Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Lady Gaga“liebt das Rampenlicht
Duschen, Pediküre, Spezialfutter – die Geheimnisse Deutschlands schönster Kuh
ESSEN (dpa) - „Lady Gaga“nimmt erst mal in aller Ruhe eine Dusche. Mit einem Schlauch braust Henrik Wille sie ab, schäumt sie mit einem Schwamm ein und spült danach mit klarem Wasser hinterher. Dann ist der Star für das Interview bereit. Ganz still bleibt „Lady Gaga“an einem Halfter neben Wille stehen. Die Fotokamera stört die Kuh überhaupt nicht. Im Gegenteil, meint der Besitzer: „Sie steht da total drauf.“
Im Rampenlicht zu stehen, daran ist „Lady Gaga“gewöhnt. Immerhin ist sie die schönste Kuh Deutschlands. Seit 2013 gewinnt das schwarzweiße Prachttier eine Schau nach der anderen – selbst deutlich jüngere Konkurrentinnen haben gegen sie keine Chance.
Elfeinhalb Jahre alt ist „Gaga“– wie Wille sie liebevoll nennt – sieben Kälber hat sie geboren und 100 000 Liter Milch gegeben. Trotzdem bringt die Kuh Wille immer noch ins Schwärmen. „Sie ist größer und länger als alle anderen. Sie ist schlank, hat gute Beine und ein Traumeuter.“Eine natürliche Schönheit eben. Und Wille sorgt dafür, dass das möglichst lange erhalten bleibt.
Auf Willes Milchviehhof im niedersächsischen Essen bei Cloppenburg weht über der Stalltür ein Transparent. „Lady Gaga bleibt die Beste“steht dort geschrieben. In dem Stall lebt die Super-Kuh in ihrer eigenen Box. Zum Schutz, damit andere Kühe sie nicht verletzen können und weil die Versicherung es verlange, sagt der 37-Jährige. Zum Schlafen legt sich „Lady Gaga“auf ein extraweiches Bett aus Sägespänen, ihr Futter bekommt sie in einer Schüssel serviert. Zweimal die Woche wäscht Wille ihr Fell und behandelt es danach mit einem Pflegespray, damit die Haut nicht austrocknet. Etwa alle vier Wochen bringt ein spezieller Kuhfriseur „Lady Gagas“Fell in Form, die Pediküre übernimmt Wille selbst. Per Hand kürzt er ihr die Klauen. „Das ist eine Mordsarbeit.“
Dass die vielen Schauen „Lady Gaga“stressen könnten, glaubt Wille nicht. Seit acht Jahren absolviere sie diese routiniert. Stress habe dabei vor allem ihr Besitzer. Für Wille beginnt während des Trainingslagers die Arbeit um fünf Uhr morgens und endet meist erst gegen elf Uhr abends. Wieso tut er sich das an? „Weil ich Bock drauf habe“, sagt Henrik Wille.