Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kinderhaus: Rat stimmt Mehrkosten zähneknirschend zu
Der Bau der Betreuungseinrichtung ist unterm Strich rund 274 000 Euro teurer geworden als geplant
MENGEN (jek) - Die Kostenberechnung des Architekturbüros Cheret Bozic aus Stuttgart im März 2015 hatte bei 3,963 Millionen Euro gelegen. Nachdem nun schon seit mehr als einem Jahr Kinder im Kinderhaus Mühlgässle betreut werden, liegen endlich auch fast alle Schlussrechnungen vor. Die Vier-MillionenGrenze ist am Ende um eine stattliche Summe überschritten worden. Die Gesamtkosten liegen derzeit bei 4,236 Millionen Euro. Mehrkosten von insgesamt 274 000 Euro, denen die Stadträte am Dienstag nur zähneknirschend zustimmten.
„Es bringt ja alles nichts, die Handwerker haben ihre Arbeit gemacht und müssen bezahlt werden“, sagt Bürgermeister Stefan Bubeck. „Das ist eine Kröte, die wir schlucken müssen.“Bereits im Sommer 2016 hatte der Gemeinderat Mehrkosten von rund 128 300 Euro genehmigt, erinnerte Cornelia Hund, Sachgebietsleiterin Hochbau in der Mengener Stadtverwaltung. „Die Hoffnung, dass diese Mehrkosten am Ende durch eine niedrigere Schlussrechnung aufgefangen werden können, hat sich nicht bewahrheitet“, sagte sie. Im Gegenteil hätten sich immer mehr kleine Mängel, die es zu beseitigen galt, und zusätzliche Maßnahmen ergeben, deren Kosten sich am Ende auf weitere 145 000 Euro summiert hätten.
Cornelia Hund hatte eine detaillierte Auflistung der entstandenen Mehrkosten mitgebracht. Dazu gehörten neben allgemeinen, der Marktentwicklung geschuldeten Erhöhungen bei den Baunebenkosten auch die Kosten für Verkehrs- und Hochwassergutachten, die zunächst nicht in die Berechnungen für das Kinderhaus eingerechnet worden waren, sowie die Kosten für den Schaden, der bei einem Brand kurz vor Fertigstellung des Kinderhauses entstanden war. „Hier muss die Stadt die Kosten am Ende aber nicht tragen“, so Hund. Die Versicherung kläre das mit dem Verursacher des Schadens.
Rund 33 000 Euro sind außerdem notwendig, um die Haustechnik nachzurüsten. Betroffen ist vor allem die Lüftung im Bereich der Sanitäranlagen, der Einbau eines Klimagerätes im Technikraum, die Installation einer Enthärtungsanlage sowie der Einbau von Unterzählern und einer verbesserten Lüftungssteuerung. Offenbar hatte es vor allem in der Kommunikation mit dem Fachplaner für diesen Bereich Probleme gegeben. „Es ist ein schlechter Arbeitsstil der Vertragspartner, solche Mängel am Ende auf unsere Forderung, nach möglichen Einsparungen zu suchen, zu schieben“, sagte Brunhilde Raiser (CDU). „Es gehört sich, dann auf die Folgen aufmerksam zu machen und zu besprechen, welche Maßnahmen sinnvoll sind und welche nicht.“
Unvorhergesehene Punkte wie eine chemische Desinfektion des Gebäudes, nachdem nach der Baufertigstellung Keime entdeckt worden waren oder Kosten für Nachträge wie Deckenstrahlplatten und Wanddurchbrüche konnten auch nicht dadurch ausgeglichen werden, dass der Rat beschlossen hatte, zwei Kinderkrippen zunächst noch nicht auszubauen. Auch der Architektenwettbewerb, der im Vorfeld durchgeführt worden war, entpuppte sich als um 20 000 Euro teurer als veranschlagt. „Da ist einiges zusammen gekommen, das hatten wir bei eigenen Gebäuden schon lange nicht mehr“, resümierte Bubeck.