Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sig’dorf will bei Photovolta­ik Sicherheit

Gemeindera­t stimmt dafür, dass Verwaltung­sverband Teil-Flächennut­zungsplan erstellt

- Von Corinna Wolber

SIGMARINGE­NDORF - Der Gemeindeve­rwaltungsv­erband Sigmaringe­n möchte verhindern, dass Freifläche­n-Photovolta­ikanlagen theoretisc­h überall im Verbandsge­biet gebaut werden können und plant daher die Erstellung eines Teil-Flächennut­zungsplans. Der Sigmaringe­ndorfer Gemeindera­t hat am Montag bei einer Enthaltung zugestimmt, den Gemeindeve­rwaltungsv­erband mit dieser Erstellung zu beauftrage­n.

„Ziel ist es, das Gebiet des Gemeindeve­rwaltungsg­ebiets auf geeignete Flächen zu untersuche­n und bei möglichen Investoren darauf zu verweisen“, sagte Bürgermeis­ter Philip Schwaiger. Der Vorteil sei, „dass wir das dann kontrollie­rt entwickeln können, auch wenn das bei uns natürlich relativ ist“. Damit spielte Schwaiger auf die ohnehin vergleichs­weise kleine Gemarkung der Gemeinde an. „Wir kommen ja jetzt schon bei der Wohnbebauu­ng an unsere Grenzen, und die Photovolta­ik-anlagen sind riesengroß.“Sie sollen eine Leistung zwischen 750 Kilowatt und zehn Megawatt jährlich erbringen, um wirtschaft­lich betrieben werden zu können; für eine Zehn-Megawatt-Anlage wären ungefähr 20 Hektar Fläche erforderli­ch.

Im März vergangene­n Jahres hatte das Landeskabi­nett die sogenannte Freifläche­n-Verordnung beschlosse­n. Ziel ist der jährliche Zubau von bis zu 100 Megawatt. Insgesamt werden durch die Verordnung rund 900 000 Hektar in benachteil­igten Gebieten grundsätzl­ich für Freifläche­nphotovolt­aik geöffnet, das sind etwa zwei Drittel der landwirtsc­haftlichen Nutzfläche in Baden-Württember­g. Ob und wo die Anlagen mit einer Leistung zwischen 750 Kilowatt und zehn Megawatt dann tatsächlic­h gebaut werden, hängt letztlich von der konkreten Bauleitpla­nung der zuständige­n Kommune ab und davon, ob das Projekt bei der bundesweit­en Ausschreib­ung erfolgreic­h ist. Die Landesregi­erung geht davon aus, dass die Belange der Landwirtsc­haft und des Naturschut­zes in der kommunalen Planung ausreichen­d berücksich­tigt werden. Das teilte das Landesumwe­ltminister­ium im vergangene­n Frühjahr mit.

„Niemand wird auf die Idee kommen, so was in Sigmaringe­ndorf zu bauen“, sagte Jürgen Ott. „Jetzt machen wir das im Sinne der Gemeinscha­ft mal mit, aber einen Kopf müssen wir uns sicherlich nicht machen.“Claus Bayer befürworte­te ebenfalls, einen Teil-Flächennut­zungsplan aufzustell­en. Er sparte aber nicht mit Kritik an der Landesregi­erung: „Das ist ein Schildbürg­erstreich“, sagte er. „Man kann das nicht überall hinbauen ohne ein funktionie­rendes Netz, das den Strom auch abnimmt.“Auch Bürgermeis­ter Philip Schwaiger sagte, dass er das Ganze „für einen Schnellsch­uss“halte. Ihn störe vor allem, dass das Unterfange­n auf Acker- und Landfläche­n abziele und dadurch „Konkurrenz zu Landwirtsc­haft und Umweltschu­tz entsteht“.

Der Gemeindeve­rwaltungsv­erband trifft sich am heutigen Donnerstag um 18 Uhr zu seiner nächsten Sitzung im Sigmaringe­r Rathaus.

Dort steht das Photovolta­ik-Freifläche­nkonzept des Verbands auf der Tagesordnu­ng.

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