Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Bye Bye Boogie-Nacht
Zum Abschied bringt Steve „Big Man“Clayton das Café Moccafloor zum Kochen
PFULLENDORF - Vor rund 130 Gästen hat Steve „Big Man“Clayton am Samstagabend im Café Moccafloor im Herzen Pfullendorfs sein Abschiedskonzert gegeben. Während draußen leise der Schnee rieselte, heizten Clayton und seine Gäste von The Boogiesoulmates die Gemüter ihrer Zuhörer bis zum Anschlag auf.
„Es ist die letzte Boogie-Nacht in Pfullendorf. Wir sagen Dankeschön all denen, die mitgemacht haben, diese Nächte hier zu installieren“, sagte Steve Claytons Ehefrau Theresa, den Tränen nah, nach dem emotionsgeladenen Abschiedskonzert. Vor Kurzem ist das Paar, das lange in Pfullendorf wohnte, in Theresa Claytons Heimat Lüchow nach Sachsen umgezogen. Für weitere Konzerte würden sie aber jederzeit die Strecke von mehr als 800 Kilometern auf sich nehmen, sagte Theresa Clayton am Samstag an Pfullendorfs Kulturbeauftragten André Heygster gewandt.
Beim Publikum kam das Abschlusskonzert gut an. „Ich liebe Boogie Woogie und die Qualität der Musiker ist großartig“, sagte beispielsweise Gudrun Thrien-Zäpf aus Otterswang. „Da wird man mitgerissen, das macht sofort gute Laune.“Die Schnelligkeit des Spiels und der Charme der Künstler sei magisch. „Ich spiele selbst Klavier und Keyboard, aber das hier ist eine andere Preisklasse. Die spielen einfach super“, sagte Joachim Lucas aus Herdwangen-Schönach, der das Konzert mit Ehefrau Martina besuchte.
Gespielt wurden Coversongs in neuer und atemberaubender Darbietung, Rhythm and Blues aus den 50er- und 60er-Jahren und Balladen, die das Herz berührten. „Jemand aus dem Publikum hat mich gefragt, ob ich etwas von Led Zeppelin spielen kann. Wo sind wir hier gelandet?“, fragte „Big Man“Clayton – und spielte sofort einen Titel der englischen Rockband. Großartig und mit enormer Fingerfertigkeit intonierte der Vollblutmusiker auch neue und alte Stücke seines Repertoires – etwa „Maureen“von seiner neuen CD.
Mehrfach ausgezeichnet
Im Alter von zehn Jahren hatte Steve Clayton, geboren im britischen Birmingham, die Musik für sich entdeckt. 1995, 1997 und 1998 wurde er als bester Klavierspieler der British Blues Connection ausgezeichnet. 2001 erhielt er den oberschwäbischen Kleinkunstpreis, 2015 den Pinetop Award als bester Boogie-Woogie-Entertainer.
Für seine Musik hat Clayton auch die richtige Lokalität gefunden: Aline Witschels Café Moccafloor. Dämmerlicht, Tische mit fünfarmigen, silbernen Kerzenständern, funkelnde Kristalle an leuchtenden Kronleuchtern, Sofas, die an Omas Zeiten erinnern, Bilderrahmen im Jugendstil und ein blauer Oldtimer aus der guten alten Zeit auf Kuba machten die Atmosphäre perfekt.
Im „kleinen Schwarzen“, das zu dieser Zeit passte, zog Sängerin Alicia Emmi Berg, die Frontfrau der Boogiesoulmates auf die Bühne. Sie trat zusammen mit Andreas Bock am Schlagzeug und Niels von der Leyen am Piano auf. „Dem Wetter entsprechend werde ich jetzt ein Weihnachtslied aus unserem Album singen, das man aber das ganze Jahr über hören kann“, sagte die Sängerin und kündigte damit „Back Door Santa“an. Zu jedem Lied lieferte die gebürtige Berlinerin mit einem Vater aus Laos/Nigeria eine Inhaltsangabe.
Aus ihrem facettenreichen Repertoire servierte Alicia Emmi Berg mit souliger Stimme zahlreiche Leckerbissen. Bluesdrummer Andreas Bock groovte souverän dazu und Weltklasse-Pianist Niels von der Leyen komplettierte das Trio. Kaum ein Gast hielt es ruhig auf den Stühlen. Die Füße wippten, die Hände klatschten. „Ohne Proben ganz nach oben“nannten die Künstler ihre Musik, die ad hoc auf der Bühne entstand und die alle Musiker zusammen präsentierten. Den ganzen Abend über trafen sie voller Schwung den richtigen Ton. Vier Stunden faszinierende, mitreißende Musik unterhielten die restlos begeisterten Zuhörer. Viele von ihnen besorgten sich handsignierte CDs der Künstler, um sich zu Hause noch an die schönen Stunden des Abschiedskonzerts erinnern zu können.
Weitere Fotos vom Konzert gibt es im Internet zu sehen: www.schwäbische.de/abschlusssteve-clayton