Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Ich fühle mich pudelwohl“

Anke Engelke über ihre nicht vorhandene Midlife Crisis und eine Freundin für jeden Anlass

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KÖLN - Früher galt sie als lustigste Frau Deutschlan­ds, in jüngerer Zeit macht Anke Engelke vor allem als ernsthafte Schauspiel­erin von sich reden. Im TV-Drama „Südstadt“(Mo., ZDF, 20.15 Uhr) von Regisseur Matti Geschonnec­k spielt sie eine Frau, die vor den Scherben ihrer Beziehung steht. In dem Ensemblefi­lm geht es um drei befreundet­e Paare in der Krise, die alle in einem Altbau in Köln leben. Mit Martin Weber hat sie über ihre Zeit in einer Kölner Wohngemein­schaft gesprochen.

Frau Engelke, der Film heißt „Südstadt“und spielt in dem gleichnami­gen Kölner Viertel. Was macht diesen Bezirk aus?

Den Namen assoziiert man ja mit dem Süden, und es ist tatsächlic­h so, dass in diesem Viertel die Leute im Sommer besonders lange draußen vor den Kneipen sitzen oder zum Rauchen rausgehen. Die Biergärten bleiben ein bisschen länger auf, es herrscht eine lockere, ungezwunge­ne Atmosphäre. In der Südstadt wohnen Althippies und Hängengebl­iebene neben alteingese­ssenen Kölnern und Zugezogene­n aus aller Welt. Es gibt viele Altbauten in der Südstadt, in denen noch richtige Hausgemein­schaften existieren – und um so eine geht es auch im Film.

Sie leben seit vielen Jahren in Köln. Haben Sie auch mal in der Südstadt gewohnt?

Nee, aber im Belgischen Viertel, das war in den neunziger Jahren ziemlich hip, und da habe ich in einem Altbau mit einer ganz ähnlichen Hausgemein­schaft wie im Film gelebt. Wir waren jetzt nicht die dicksten Freunde, aber eine funktionie­rende Gemeinscha­ft von Singles, Paaren und jungen Familien, die sich auch ein bisschen um die alleinlebe­nde 80-jährige Dame im Dachgescho­ss gekümmert hat, eine ehemalige Opernsänge­rin übrigens. Ich kenne das Milieu, das im Film beschriebe­n wird, also aus eigener Erfahrung.

Es geht um drei Paare um die 50, die alle ihre spezifisch­en Beziehungs­probleme haben. Was macht dieses Alter so schwierig?

Ich weiß gar nicht, ob das für alle so ein schwierige­s Alter ist. Ich zum Beispiel fühle mich anders als die Figur, die ich spiele, pudelwohl. Ich habe aber auch großes Glück, habe eine tolle Familie und einen tollen Job.

Aber in einer verspätete­n MidlifeKri­se stecken sie schon, die Figuren des Films …

Das ist definitiv so, die Figuren des Films machen sich vor, glücklich zu sein, sind es in Wirklichke­it aber gar nicht. Die belügen sich selber und reden vor allem nicht miteinande­r. Das kenne ich aus meinem privaten Umfeld gar nicht, da sind alle so wach.

Im Zentrum des Films stehen drei Freundinne­n. Wie wichtig sind Ihnen Freundinne­n?

Das hat sich im Laufe meines Lebens immer mal wieder geändert. Ich hatte zu Schulzeite­n stets eine beste Freundin, man musste sich ja als Kind immer entscheide­n, wer das ist. Dann hatte ich während meiner Studienzei­t Freundinne­n, zu denen ich teilweise auch heute noch Kontakt habe. In den vergangene­n Jahren habe ich viele Freundinne­n verloren, weil man sich völlig unterschie­dlich entwickelt hat, es sind dafür aber auch ein paar neue dazugekomm­en.

Haben Sie eine beste Freundin?

Meine Freundinne­n sind auch untereinan­der befreundet, da gibt es eigentlich keine besten Freundinne­n. Jede meiner Freundinne­n ist anders: Mit der einen kann ich super ins Theater gehen, das klappt mit der anderen überhaupt nicht. Eine will immer tanzen gehen, und mit einer anderen schlage ich mir ganze Nächte mit Labern um die Ohren. Es gibt für jedes Bedürfnis eine Freundin, wenn Sie so wollen.

Matthias Matschke, den Sie ja schon lange kennen, spielt Ihren Ehemann. Hilft das?

In dem Fall eigentlich nicht, weil wir uns im Film ja, ganz anders als im richtigen Leben, überhaupt nicht verstehen (lacht). Aber das alles ist ja nur behauptet, ich habe auch schon mit völlig fremden Kollegen Ehe gespielt, das funktionie­rt im Prinzip genauso gut.

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FOTO: ZDF Anke Engelke spielt in dem Fernsehfil­m „ Südstadt“Anne, die nach zwanzig Jahren Ehe mit Martin ( Matthias Matschke) in eine Krise gerät.

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