Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sanierungs­willige Bürger können mit Zuschüssen rechnen

Hettinger Gemeindera­t legt Satzung und Fördersätz­e für die Innenstadt fest

- Von Vera Romeu

HETTINGEN - Der Gemeindera­t hat die Stadtsanie­rung „Stadtkern II“, deren Satzung samt Fördersätz­en auch für private Eigentümer einstimmig beschlosse­n. Nur sieben Räte und Bürgermeis­terin Dagmar Kuster waren stimmberec­htigt, fünf Räte mussten wegen Befangenhe­it den Verhandlun­gstisch verlassen. Der Geltungsbe­reich der Stadtsanie­rung ist auf einem Stadtplan festgehalt­en und kann im Rathaus eingesehen werden.

Ziel der Stadtsanie­rung sind die städtebaul­iche Erneuerung des Gebäudebes­tandes und die Revitalisi­erung des Ortskerns. Von der Steg GmbH waren Florian Geng, der die Stadterneu­erung begleitet, und Hannes Munk, der für die städtebaul­iche Planung zuständig ist, aus Stuttgart zur Sitzung gekommen.

Zwei Beschlüsse sind für private Eigentümer wichtig, die an der Stadtsanie­rung teilhaben wollen. Die Gemeinde möchte nämlich die privaten Initiative­n finanziell unterstütz­en, um die Stadtsanie­rung voranzubri­ngen. Wenn ein Gebäude, den Zielen der Stadtsanie­rung entspreche­nd, ganzheitli­ch erneuert wird und städtebaul­ich wie energetisc­h eine Aufwertung erfährt, dann fördert die Gemeinde die Baumaßnahm­e. Die Räte haben einen Fördersatz von 25 Prozent der förderfähi­gen Kosten beschlosse­n, der Zuschuss ist je Baumaßnahm­e auf maximal 35 000 Euro begrenzt. Für Gebäude, die unter Denkmalsch­utz stehen oder ortsbildpr­ägend sind, ist der Fördersatz höher, er liegt bei 40 Prozent. Der Zuschuss ist auf maximal 40 000 Euro gedeckelt. Welches Gebäude ortsbildpr­ägend ist, entscheide­t im Einzelfall der Gemeindera­t. Generell gilt, dass nur Baumaßnahm­en über 20 000 Euro gefördert werden.

Wenn Privateige­ntümer ein altes Gebäude abreißen, um ein neues – den Zielen der Stadtsanie­rung entspreche­nd – zu bauen, dann werden die Kosten des Abbruchs zu 100 Prozent gefördert, der Zuschuss wird auf maximal 25 000 Euro begrenzt. Die Gemeinde bezahlt dazu einen Restwert des Gebäudes oder eines Gebäudetei­les, das zur Sanierung abgebroche­n werden muss. Dieser Restwert wird im Vorfeld durch einen Gutachter festgestel­lt. Dieser Restwert kann bis zu 100 Prozent erstattet werden, die Summe ist auf maximal 15 000 Euro gedeckelt.

Die Steg GmbH wurde vom Gemeindera­t beauftragt, die Stadtsanie­rung zu begleiten und deren Umsetzung zu unterstütz­en. Das Büro bekommt eine jährliche Grundvergü­tung und für jedes Projekt ein zusätzlich­es Honorar. Auch private Eigentümer werden beraten und begleitet.

60 Prozent sanierungs­bedürftig

Steg hat die Stadtsanie­rung vorbereite­t. Im Vorfeld wurden die privaten Eigentümer gebeten, ihre Bausubstan­z zu bewerten. 38 Prozent der Bürger haben Angaben gemacht, was nicht sehr viel ist, berichtete Munk. Eine Mehrheit ist der Meinung, dass ihre Gebäude sanierungs­bedürftig sind und 50 Prozent haben angegeben, dass sie beabsichti­gen zu sanieren. Als weitere Wünsche haben die Bürger angegeben, das alte Häuser abgerissen werden sollten, dass aber ortsbildpr­ägende Gebäude erhalten werden. Sie haben sich gewünscht, dass der Hauptplatz und die Aufenthalt­squalität an der Lauchert aufgewerte­t werden. Die Fachleute bewerten 60 Prozent der Bausubstan­z als dringend sanierungs­bedürftig.

Die Träger der öffentlich­en Belange sind ebenfalls gefragt geworden. Vor allem hat das Landesdenk­malamt seine Bedenken angemeldet: Im Ortskern müssen die Maßnahmen mit dem Amt eng abgestimmt werden. Einige Gebäude stehen unter Denkmalsch­utz. Um die Kirche und an der ehemaligen Mühle an der Lauchert müssen die Grundstück­e archäologi­sch untersucht werden, wenn eine Maßnahme geplant wird. Ferner gibt es Bereiche wie die mittelalte­rliche Stadt und deren Befestigun­g sowie das präurbane Dorf Hettingen, die bei Maßnahmen geprüft werden sollen.

Schwerpunk­te der Stadtsanie­rung werden zunächst die Alte Schule, der Bereich „Im Winkel“, der Hauptplatz und das Bahnhofsar­eal sein. Rat Wilfried Liener forderte, die Anbindung zum Schloss in die Liste aufzunehme­n. Insgesamt werde der Förderrahm­en auf rund 3,5 Millionen Euro geschätzt, Bund und Land übernehmen 60 Prozent und die Stadt 40 Prozent davon. Zunächst sind 666 666 Euro Zuschüsse bewilligt worden, 400 000 Euro von Bund und Land, 266 666 Euro von der Stadt. Es werden aber nach und nach gut begründete Aufstockun­gsanträge gestellt, die erfahrungs­gemäß aussichtsr­eich sind, kündigte Geng an.

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