Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kreisjäger­meister kritisiert Hauks Liste

Neue Methoden zur Schwarzwil­djagd hält Klaiber zum Teil für bedenklich.

- Von Anna-Lena Buchmaier

KREIS SIGMARINGE­N - Seit März wird die Schonzeit für Schwarzwil­d mit einer Ausnahmere­gelung für

2018 ausgesetzt, das hat das Kabinett auf Anregung von Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk beschlosse­n. Anstelle einer zweimonati­gen Jagdpause dürfen Jäger die Tiere nun auch im März und April schießen, vorausgese­tzt, es handelt sich nicht um Elterntier­e mit Frischling­en. Die Schweinepe­st, die in Osteuropa – vorwiegend Polen und Tschechien grassiert – hat Deutschlan­d noch nicht erreicht, sagt Isabel Kling, Pressespre­cherin im Ministeriu­m für ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz. Dennoch ist man im Ministeriu­m alarmiert.

Den von Minister Hauk veröffentl­ichten Zwölf-Punkte-Plan zur Eindämmung der Wildschwei­npopulatio­n, in dem mitunter auch das Aussetzen der Schonzeit gefordert wurde, sieht Kreisjäger­meister Hans-Jürgen Klaiber kritisch. So werden in Baden-Württember­g pro Jahr

50 000 Wildschwei­ne geschossen, wenn es nach Hauk geht, sollen es

30 000 mehr werden. „Das ist nicht zu leisten“, findet Klaiber. „Hauk wirft da eine Zahl in den Raum, die bei Landwirten gut ankommt, aber nicht realistisc­h ist“, findet Klaiber. Der Minister will für die Jagd auf Schwarzwil­d auch Nachtzielg­eräte zulassen. Dabei handelt es sich um Zielfernro­hre mit Restlichtv­erstärker. Normalerwe­ise sind Jäger auf Vollmondnä­chte oder reflektier­enden Schnee angewiesen. „Es bedarf Selbstdisz­iplin, damit nur Wildschwei­ne zu schießen und das Nachtjagdv­erbot für beispielsw­eise Rehe einzuhalte­n, weshalb diese Methode umstritten ist“, sagt Klaiber. In der Schweiz werde so jedoch bereits erfolgreic­h gejagt.

Eine weitere von Hauk vorgeschla­gene Methode ist der Einsatz von Saufängen, die probehalbe­r vereinzelt in Staatsfors­ten aufgestell­t werden sollen. „Die wurden nach dem Krieg verboten“, sagt Klaiber – zu Recht, wie er findet. Er sei als kleiner Junge bei einer solchen Aktion dabei gewesen. Dabei wird ein Saugatter mit Futterstel­le im Wald aufgestell­t, in das die Tiere zwar rein, aber nicht mehr raus können. Da die Tiere nicht abtranspor­tiert werden können, müssen die Tiere im Gatter geschossen werden. „Ich habe noch nie so etwas Schrecklic­hes gesehen. Vor Todesangst treten den Schweinen fast die Augen aus dem Kopf.“Sollte diese Praktik wieder eingeführt werden, so wünscht sich Klaiber, dass Tierschütz­er von dieser Methode einen Film ins Netz stellen. „Dann wäre das Thema am nächsten Tag wieder verboten.“

Schweine sind hochsensib­le Tiere, sagt der Jägermeist­er. „Unter mir als Kreisjäger­meister wird es das hier nicht geben. Wir Jäger sind auch Tierschütz­er – und keine Schädlings­vernichter.“Ein weiterer Vorstoß Hauks sei ebenfalls nicht vertretbar: „Das Schießen von führenden Bachen, also Muttertier­en mit Frischling­en, ist verboten und eine Straftat. Hauk will das Schießen von Bachen zur Ordnungswi­drigkeit herabstufe­n, sodass man Bachen straffrei schießen kann“, so Klaiber. Das sei nicht vertretbar, da die verwaisten Frischling­e ebenfalls verenden würden.

Bis zu 1400 Wildschwei­ne im Kreis pro Jahr erlegt

Dennoch gibt es auch in Klaibers Augen Handlungsb­edarf, um der Afrikanisc­hen Schweinepe­st Einhalt zu gebieten. Im Kreis Sigmaringe­n würden derzeit 900 bis 1400 Wildschwei­ne pro Jahr geschossen, mit vereinten Kräften seien geringfügi­g mehr möglich. „Das sind heute schon sehr große Anstrengun­gen, die die Jäger hier leisten“, findet Klaiber. Die Maßnahmen seien ausgeschöp­ft. „Wir erlegen die Wildschwei­ne im Einzelansi­tz und bei revierüber­greifenden Drückjagde­n – mit abnehmende­m Erfolg.“Zugleich nehme die Zahl der erlegten Tiere ab, denn Schweine seien lernfähige Tiere und würden sich an die Jagdmethod­en anpassen. „Früher haben wir 80 Wildschwei­ne pro Drückjagd erlegt, jetzt 15 bis 18.“Zudem würden die Schweine nicht mehr einfach weglaufen, sondern sich den Treibern und Hunden wehrhaft stellen: „Hierbei wurden auch schon Treiber und auch Hunde von den Sauen geschlagen und erheblich verletzt“, berichtet der Kreisjäger­meister.

Eine Bestandsre­duktion gebe es nur, wenn auch ausgewachs­ene Tiere erlegt würden. „Werden Frischling­e geschossen, ist bei der derzeitige­n Nahrungsgr­undlage eine Reprodukti­onsrate bis zu 400 Prozent möglich.“

 ?? FOTO: KRAUFMANN/DPA ??
FOTO: KRAUFMANN/DPA
 ?? FOTO: FRANZISKA KRAUFMANN/DPA ?? Kreisjäger­meister Hans-Jürgen Klaiber sieht in manchen Vorstößen Peter Hauks das Tierwohl gefährdet.
FOTO: FRANZISKA KRAUFMANN/DPA Kreisjäger­meister Hans-Jürgen Klaiber sieht in manchen Vorstößen Peter Hauks das Tierwohl gefährdet.
 ?? ARCHIVFFOT­O: SZ ?? Hans-Jürgen Klaiber
ARCHIVFFOT­O: SZ Hans-Jürgen Klaiber

Newspapers in German

Newspapers from Germany