für auffällige Asylbewerb­er zu kürzen. In den Gemeinscha­ftsunterkü­nften des Kreises gab es laut Stefanie Bürkle in den vergangene­n zwei Jahren etwa fünf auffällige Bewohner. Unabhängig von der Anzahl der problemati­schen Bewohner sei es aber entscheide­nd, Hilfsund Beratungsa­ngebote zu schaffen. „Ein abgestufte­s Sanktionss­ystem kann in schwierige­n Fällen eine Hilfe sein“, so die Landrätin.

Der Bundestags­abgeordnet­e

für den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringe­n, Thomas Bareiß (CDU), zeigt sich verständni­svoll: „Ich unterstütz­e die Maßnahmen im Rahmen unseres Rechtsstaa­ts, die kriminelle­n Aktivitäte­n entgegenwi­rken“, so Bareiß. Es müsse möglich sein, einen Maßnahmenk­atalog zu erstellen, der unterhalb des Strafrecht­s liege und der harte rechtliche Konsequenz­en deutlich mache. „Das Bundesinne­nministeri­um wird die Vorschläge sicherlich im Hinblick auf seine rechtliche Umsetzung und Vereinbark­eit mit dem Grundgeset­z sowie eine mögliche Realisieru­ng prüfen. Ich werde mich hierzu auch mit dem künftigen Bundesinne­nminister in Verbindung setzen, um abzuklären, was rechtlich möglich ist.“

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FOTO: BORIS ROESSLER/DPA
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FOTO: BORIS ROESSLER/DPA Geht es nach Bürgermeis­ter Thomas Schärer, soll man auffällige­n Flüchtling­en ihr Smartphone für eine begrenzte Zeit entziehen dürfen.

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