Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Merck fürchtet Verfahren in Frankreich
DARMSTADT/MARSEILLE (dpa/ AFP) - Der Pharmakonzern Merck wird im Frühjahr 350 Jahre alt, geht aber mit Sorgen ins Jubiläumsjahr. Im dritten Quartal hatte ein Anteilsverkauf die Bilanz gerettet. Merck schlug sein Geschäft mit Nachahmerprodukten von Biotech-Arzneien an Fresenius los. Für das Gesamtjahr sind nun keine weiteren Sondereinkünfte zu erwarten.
Im hoch profitablen Geschäft mit Spezialchemikalien, etwa für Smartphone- und TV-Displays, leidet Merck unter Konkurrenz aus China. Bei Produkten für die Phar- maforschung und in der Medikamentensparte gab es kaum noch Zuwächse. Alte Kassenschlager wie Rebif (Multiple Sklerose), Erbitux (Krebs) und Gonal-f (Fruchtbarkeit) spielen immer weniger Erlös ein. Das Umsatzziel für 2017 hat Merck gesenkt, das Gewinnziel aber beibehalten. Der Konzern erwartet Erlöse am unteren Ende der Spanne von
15,3 bis 15,7 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn (Ebitda) vor Sondereinflüssen von 4,4 bis 4,6 Milliarden Euro.
Wegen Nebenwirkungen bei einem Schilddrüsen-Medikament droht Merck in Frankreich ein Verfahren. Die Staatsanwaltschaft beauftragte einen Untersuchungsrichter in Marseille mit dem Fall.
7000 Patienten haben Beschwerde gegen das Mittel Levothyrox eingelegt. Der Fall betrifft das Medikament in einer neuen Rezeptur, die Merck nach Aufforderung der französischen Behörde für Arzeimittelsicherheit vor rund einem Jahr auf den Markt gebracht hat.