Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Nächster Eklat in Pfullendorfs Kaserne
Zwölf Soldaten brechen Lehrgang in Pfullendorf ab
PFULLENDORF (sz) - Nach Hinweisen auf eine Überforderung von Soldaten haben in der Pfullendorfer Staufer-Kaserne erneut Soldaten eine Übung abgebrochen. Zwölf von 36 Teilnehmern eines Lehrgangs seien ausgefallen, sagte ein Sprecher des Heeres am Sonntag. Eine Teilnehmerin kam ins Krankenhaus.
PFULLENDORF/ULM (mö/AFP) - Erneut hat es einen Zwischenfall im Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf (Landkreis Sigmaringen) gegeben: Bei Außentemperaturen von bis zu minus 13 Grad haben in der vergangenen Woche zwölf von 36 Teilnehmern ihren viertägigen Lehrgang „Überleben Land“abgebrochen, eine Soldatin kam vorsorglich ins Krankenhaus. Ein Sprecher des Heeres bestätigte den Vorfall am Sonntag.
Der Lehrgang für die Offiziersanwärter der Luftwaffe begann am vergangenen Montag und endete am vergangenen Donnerstag. Die jungen Soldaten lernen bei diesen Lehrgängen auch, wie sie nach einem Absturz ohne fremde Hilfe überleben können: „Normalerweise ist vorgesehen, dass die Soldaten drei Nächte im Freien übernachten“, sagte der Sprecher, „in der vergangenen Woche verbrachten die Soldaten angesichts der Kälte die dritte Nacht in der Unterkunft.“Dort hätten sie sich auch am Feuer aufwärmen können. Zwölf Soldaten brachen den Lehrgang ab, eine Offizieranwärterin musste mit gesundheitlichen Problemen zur Untersuchung ins Pfullendorfer Krankenhaus gebracht werden: „Es war nichts Schlimmes“, sagte der Sprecher, „die Soldatin musste zwei Nächte auf der Intensivstation bleiben, weil diese Verweildauer im Pfullendorfer Krankenhaus Standard ist.“Die Frau hatte demnach vor der Übung angegeben, Antibiotika genommen zu haben, sich für die Teilnahme an dem Lehrgang aber fit zu fühlen. Warum die anderen Soldaten den Lehrgang abbrachen, wurde nicht im Detail mitgeteilt.
Erst im Januar hatten sechs Soldaten in Pfullendorf einen Geländelauf vorzeitig beendet, einer von ihnen wurde ohnmächtig und kam vorsorglich ins Krankenhaus. Ein Ausbilder wurde vorerst seiner Aufgabe entbunden.
Soldat stirbt bei Marsch
Am Wochenende wurde ebenfalls bekannt, dass die Bundeswehr die Ausbildung der Truppe nach dem Tod eines Soldaten bei einem Marsch im niedersächsischen Munster im Sommer 2017 unter die Lupe nehmen will. Dies kündigte eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums an. Zuvor hatte der „Spiegel“berichtet, ein Rechtsgutachten stufe die Folgen des Fußmarsches als vermeidbar ein. Zu diesem Schluss kommen die Rechtsmediziner des Hamburger Unfallkrankenhauses Eppendorf (UKE). Den Angaben zufolge seien sowohl der Tod des 21-jährigen Soldaten als auch die Hitzschläge bei mehreren seiner Kameraden abwendbar gewesen.