Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Künstler arbeitet im geschützten Umfeld
Wolfram Isele stellt bei einem Gespräch im Alten Schlachthof seine Werke vor
SIGMARINGEN - Wolfram Isele aus Stuttgart hat bei einem Werkstattgespräch in den Ateliers im Alten Schlachthof die Ergebnisse seines bisherigen Werkaufenthalts vorgestellt. Im Mittelpunkt stand die Umsetzung einer Zeichnung des Wasserfalls „Lattefossen“in Norwegen. Für Isele und die Besucher war der künstlerische Weg von Norwegen nach Sigmaringen sehr lohnend.
Die Werkstattgespräche im Alten Schlachthof bieten etwas Besonderes. Die Besucher dürfen den Künstler zur Idee, zur Technik oder zum Gestaltungswillen befragen. Eckhard Froeschlin, der das Programm „Druckgrafik“im Alten Schlachthof betreut, hatte Wolfram Isele eingeladen. Nach mehr als einem Monat intensiver Arbeit blickte dieser bei der Ausstellungseröffnung äußerst zufrieden zurück.
Froeschlin stellte den Künstler vor und betonte, wie wichtig es für die Arbeit sei, einmal „rauszukommen“und sich einer Aufgabe, geschützt in Zeit und Raum und außerhalb des Alltags, zu widmen: „Die interessantesten Dinge passieren in den Intensivmomenten.“
Zwei Räume hat Isele für die Besucher bestückt: Im Atelier 2 sind auch mitgebrachte Holzschnitte und Radierungen, die seinen künstlerischen Weg beleuchten.
Isele studierte zunächst Industriedesign in Pforzheim, wechselte dann nach Karlsruhe, um Kunst zu studieren. Aufgewachsen im Schwarzwald lebt er heute in Stuttgart. Im Osten der Landeshauptstadt betreibt er das Kulturprojekt „Druckwerkstatt“und arbeitet viel mit Kindern. Von seiner eigenen Kindheit erzählt ein Holzdruck, der „seinen“Bannwald, einen Schutzwald, der nicht „kultiviert“wird, darstellt. Ein Geäst in Grün wird von einer Lage Weiß und Gelb geteilt. Der Schnee setzt dabei ganz eigene Zeichen, bringt die Waldlandschaft zum Leuchten.
Politisch ist ein Holzdruck von einer Explosion über einer Stadt. Ein darüber gedrucktes Zitat aus der Zeitung von 2014 stört das Bild, wenn von „Zufallstreffern“berichtet wird. Auch ein fast dunkles Parkbild, in dem viele Lichtpunkte leuchten, ist einer ganz konkreten politischen Situation geschuldet: „Bei der Räumung des Schlossgartens war da diese eigenartige diffuse Stimmung, die ich umsetzen wollte.“Mit Schmirgelpapier und Vierfarb-Linoldruck machte er „Stuttgart 21“sichtbar.
Tänzer im Duett
Im gleichen Raum sind jedoch auch Arbeiten zu sehen, die vor Ort entstanden sind. Da im Alten Schlachthof parallel ein Workshop zum Tanzen stattfand, konnte er zwei Tänzer beim Entwickeln eines Duetts beobachten: „Ich konnte ganz gelöst die Bewegungen zeichnen und habe ein Teil der Bilder für diesen Raum ausgewählt.“Im Atelier 1 ist dann seine Hauptaufgabe für Sigmaringen zu sehen. Gleich links ist eine Bleistiftskizze, die er in mehrstündiger Arbeit am Wasserfall Lattefossen in Norwegen hergestellt hat. Das Wasser sei in allen Richtungen unterwegs, mal quer, mal längs, mal im Kreis. „Ich wollte die Bewegungen und Linien, die in Wirklichkeit weiß sind, auch so auf den Druck übertragen. So sind aus seiner Skizze eine Serie von Radierungen und Drucke entstanden, die das Wasser vielfältig darstellen. Am Schluss entstand die gewünschte Umkehrung: Die Strahlen erscheinen in einem weichen Beige auf grünem Gletscherwasser.