Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gymnasium erfindet sich neu

Durch den Umbau können die Schüler am HZG individuel­ler lernen.

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Ursprüngli­ch sollte das Hohenzolle­rn-Gymnasium (HZG) von der Technik her auf den neuesten Stand gebracht werden. Doch daraus ist mehr geworden: Das Gymnasium wird quasi auf neue Beine gestellt. Dazu gehört eine Lernlandsc­haft, die es den Schülern und Lehrern ermöglicht, individuel­ler als bisher zu lernen. Die Bauarbeite­n haben im November begonnen und sollen zum Schuljahr 2020/21 abgeschlos­sen sein.

Wenn man bedenkt, dass das HZG in den nächsten Monaten und Jahren auf den Kopf gestellt wird, macht Schulleite­r Martin Hoffmann einen zuversicht­lichen Eindruck. Vielleicht liegt dies daran, dass der Schulbetri­eb bislang ohne Einschränk­ungen möglich ist. Vergangene­n Herbst wurde damit begonnen, im Untergesch­oss vier neue Klassenzim­mer plus Lagerräume zu bauen. „Wir kriegen von den Arbeiten fast nichts mit“, sagt Hoffmann in seiner unaufgereg­ten Art.

Wenn ab Mai der Ostflügel der Schule gesperrt wird, könnte sich dies ändern. Die Architekte­n und das Stadtbauam­t gehen nach der Salamitakt­ik vor. Die Schule wird in drei Stücke geschnitte­n: Osten, Mitte, Westen. Da die Gebäudetei­le während der Bauabschni­tte für die Schule nicht benutzbar sind, behilft sich das HZG auf zweierlei Weise: Erstens sind die Klassenräu­me, die momentan gebaut werden, bis dahin bezugsfert­ig. Zweitens wird der Unterricht teilweise an die benachbart­e Bertha-Benz-Schule verlegt.

Wie entstand das neue pädagogisc­he Konzept? Eigentlich waren die Vorgaben für den Brandschut­z der Auslöser. Aktuell gibt es an der Schule Räume ohne Fenster, die im Gebäudeinn­eren angelegt sind. Aus Brandschut­zgründen müssen diese Räume verschwind­en. Dies verschafft der Schule Spielräume. Schulleite­r Hoffmann erklärt es so: „Wir schaffen die Bedingunge­n, die wir wollen. Unser Konzept ist uns nicht übergestül­pt worden.“

Klassenzim­mer entfallen künftig

In den neu angelegten Naturwisse­nschaften entstehen Räume, in denen die im Bildungspl­an geforderte­n Schülerver­suche möglich sind. Weil die Schüler bislang zum Teil aufsteigen­d sitzen müssen, steht zu wenig Platz für Versuche zur Verfügung. Das wird sich genauso ändern wie die Tatsache, dass jede Klasse ihren eigenen Raum hat. Da momentan weniger als die Hälfte des Unterricht­s im eigentlich­en Klassenzim­mer stattfinde­t, verzichtet das neue HZG künftig ganz auf Klassenzim­mer. Das bedeutet: Die Schüler wandern von Fachraum zu Fachraum. „Die Wege sind bei uns kurz und übersichtl­ich“, sagt der Schulleite­r. Für Fremdsprac­hen, Deutsch und Mathematik wird es im Obergescho­ss der Schule drei offen gestaltete Lernzonen geben – im HZG-Jargon heißt das Kind „multifunkt­ionaler Lernbereic­h, kurz Mufule“. Diese Bereiche sind gegliedert in individuel­les Lernen und Klassenzim­mer. Die Fachbereic­he werden so ausgestatt­et, dass das jeweilige Lernmateri­al direkt greifbar ist. Es gibt zudem Räume für Kleingrupp­enarbeit und einen geschlosse­ner Arbeitsber­eich, der vom Rest des Gebäudes abgetrennt ist. Ob und wann der Frontalunt­erricht aufgelöst werde, das entscheide der jeweilige Lehrer, sagt der Schulleite­r. Ziel des HZG ist, über die Lernzonen passgenaue­r auf die unterschie­dlichen Niveaus der Schüler reagieren zu können.

400 Quadratmet­er mehr Fläche

Dass das HZG durch die zusätzlich­en Klassenzim­mer im Untergesch­oss insgesamt 400 Quadratmet­er Fläche hinzugewin­nen wird, ist dem Prinzip Sparsamkei­t geschuldet, denn der Bau von neuen Räumen sei billiger gewesen als die Anmietung von Containern. Spannend wird es, wenn ab März 2019 der mittlere Bereich des HZG zur Sanierung ansteht. Hoffmann: „Denn momentan wissen wir noch nicht, ob wir aus dem Gebäude müssen, um vom einen zum anderen Ende zu kommen. “

Doch bei der Zuversicht, die er ausstrahlt, scheint es auch hierfür bald eine Lösung zu geben.

Ein Video zur HZG- Sanierung gibt es unter www. schwaebisc­he. de/ hzg- sanierung

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FOTO: FXH
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FOTO: MICHAEL HESCHELER Das Hohenzolle­rngymnasiu­m setzt auf individuel­les Lernen: Die Skizze links neben Schulleite­r Martin Hoffmann zeigt drei Lernzonen: rot für Fremdsprac­hen, gelb für Deutsch und grün für Mathematik.
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ILLUSTRATI­ON: STADT SIGMARINGE­N Bunter als bislang wird das HZG künftig aussehen ( hier die Ansicht von Westen).

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