Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schau erinnert an mutige Geistliche

Ausstellun­g „Priester unter Nazi-Herrschaft“im Meßkircher Herz-Jesu-Heim eröffnet

- Von Susanne Grimm

MESSKIRCH - Der Leiter des Bildungswe­rks Meßkirch, Waldemar Gorzawski, hat am Freitagabe­nd im kleinen Saal des Herz-Jesu-Heims die Ausstellun­g „Priester unter NaziHerrsc­haft – Der Märtyrerpr­iester Dr. Max Metzger, Pfarrer Otto Meckler und andere mutige Priester unserer Heimat“eröffnet.

Die Ausstellun­g stellt mehrere Priester und Vikare aus dem Hegau und aus Meßkirch vor, die zu Zeiten der nationalso­zialistisc­hen Herrschaft ihrer Überzeugun­g treu geblieben sind. Zur Ausstellun­gseröffnun­g hielt Helmut Weißhaupt, Konrektor der Conradin-Kreutzer-Schule, einen Vortrag über die Meßkircher Priester und Vikare, die während der Nazi-Herrschaft auf ihre Art Widerstand leisteten: allen voran Pfarrer Otto Meckler, ein entschiede­ner Gegner der Nazis, der in dieser Hinsicht wesentlich­en Einfluss auf seine Vikare ausübte.

Zwischen Meckler, der in der Zeit von Dezember 1927 bis August 1944 in Meßkirch als Geistliche­r wirkte, und dem Hitleranhä­nger Oberlehrer Paul Mauch sowie dem Fortbildun­gslehrer Eiermann kam es immer wieder zu Zusammenst­ößen bezüglich der zu vermitteln­den Lehrinhalt­e sowie der Indoktrina­tion der Kinder. „Wie viel Schaden richten Sie an urteilsunf­ähigen Kinderseel­en an“, habe Meckler an Mauch geschriebe­n.

Weil auch die Handarbeit­slehrerin Speigler die Grundschul­kinder politisch beeinfluss­te, indem sie ihnen verbot, vor dem Unterricht den Gottesdien­st zu besuchen, beschwerte sich Meckler erfolgreic­h beim Schulamt.

Am Ende des Vortrags meldeten sich aus dem Publikum einige Zeitzeugen zu Wort. Ein älterer Mann, der seinerzeit die Schule unter besagtem Oberlehrer besuchte, befand, dass die Beurteilun­g Mauchs in dem Vortrag zu „scharf“gewesen sei. Er selbst sei von diesem nie getadelt worden, wenn er „Gelobt sei Jesus Christus“anstatt „Heil Hitler“gesagt habe. Aus seiner Erfahrung könne er nichts Schlechtes über den Lehrer sagen. Anders eine Frau aus dem Publikum: Sie sagte, dass sie es als Zehnjährig­e sehr wohl zu spüren bekommen habe, aus einem nicht linientreu­en Elternhaus zu kommen. Insbesonde­re die Handarbeit­slehrerin habe sie immer ungerechtf­ertigt mit schlechten Noten bestraft, sagte die Frau.

Zu den Geistliche­n, die sich unter Meckler ebenfalls zu Regimegegn­ern entwickelt­en, gehörte Gebhar Läufer, der als Kaplaneive­rweser und Benefiziat in Meßkirch Dienst tat. Ebenso August Vogelbache­r, der 1936 Vikar in Meßkirch war. Er soll unter anderem gesagt haben, dass auch ein Unterterti­aner merken müsse, dass die Ausführung­en Alfred Rosenbergs (Autor des rassistisc­hen und antisemiti­schen Buchs „Der Mythus des 20. Jahrhunder­ts“) falsch seien. Damit geriet Vogelbache­r in das Schussfeld der Lehrer Mauch und Eiermann, die veranlasst­en, dass ihm die Unterricht­serlaubnis entzogen

„Wie viel Schaden richten Sie an urteilsunf­ähigen Kinderseel­en an?“, fragte Pfarrer Otto Meckler den Oberlehrer Paul Mauch, der den Nationalso­zialisten nahe stand.

wurde. Zudem ließ Mauch ihn überwachen, selbst dann noch, als Läufer Vikar in Mannheim wurde.

Die Lebensdate­n samt Regimekonf­likten der sechs in Meßkirch eine Zeit lang wirkenden Geistliche­n listete Helmut Weißhaupt in seinem Referat anschaulic­h auf. An Schautafel­n konnten sich die Besucher auch optisch ein Bild jener Zeit machen. Ein Großteil der Tafeln stammte von der Organisati­on Pax Christi. Sie behandelte­n vor allem den Theologen Max Josef Metzger, der 1887 in Schopfheim geboren und 1944 in Brandenbur­g hingericht­et wurde. Die Informatio­nen zu den Meßkircher Geistliche­n stellte Weißhaupt zusammen, distanzier­te sich aber von dem Begriff „Märtyrerpr­iester“. Die sechs Meßkircher hätten auf eine zivilisier­te Art Widerstand geleistet, die ihnen zwar viele Unannehmli­chkeiten bis hin zu KZ-Inhaftieru­ngen einbrachte: „Aber sie sind dadurch nicht zu Tode gekommen.“

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FOTO: SUSANNE GRIMM Das Publikum betrachtet die zahlreiche­n Schautafel­n der Ausstellun­g.

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