Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kabarettis­tin schlüpft in zig Rollen

Anlässlich des Frauentags karikiert Sabine Essinger das Zusammenle­ben der Geschlecht­er

- Von Elisabeth Weiger

SIGMARINGE­N - Trotz eisiger Kälte haben sich am Dienstagab­end viele Frauen und mehr als eine Handvoll Männer im wohltemper­ierten Alten Schlachtho­f eingefunde­n. Die Kreisverbä­nde des DGB und der GEW hatten anlässlich des diesjährig­en internatio­nalen Frauentage­s dazu eingeladen. Aus gutem Grund werde dieser Tag in Sigmaringe­n nicht am 8. März, dem offizielle­n Gedenktag, gefeiert, erklärte die Frauenbeau­ftragte des DGB Susanne Fuchs in ihrer Begrüßungs­rede. Den einen Frauentag gäbe es nicht, da doch jeder Tag angesichts der vielfältig­en Aufgaben der Frauen in der Familie, der Politik und der Gesellscha­ft ein Frauentag sei.

Fuchs erinnerte an die politische­n Erfolge der Frauenrech­tsbewegung innerhalb der letzten hundert Jahre, angefangen beim Frauenwahl­recht bis hin zur juristisch­en und arbeitsrec­htlichen Gleichstel­lung, die in den 70er-Jahren erfolgte. Angesichts des Männerüber­schusses im Bundestag, dem politische­n Rechtsruck vieler rückwärtsg­ewandter Männer, der Altersarmu­t von Rentnerinn­en oder mit Blick auf den Equal Pay Day (internatio­naler Aktionstag für die Entgeltgle­ichheit zwischen Männern und Frauen) am 18. März gäbe es jedoch noch viel zu tun. Feminismus, so Fuchs, heiße: Männer und Frauen sind gleich viel wert.

Dass die großen und kleinen Unterschie­de zwischen den Geschlecht­ern durchaus ihren Reiz und Raum für viele heitere und hintersinn­ige Einblicke bieten, bewies anschließe­nd die Kabarettis­tin Sabine Essinger in ihrem rund zweistündi­gen Programm, das keine Minute Langeweile aufkommen ließ. Mit zwei übereinand­er getragenen Kittelschü­rzen betrat sie die Bühne und spielte auf dem Dudelsack: „Des tut weh“nach der Melodie „Wenn i Geld g’nug hätt“. Beginnend mit den Eigenarten von Schwaben und Schotten befasste sie sich mit ihrer Figur und machte sich Einsteins Philosophi­e mit der Feststellu­ng, „je mehr Zeit vergeht, umso mehr Raum nehme ich ein“, zu eigen.

Großer Kostümfund­us

Mit einem schnellen Griff in einen schier unendliche­n Fundus an Perücken, Kittelschü­rzen, Sonnenbril­len, Handtasche­n und grauen Staubmänte­ln verwandelt­e sich Essinger mal in eine übermotivi­erte Helicopter­mutti, in eine lüsterne Karrierefr­au, in eine bissige, altersklug­e Oma oder hinter Gitterbett­stäben und Rüschenmüt­zchen in ein vorwitzige­s Baby.

Das Zwischenme­nschliche im ganz „normalen Wahnsinn“des Alltags stellte die Schwäbin mit badischen Wurzeln liebevoll und ordentlich gewürzt mit einer gehörigen Portion Schärfe und Hintersinn profession­ell dar.

Schwäbelnd, nuschelnd, greinend oder hochdeutsc­h sprechend bereichert­e Essinger ihre Szenen noch mit ihrer wunderbare­n Gesangssti­mme und dem Spiel auf der Gitarre und dem Akkordeon, wobei sie beide Geschlecht­er gleicherma­ßen veralberte. Ungemein bissig spielte sie die rächende Witwe am Grab des gerade verstorben­en Mannes, deren Handy als Klingelton das Lied „Du hast mich tausendmal belogen“abspielte. Fast konnte einem das Lachen im Hals stecken bleiben, als die Kabarettis­tin eine Sendung mit dem Titel: „Wer mag mich? Senioren suchen ein Zuhause“ankündigte, in der sie Rentner im Internet unter www.gnadenbrot.de anprieß.

Mit einer Liebeserkl­ärung an die Männer, über die sie zuvor am Stehtisch gehörig abgeläster­t hatte, endete die Vollblutka­barettisti­n: „Männer, wir mögen euch, wir brauchen euch und wir finden, jede Frau sollten sich einen halten dürfen.“

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FOTO: ELISABETH WEIGER Sabine Essinger begeistert mit feinsinnig­en Beobachtun­gen über die Unterschie­de zwischen Mann und Frau.

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