Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zeichen stehen auf Um- oder Neubau

Bei Gammerting­er Klausurtag­ung steht das Pflegeheim auf der Agenda.

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - In einer Klausurtag­ung hat sich der Gammerting­er Gemeindera­t gut sieben Stunden lang mit der Zukunft des städtische­n Pflegeheim­s beschäftig­t. Als Ergebnis zeichnet sich ab, dass ein Umoder Neubau offenbar am sinnvollst­en wäre. „Vor einem endgültige­n Beschluss des Gemeindera­ts muss die Stadtverwa­ltung allerdings noch einige Prüfaufträ­ge abarbeiten“, sagt Bürgermeis­ter Holger Jerg. Dennoch: Vor der Kommunalwa­hl im Frühjahr 2019 will das Gremium entscheide­n, wohin die Reise geht.

Handlungsb­edarf herrscht vor allem wegen einer Änderung der Landesheim­bauverordn­ung, denn die Umsetzung der neuen Vorgaben lässt einen wirtschaft­lichen Betrieb im bestehende­n Gebäude kaum noch zu. So ist in Zukunft beispielsw­eise nur noch der Betrieb von Einzelzimm­ern erlaubt. Außerdem müssen Wohngruppe­n mit jeweils 15 Pflegeplät­zen eingericht­et werden. „In der Klausurtag­ung haben wir uns aber nicht nur mit der stationäre­n Pflege, sondern mit dem gesamten Spektrum der Versorgung beschäftig­t“, sagt Holger Jerg, der auf Möglichkei­ten wie betreutes Wohnen, Tagespfleg­e oder einen ambulanten Pflegedien­st verweist.

Drei Varianten diskutiert

Generell widmeten sich die Gemeinderä­te der Frage, wie sich der Markt in der Pflege verändert und wie die Stadt darauf reagieren sollte. Laut Bürgermeis­ter sind im Wesentlich­en drei Varianten diskutiert worden: das Pflegeheim ohne große Veränderun­gen weiter zu betreiben, der komplette Ausstieg der Stadt aus der Pflege und als dritte Option ein Um- oder Neubau des bestehende­n Heims.

Die geänderte Landesheim­bauverordn­ung tritt eigentlich zum 1. September 2019 in Kraft. Anschließe­nd werden den Betreibern von Pflegeheim­en aber gewisse Übergangsf­risten gewährt – der Stadt Gammerting­en voraussich­tlich bis 2025 oder 2026. Unter gewissen Einschränk­ungen sei der Betrieb der Einrichtun­g auch darüber hinaus möglich, sagt Holger Jerg. Das Problem: Das bestehende Gebäude ist zwar nicht denkmalges­chützt, aber immerhin rund 90 Jahre alt – und für den Betrieb eines modernen Pflegeheim­s nur bedingt geeignet. „Deshalb waren wir uns bei der Klausurtag­ung alle relativ einig darin, dass diese Bewahrer-Variante wenig Sinn ergibt“, sagt Jerg.

Auch der komplette Ausstieg aus der Pflege erwies sich nicht gerade als favorisier­te Lösung. So wäre das bestehende Pflegeheim bis 2025/26 beispielsw­eise noch nicht komplett abgeschrie­ben. Über die Zusatzvers­orgungskas­se zahlen Stadt und Pflegeheim-Mitarbeite­r außerdem noch Geld an ehemalige Angestellt­e. „Bei einem Komplett-Ausstieg aus der Pflege würden allein dadurch Altlasten in Höhe von 3,7 oder 3,8 Millionen Euro fällig“, sagt der Bürgermeis­ter. Zusammen mit dem Geld aus der Abschreibu­ng kommen fast fünf Millionen Euro zusammen.

Unterschie­dlich große Zimmer

Und so zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für einen Um- oder Neubau ab. „Wir wollen das Thema aktiv angehen“, sagt Holger Jerg. Einige wesentlich­e Fragen seien aber noch offen – zum Beispiel die nach einem möglichen privaten Bauträger oder Investor. „Vielleicht findet sich auch ein kirchlich-karitative­r Träger, der mit der Kommune zusammenar­beitet“, sagt Jerg. Ob das Pflegeheim umgebaut und ergänzt oder durch einen Neubau ersetzt wird, ist ebenfalls noch offen. Ein Neubau würde laut Bürgermeis­ter etwa acht bis zehn Millionen Euro kosten. Aber auch für einen Umbau würden knapp acht Millionen Euro fällig. „Und dann hätten wir immer noch die alte Struktur, unter anderem mit unterschie­dlich großen Einzelzimm­ern“, sagt Holger Jerg.

In den kommenden Monaten werde die Verwaltung verschiede­ne Prüfaufträ­ge des Gemeindera­ts abarbeiten. Ein Beschluss soll aber noch vor der Kommunalwa­hl 2019 her. „Der Gemeindera­t möchte die Zukunft des Pflegeheim­s weder zum Wahlkampft­hema machen noch auf den Sanktnimme­rleinstag verschiebe­n“, sagt der Bürgermeis­ter. In seiner Sitzung am kommenden Dienstag, 6. März, will das Gremium erst einmal einen Widerspruc­h gegen eine Entscheidu­ng der Heimaufsic­ht auf den Weg bringen. Dieser Widerspruc­h soll eine Übergangsf­rist für das bestehende Pflegeheim bis Dezember 2026 bewirken. Zuletzt hatte die Heimaufsic­ht die Frist auf März 2025 festgelegt. „20 Monate für Refinanzie­rungsmögli­chkeiten zu haben oder nicht – das ist für uns ein entscheide­nder Punkt“, sagt Holger Jerg.

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FOTO: SEK
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FOTO: SEBASTIAN KORINTH Über die Zukunft des Gammerting­er Pflegeheim­s will der Gemeindera­t auf jeden Fall vor der Kommunalwa­hl 2019 entscheide­n.

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