Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Na toll! – na ja … – nanu?
Wenn was vorbei ist, bilanziert wer. Bei Olympia bilanzieren viele: das Internationale Olympische Komitee, das lokale Organisationskomitee, die nationalen Sportdach- und -fachverbände, die Welt-Antidopingagentur und so ziemlich jeder der (heuer
2654) akkreditierten Journalisten. Das war so, das ist so, das gehört so. Deshalb auch hier jetzt die ultimative Abrechnung mit Pyeongchang
2018. Damit’s plakativ bleibt, mittels bewährt-einprägsamer Kategorien – drei an der Zahl: „na toll!“, „na ja …“und „nanu?“.
Na toll!
Alexander König ist der Mann hinter dem Gold von Aljona Savchenko/ Bruno Massot. Seit 2008 arbeitet der umtriebige Eiskunstlauftrainer („Ich bin so ein Macherfritze“) am Stützpunkt Oberstdorf, daneben malt und zeichnet er, schrieb er ein Kinderbuch, bastelt er an seinem Abschluss als Mediator. Anfang Mai wird Alexander König, 51, zurück nach Berlin ziehen. Begründung: „Jetzt ist die Familie dran, jetzt müssen die Kinder auch einmal für die Eltern da sein.“Zwar wirft das große Fragen auf für das Olympiasieger-Paar. Dennoch: respektabelst!
Na ja …
Können die weg? Nein, die „Bullet Men“im Herzen von Alpensia (wieso eigentlich direkt vor dem Hauptpressezentrum?) sind Kunst. Sagt ihr Schöpfer Kim Ji-hyun … und dass das phallisch behelmte Nackedei-Trio für die „Illusion des Begehrens“stehe. Klingt gut. Nicht ganz so gut allerdings wie der – inoffizielle – Zweitname der drei Objekte kollektiver Selfie-Lust: „Morregessoyo“, was koreanisch ist und die Antwort diverser freiwilliger Olympiahelfer auf die Frage nach dem tieferen Sinn des Ensembles: „Ich weiß es nicht.“Wir schließen uns an.
Nanu?
Die erste Siegerehrung auf der „Pyeongchang Olympic Plaza“war Chefsache: IOC-Präsident Thomas Bach überreichte Langläuferin Charlotte Kalla aus Schweden die Goldmedaille für ihren Skiathlon-Triumph. Zuschauer: vielleicht 200. Mehr wurden es auch nicht, als andere geehrt wurden, andere ehrten. Ausnahme: südkoreanisches Edelmetall – 700 sollen Shorttrack-Olympiasieger Lim Hyo-jun gefeiert haben. Nach ihm duften sich Laura Dahlmeier und Andreas Wellinger ihr Gold abholen. Gleicher Abend, gleicher Ort. Kulisse jetzt? Keine 100 – Exklusivität, die so niemand gebucht hatte.
Na bitte: bilanziert! Na klar: sehr subjektiv! Na logisch: gerne wieder! 2022 dann. Annyeong Peking. Oft war es noch leerer: Fans bei der Medal Plaza.