Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

So schnell geben wir nicht auf

- Von Michael Hescheler

Wir Zeitungsle­ute hören das Gras wachsen, sagt man uns zumindest nach. Unsere Leser erwarten von uns, dass wir Geschichte­n ausgraben, die sonst im Verborgene­n bleiben. Manchmal graben wir tagelang an einer Geschichte, drehen Steine um, durchtrenn­en Wurzeln, um an den Kern der Geschichte vorzudring­en.

Die zwei Männer, die sich angeblich mit einem Paketauto nach Osteuropa abgesetzt haben, stellen nicht nur für die Fahnder der Polizei eine kaum zu knackende Nuss dar. Ein Auto ist vor mittlerwei­le drei Wochen auf dem damals noch verschneit­en Parkplatz des Campus Galli gefunden worden, doch von dem anderen Lieferwage­n und den beiden Fahrern fehlt nach wie vor jede Spur.

Unsere Geschichte: Wir wollen mit dem Inhaber der Firma sprechen, der betrogen worden ist, und seine Sicht der Dinge hören. Wir wollen das zwielichti­ge Geschäft der Paketdiens­te beleuchten. Doch die Pressestel­le der Polizei gibt den Firmenname­n und die Adresse nicht heraus, um die Firma zu schützen. Damit geben wir uns nicht zufrieden und nehmen zu Subunterne­hmern von Paketdiens­ten Kontakt auf, die wir kennen. Doch sie verstehen einen nicht, weil sie kaum oder schlecht Deutsch sprechen.

Über eine offizielle Stelle bekommen wir einen Tipp, in welcher Sigmaringe­r Umlandgeme­inde sich die betrogene Firma befinden soll. Eine Telefonnum­mer finden wir nicht, also fahren wir hin, um an Infos zu kommen. An der angegebene­n Adresse ist kein Firmenschi­ld zu finden. Die Firma scheint unbekannt verzogen, ein Nachbar kann uns nur sagen, dass es die Firma nicht mehr gibt. Wir fragen uns weiter durch, bis wir die neue Adresse endlich bekommen.

Nächste Woche steht ein erneuter Besuchster­min im Kalender. Bloß nicht aufgeben.

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