Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Gymnasium erfindet sich neu
Durch den Umbau können die Schüler am HZG individueller lernen.
SIGMARINGEN - Ursprünglich sollte das Hohenzollern-Gymnasium (HZG) von der Technik her auf den neuesten Stand gebracht werden. Doch daraus ist mehr geworden: Das Gymnasium wird quasi auf neue Beine gestellt. Dazu gehört eine Lernlandschaft, die es den Schülern und Lehrern ermöglicht, individueller als bisher zu lernen. Die Bauarbeiten haben im November begonnen und sollen zum Schuljahr 2020/21 abgeschlossen sein.
Wenn man bedenkt, dass das HZG in den nächsten Monaten und Jahren auf den Kopf gestellt wird, macht Schulleiter Martin Hoffmann einen zuversichtlichen Eindruck. Vielleicht liegt dies daran, dass der Schulbetrieb bislang ohne Einschränkungen möglich ist. Vergangenen Herbst wurde damit begonnen, im Untergeschoss vier neue Klassenzimmer plus Lagerräume zu bauen. „Wir kriegen von den Arbeiten fast nichts mit“, sagt Hoffmann in seiner unaufgeregten Art.
Wenn ab Mai der Ostflügel der Schule gesperrt wird, könnte sich dies ändern. Die Architekten und das Stadtbauamt gehen nach der Salamitaktik vor. Die Schule wird in drei Stücke geschnitten: Osten, Mitte, Westen. Da die Gebäudeteile während der Bauabschnitte für die Schule nicht benutzbar sind, behilft sich das HZG auf zweierlei Weise: Erstens sind die Klassenräume, die momentan gebaut werden, bis dahin bezugsfertig. Zweitens wird der Unterricht teilweise an die benachbarte Bertha-Benz-Schule verlegt.
Wie entstand das neue pädagogische Konzept? Eigentlich waren die Vorgaben für den Brandschutz der Auslöser. Aktuell gibt es an der Schule Räume ohne Fenster, die im Gebäudeinneren angelegt sind. Aus Brandschutzgründen müssen diese Räume verschwinden. Dies verschafft der Schule Spielräume. Schulleiter Hoffmann erklärt es so: „Wir schaffen die Bedingungen, die wir wollen. Unser Konzept ist uns nicht übergestülpt worden.“
Klassenzimmer entfallen künftig
In den neu angelegten Naturwissenschaften entstehen Räume, in denen die im Bildungsplan geforderten Schülerversuche möglich sind. Weil die Schüler bislang zum Teil aufsteigend sitzen müssen, steht zu wenig Platz für Versuche zur Verfügung. Das wird sich genauso ändern wie die Tatsache, dass jede Klasse ihren eigenen Raum hat. Da momentan weniger als die Hälfte des Unterrichts im eigentlichen Klassenzimmer stattfindet, verzichtet das neue HZG künftig ganz auf Klassenzimmer. Das bedeutet: Die Schüler wandern von Fachraum zu Fachraum. „Die Wege sind bei uns kurz und übersichtlich“, sagt der Schulleiter. Für Fremdsprachen, Deutsch und Mathematik wird es im Obergeschoss der Schule drei offen gestaltete Lernzonen geben – im HZG-Jargon heißt das Kind „multifunktionaler Lernbereich, kurz Mufule“. Diese Bereiche sind gegliedert in individuelles Lernen und Klassenzimmer. Die Fachbereiche werden so ausgestattet, dass das jeweilige Lernmaterial direkt greifbar ist. Es gibt zudem Räume für Kleingruppenarbeit und einen geschlossener Arbeitsbereich, der vom Rest des Gebäudes abgetrennt ist. Ob und wann der Frontalunterricht aufgelöst werde, das entscheide der jeweilige Lehrer, sagt der Schulleiter. Ziel des HZG ist, über die Lernzonen passgenauer auf die unterschiedlichen Niveaus der Schüler reagieren zu können.
400 Quadratmeter mehr Fläche
Dass das HZG durch die zusätzlichen Klassenzimmer im Untergeschoss insgesamt 400 Quadratmeter Fläche hinzugewinnen wird, ist dem Prinzip Sparsamkeit geschuldet, denn der Bau von neuen Räumen sei billiger gewesen als die Anmietung von Containern. Spannend wird es, wenn ab März 2019 der mittlere Bereich des HZG zur Sanierung ansteht. Hoffmann: „Denn momentan wissen wir noch nicht, ob wir aus dem Gebäude müssen, um vom einen zum anderen Ende zu kommen. “
Doch bei der Zuversicht, die er ausstrahlt, scheint es auch hierfür bald eine Lösung zu geben.
Ein Video zur HZG- Sanierung gibt es unter www. schwaebische. de/ hzg- sanierung