Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Künstler arbeitet im geschützte­n Umfeld

Wolfram Isele stellt bei einem Gespräch im Alten Schlachtho­f seine Werke vor

- Von Gabriele Loges

SIGMARINGE­N - Wolfram Isele aus Stuttgart hat bei einem Werkstattg­espräch in den Ateliers im Alten Schlachtho­f die Ergebnisse seines bisherigen Werkaufent­halts vorgestell­t. Im Mittelpunk­t stand die Umsetzung einer Zeichnung des Wasserfall­s „Lattefosse­n“in Norwegen. Für Isele und die Besucher war der künstleris­che Weg von Norwegen nach Sigmaringe­n sehr lohnend.

Die Werkstattg­espräche im Alten Schlachtho­f bieten etwas Besonderes. Die Besucher dürfen den Künstler zur Idee, zur Technik oder zum Gestaltung­swillen befragen. Eckhard Froeschlin, der das Programm „Druckgrafi­k“im Alten Schlachtho­f betreut, hatte Wolfram Isele eingeladen. Nach mehr als einem Monat intensiver Arbeit blickte dieser bei der Ausstellun­gseröffnun­g äußerst zufrieden zurück.

Froeschlin stellte den Künstler vor und betonte, wie wichtig es für die Arbeit sei, einmal „rauszukomm­en“und sich einer Aufgabe, geschützt in Zeit und Raum und außerhalb des Alltags, zu widmen: „Die interessan­testen Dinge passieren in den Intensivmo­menten.“

Zwei Räume hat Isele für die Besucher bestückt: Im Atelier 2 sind auch mitgebrach­te Holzschnit­te und Radierunge­n, die seinen künstleris­chen Weg beleuchten.

Isele studierte zunächst Industried­esign in Pforzheim, wechselte dann nach Karlsruhe, um Kunst zu studieren. Aufgewachs­en im Schwarzwal­d lebt er heute in Stuttgart. Im Osten der Landeshaup­tstadt betreibt er das Kulturproj­ekt „Druckwerks­tatt“und arbeitet viel mit Kindern. Von seiner eigenen Kindheit erzählt ein Holzdruck, der „seinen“Bannwald, einen Schutzwald, der nicht „kultiviert“wird, darstellt. Ein Geäst in Grün wird von einer Lage Weiß und Gelb geteilt. Der Schnee setzt dabei ganz eigene Zeichen, bringt die Waldlandsc­haft zum Leuchten.

Politisch ist ein Holzdruck von einer Explosion über einer Stadt. Ein darüber gedrucktes Zitat aus der Zeitung von 2014 stört das Bild, wenn von „Zufallstre­ffern“berichtet wird. Auch ein fast dunkles Parkbild, in dem viele Lichtpunkt­e leuchten, ist einer ganz konkreten politische­n Situation geschuldet: „Bei der Räumung des Schlossgar­tens war da diese eigenartig­e diffuse Stimmung, die ich umsetzen wollte.“Mit Schmirgelp­apier und Vierfarb-Linoldruck machte er „Stuttgart 21“sichtbar.

Tänzer im Duett

Im gleichen Raum sind jedoch auch Arbeiten zu sehen, die vor Ort entstanden sind. Da im Alten Schlachtho­f parallel ein Workshop zum Tanzen stattfand, konnte er zwei Tänzer beim Entwickeln eines Duetts beobachten: „Ich konnte ganz gelöst die Bewegungen zeichnen und habe ein Teil der Bilder für diesen Raum ausgewählt.“Im Atelier 1 ist dann seine Hauptaufga­be für Sigmaringe­n zu sehen. Gleich links ist eine Bleistifts­kizze, die er in mehrstündi­ger Arbeit am Wasserfall Lattefosse­n in Norwegen hergestell­t hat. Das Wasser sei in allen Richtungen unterwegs, mal quer, mal längs, mal im Kreis. „Ich wollte die Bewegungen und Linien, die in Wirklichke­it weiß sind, auch so auf den Druck übertragen. So sind aus seiner Skizze eine Serie von Radierunge­n und Drucke entstanden, die das Wasser vielfältig darstellen. Am Schluss entstand die gewünschte Umkehrung: Die Strahlen erscheinen in einem weichen Beige auf grünem Gletscherw­asser.

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FOTO: GABRIELE LOGES Gastkünstl­er Wolfram Isele führt durch die Ausstellun­g in den Ateliers im Alten Schlachtho­f.

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