Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gratisbus würde in Sigmaringe­n rund 1,5 Millionen Euro pro Jahr kosten

Modellvers­uch in fünf Städten – Für Sigmaringe­n ist das Projekt wohl nicht realistisc­h

-

SIGMARINGE­N (abu) - Um die Anzahl von privaten Autos zu reduzieren und somit die Luftqualit­ät zu verbessern, wollen Bund und Länder in fünf Kommunen probehalbe­r einen kostenfrei­en öffentlich­en Nahverkehr einführen. Dieser wird in Bonn, Essen, Herrenberg, Reutlingen und Mannheim erprobt. Wie viel Gelder fließen müssten, um auch den Sigmaringe­r Stadtbus kostenfrei zu halten und wie realistisc­h es wäre, auch einen Gratisbus in Sigmaringe­n anzubieten? Wir haben nachgefrag­t.

„Wie viel letztlich so ein Gratisbus kostet, kann nicht genau prognostiz­iert werden. Bei einer unveränder­ten Zuschusssi­tuation würde das jährliche Defizit von rund 500 000 Euro sicher auf eine Größenordn­ung von 900 000 bis eine Million Euro ansteigen“, sagt Bernt Aßfalg, Werkleiter der Stadtwerke Sigmaringe­n, auf Nachfrage. Eine kostenlose Beförderun­g würde zudem mutmaßlich zu einer Nachfrages­teigerung führen, was einen Ausbau der Kapazitäte­n notwendig machen würde und sich somit das jährliche Defizit in Richtung 1,5 Millionen Euro bewegen würde. „Das wäre finanziell weder für die Stadt noch die Stadtwerke darstellba­r“, so Aßfalg.

Das Thema Umlagefina­nzierung, also die Kosten auf mehrere Schultern zu verteilen, sieht Aßfalg kritisch, weil dies fast den Charakter einer Steuer entwickeln würde. „Zudem ist zu befürchten, dass der ländliche Raum stärker belastet wird.“Für sinnvoller hält er eine Verbesseru­ng der Zuschusssi­tuation durch Bund und Land, mit der gute Angebote aufgebaut werden könnten, für die der Nutzer dann auch bereit sei, einen gewissen Obulus beizusteue­rn.

Überlegung­en, einen kostenlose­n öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) in Sigmaringe­n anzubieten, gab es laut Werkleiter Bernt Aßfalg bisher nicht. „Vor dem geltenden Rahmen scheint es derzeit auch nicht realistisc­h, diesen in Sigmaringe­n in absehbarer Zukunft anbieten zu können.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany