Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Aus dem Tennisheim wird ein Bürgerhaus
Sigmaringendorf begleicht die Schulden des Tennisclubs in Höhe von knapp 28 000 Euro
SIGMARINGENDORF - Für die Mitglieder des früheren Sigmaringendorfer Tennisclubs ist es bitter, für die Gemeinde ist es ein Gewinn: Aus dem Vereinsheim am Brandweg wird ein Bürgerhaus, das künftig allen Bürgern der Gemeinde für Veranstaltungen zur Verfügung stehen soll. Das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend einstimmig und ohne längere Diskussion beschlossen. Er hatte das Thema aber bei seiner Klausurtagung im Januar intensiv vorberaten.
„Der TC ist noch bis August im Liquidationsjahr“, sagte Bürgermeister Philip Schwaiger. Nach Ablauf dieser Frist gehe das Restvermögen an die Gemeinde über. Bedingung: Diese muss es gemeinnützig verwenden. „Uns schwebt ein Ort der Begegnung für Bürger und Vereine vor“, sagte Schwaiger. Bis es so weit ist, begleicht die Gemeinde in einem ersten Schritt die restlichen Schulden des Tennisclubs bei der Volksbank Bad Saulgau – diese betragen knapp 28 000 Euro. Die Bank beantragt dann im Gegenzug die Löschung der Grundschuld im Grundbuch, und das Vereinsheim geht ins Eigentum der Gemeinde über.
Um der Gemeinnützigkeit Rechnung zu tragen, „können und wollen wir keine Miete verlangen“, sagte Schwaiger in der Gemeinderatssitzung. Lediglich für Wasser, Strom, Heizung und Reinigung sollen Kostenbeiträge erhoben werden – Gewinn erziele die Gemeinde damit aber nicht. Im neuen Bürgerhaus seien vielfältige Veranstaltungen denkbar, sagte Schwaiger. Kommunionfeiern, Seniorenangebote von Vereinen, Jugendnachmittage: „Vieles ist möglich“, sagte Schwaiger. Das Haus solle aber ausschließlich Sigmaringendorfern zur Verfügung stehen, an Auswärtige wird nicht vermietet.
Das Gebäude ist barrierefrei
Schwaiger betrachtet die Möglichkeit, aus dem Vereinsheim ein Bürgerhaus zu machen, als Glücksfall: „Wir haben einen nur geringen Übernahmebetrag und werden durch die Außerortsanlage keine Probleme mit Lärmstörungen haben.“Das Gebäude sei in einem guten Zustand und verfüge bereits über eine komplette Einrichtung: Inventar, Küche, Schankanlage, Sanitärbereich – all das ist vorhanden. Weiterer Vorteil: Das Gebäude ist barrierefrei, und es gibt Parkplätze. „Außerdem können wir den Außenbereich nach unserem Bedarf ergänzen“, sagte Schwaiger. So könne die Gemeinde beispielsweise einen Spielplatz und eine Grillstelle errichten, und theoretisch sei sogar ein Anbau möglich – die drei Tennisplätze werden ja nicht mehr gebraucht. Zurzeit gibt es im Hauptraum des Vereinsheims etwa 35 bis 40 Sitzplätze.
Peter Stemmer, Vorsitzender des sich auflösenden Tennisclubs, äußerte am Rande der Gemeinderatssitzung sein Bedauern. „Für mich ist es bitter, das mit anzusehen“, sagte er. „Nun wird abgewickelt, was wir jahrzehntelang aufgebaut haben.“Dem Tennisclub hatten seit Jahren sinkende Mitgliederzahlen zu schaffen gemacht – zuletzt hatte der Verein noch 57 Mitglieder. Die Hoffnungen, dass der Tennisclub in einem der beiden großen Sig’dorfer Sportvereine aufgehen könnte, hatte sich zerschlagen, sodass am Ende nur noch die Auflösung blieb.