Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Derby-Debakel für die Ulmer Basketballer
Der Tabellendritte Ludwigsburg führt das Leibenath-Team vor, das mehr denn je um die Play-offs bangen muss
LUDWIGSBURG/ULM - Im Vorfeld des Derbys zwischen den Riesen Ludwigsburg und den Ulmer Basketballern war die Stimmung bei den Gästen nicht allzu gut. Die Ulmer wetterten, dass drei ihrer Nationalspieler nach der Länderspielwoche und mit zwei Spielen auf dem Buckel quasi ohne Training antreten mussten und sprachen von Wettbewerbsverzerrung. Hinterher aber waren ihre Gefühle noch schlimmer. Sie erlebten ein Debakel und kamen mit 54:89 unter die Räder. Durch „die schwächste erste Hälfte der Saison“(Co-Trainer Pete Strobl) kassierten sie im Derby die dritte Niederlage in Serie. Die einseitige Partie war bereits nach 20 Minuten entschieden, als die Riesen mit 53:21 führten.
Ludwigsburg erstickte das Ulmer Spiel bereits nach zwei Minuten mit seinem Druck, war wacher und schneller, hatte in der ersten Hälfte acht Dreier (Ulm 1/11) versenkt und den Gästen sieben Mal das Spielgerät geklaut. Mit lediglich 54 erzielten Punkten unterbot Ulm seine bisher schwächste Offensivleistung vom ersten Spieltag gegen Berlin (68:72) noch um 14 Zähler. „Ludwigsburg hat uns heute überrollt und ein Vielfaches an Energie und der Bereitschaft Basketball zu arbeiten, mitgebracht“, sagte Trainer Thorsten Leibenath. „Unsere Leistung war nicht akzeptabel und ich möchte mich dafür bei den Fans entschuldigen.“
Die drei Nationalspieler Isaac Fotu, Luka Babic und Ismet Akpinar, waren dabei so schwach wie fast alle Kollegen. Neuzugang Katin Reinhardt fehlte noch. Es dauerte nur fünf Minuten, ehe auch der letzte Zuschauer erkannt hatte, warum die Gastgeber das offensivstärkste Team der BBL sind. Da fegten sie mit einem 12:0-Lauf erstmals über die Ulmer hinweg, 27:9 führten sie nach dem ersten Viertel. Das lag an ihrer extremen Stärke unterm Korb, an den vielen Turnovers, die sie produzierten, an den guten Offensivaktionen und der extrem aggressiven Defensive.
Ulm brachte es zu nichts und war extrem schwach im Werfen. Gerade mal einen von elf Dreierversuchen verwandelte das Team von Leibenath in den ersten 13 Minuten. Die Ludwigsburger waren zu dem Zeitpunkt bereits auf 34:13 davongezogen. Die Ulmer gaben ihre Bälle widerstandslos her, kamen kaum zu Würfen oder vergaben sie, wenn es doch mal eine Lücke gab. Ludwigsburg nahm die Geschenke dankbar an. Dass sich zur Pause vier Spieler der Riesen die Punkte fast gleichmäßig aufteilten, sprach für die Qualität der Gastgeber – die Dreierquote, sonst nicht ihre Spezialität, auch: acht von 16 Versuchen verwandelten sie. In der zweiten Hälfte ließ es das Team von John Patrick langsamer angehen, was aber noch reichte, um die Führung nach dem dritten Viertel auf fast 40 Punkte auszubauen. Die Marke knackten die Riesen dann, als sie auf 76:35 erhöhten.
Trübe Aussichten
Die Ulmer müssen nun mehr denn je um die Play-off-Qualifikation bangen. Noch sind sie Achter, von hinten aber dürfte Bamberg Druck machen – auf den Meister treffen die Ulmer im nächsten Spiel am 11. März zu Hause. Im April haben sie allerdings noch vier Auswärtsspiele in Serie. Trübe Aussichten. Einziger Lichtblick an einem rabenschwarzen Mittwoch war David Krämer, der nach überstandener Sprunggelenksverletzung auf einen Bestwert in der Bundesliga kam. Der 21-Jährige erzielte 16 Zähler, zwölf im Schlussviertel. Zudem schaffte Center Tim Ohlbrecht mit neun Punkten und einer perfekten Trefferquote aus dem Feld eine Saisonbestleistung.