Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Anwohner beschwert sich über gestutzte Hecke
Stadtverwaltung verteidigt Rückschnitt – Gesamthöhe sei zu groß gewesen
SIGMARINGEN - Nachdem die Baumschnitt- und Grünpflegepraktiken der Stadt kürzlich kritisiert worden waren (wir berichteten), hat ein Laizer einen weiteren Vorfall gemeldet. Unter dem Titel „Der langsame Tod einer Hecke“schreibt er über die Hecke am Schulgelände in Laiz, die kürzlich geschnitten wurde – viel davon ist nicht übrig geblieben.
„Es ist mir unerklärlich, wie ein Heckenschnitt so unprofessionell ausgeführt werden kann. Bereits an den Bäumen, welche von der Stadt oder beauftragten Unternehmen gepflegt werden, konnte ich den Schnitt nicht nachvollziehen. Planlos wurden Äste gekürzt ohne auf die Kronenbildung zu achten“, findet der Laizer Michael Endriss. Aus Sicht der Stadtverwaltung wurde der Schnitt sachgemäß durchgeführt, wie Pressesprecherin Anja Heinz auf Nachfrage sagt. „Um den Pflegeaufwand zu verringern, hätte auch ein deutlich geringerer Rückschnitt ausgereicht“, findet wiederum Endriss.
Laut Michael Endriss seien etwa Dreiviertel der Hecke mit der Motorsäge abgeschnitten worden. „Es sind nur noch Reststummel übrig.“Den Anblick findet Endriss alles andere als angenehm. Heckenschnitt oder -kürzung seien absolut in Ordnung, auf das Vorgehen der Stadt jedoch könne sich Endriss keinen Reim machen. Auf telefonische Nachfrage beim Tiefbauamt sei ihm gesagt worden, dass die Hecke wieder nachwachsen werde und dass das immer so gehandhabt werde, um die Pflegekosten klein zu halten. „Die letzten Jahre hätten sich viele Vögel zum Nisten in die Hecken zurückgezogen, dort Schutz gesucht oder auch dort gebrütet. Damit dürfte es nun vorbei sein.“Endriss wohnt seit über 30 Jahren in seinem Laizer Haus, aber so radikal wie jetzt sei die Hecke noch nie geschnitten worden. „Ein kleiner Rückschnitt erfolgte meist während der Sommerferien“, sagt Endriss.
Stadt will Pflegeaufwand reduzieren
„Die Hecke wurde geschnitten, um den Pflegeaufwand gering zu halten. Selbstverständlich ist die Hecke auch nach ihrem Rückschnitt überlebensfähig“, sagt Stadtsprecherin Anja Heinz. „Die Hecke wurde über mehrere Jahre hinweg nicht stärker zurückgeschnitten, wodurch sie in ihrer Gesamthöhe stetig höher wurde. Nun wurde sie auf ihren Altholzbestand zurück geschnitten, sodass sie in Zukunft wieder die Höhe misst, die ursprünglich vorgesehen war. Auch das durch die inzwischen entstandene Höhe der Hecke anfallende Laub soll durch den Rückschnitt minimiert werden. Dies ist ebenfalls ein Sachverhalt, der mehrfach von Bürgern angemahnt wurde.“
Zwischen dem 1. März und dem 31. September dürfen laut Stadtverwaltung lediglich Rückschnitte aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht erfolgen, um die Vegetationsperiode und Lebensräume für Tiere nicht zu stören. Rückschnitte, die der Pflege dienen, dürfen während dieser Zeit nicht vorgenommen werden, weshalb der Schnitt laut Anja Heinz noch im Februar durchzuführen war.
„Der Lebensraum der Tiere wird durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt, in dessen Rahmen sich die Stadtverwaltung mit der Maßnahme bewegt. Die Brutzeit für Vögel wird nicht beeinträchtigt“, so die Sprecherin. Jede Maßnahme sei eine Einzelfallentscheidung, in die alle ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte abgewogen werden.