Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
So schnell geben wir nicht auf
Wir Zeitungsleute hören das Gras wachsen, sagt man uns zumindest nach. Unsere Leser erwarten von uns, dass wir Geschichten ausgraben, die sonst im Verborgenen bleiben. Manchmal graben wir tagelang an einer Geschichte, drehen Steine um, durchtrennen Wurzeln, um an den Kern der Geschichte vorzudringen.
Die zwei Männer, die sich angeblich mit einem Paketauto nach Osteuropa abgesetzt haben, stellen nicht nur für die Fahnder der Polizei eine kaum zu knackende Nuss dar. Ein Auto ist vor mittlerweile drei Wochen auf dem damals noch verschneiten Parkplatz des Campus Galli gefunden worden, doch von dem anderen Lieferwagen und den beiden Fahrern fehlt nach wie vor jede Spur.
Unsere Geschichte: Wir wollen mit dem Inhaber der Firma sprechen, der betrogen worden ist, und seine Sicht der Dinge hören. Wir wollen das zwielichtige Geschäft der Paketdienste beleuchten. Doch die Pressestelle der Polizei gibt den Firmennamen und die Adresse nicht heraus, um die Firma zu schützen. Damit geben wir uns nicht zufrieden und nehmen zu Subunternehmern von Paketdiensten Kontakt auf, die wir kennen. Doch sie verstehen einen nicht, weil sie kaum oder schlecht Deutsch sprechen.
Über eine offizielle Stelle bekommen wir einen Tipp, in welcher Sigmaringer Umlandgemeinde sich die betrogene Firma befinden soll. Eine Telefonnummer finden wir nicht, also fahren wir hin, um an Infos zu kommen. An der angegebenen Adresse ist kein Firmenschild zu finden. Die Firma scheint unbekannt verzogen, ein Nachbar kann uns nur sagen, dass es die Firma nicht mehr gibt. Wir fragen uns weiter durch, bis wir die neue Adresse endlich bekommen.
Nächste Woche steht ein erneuter Besuchstermin im Kalender. Bloß nicht aufgeben.