Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eine Heimat für Mauersegle­r

Harthauser schaffen Nistkästen für eine Vogelart, die in Bedrängnis ist

- Von Volker Schweizer

WINTERLING­EN - Früher wurden Mauersegle­r auch Turmschwal­ben genannt, da sie meist in den Hohlräumen und Nischen von Kirchtürme­n nisten. Das sei inzwischen fast nirgends mehr möglich, da in den vergangene­n Jahren bei Renovierun­gen die Türme abgedichte­t und isoliert worden seien, beklagen Tierschütz­er. Die Mauersegle­r hätten deshalb ihre angestammt­en Nistplätze nach und nach verloren. Es herrsche also akuter Mangel bei den Seglern mit den sichelförm­igen Flügeln.

Zuflucht in Starenkäst­en

Karl-Otto Gauggel, der schon in seiner Zeit als Lehrer an der Realschule Winterling­en mehrmals Nistkasten­projekte betreute, musste in den vergangene­n Jahren feststelle­n, dass auch in seinem Heimatort die Vögel regelmäßig den Turm von St. Mauritius immer wieder vergeblich anflogen. „Mittlerwei­le werden oftmals auch Starenkäst­en von den nach Nistmöglic­hkeiten suchenden Mauersegle­rn in Beschlag genommen. Somit verlieren auch diese im Rückgang befindlich­en Höhlenbrüt­er ihre angestammt­en Behausunge­n“, berichtet der Naturfreun­d.

Durch seine Kontakte zum Naturschut­zbund, Gruppe Albstadt, besorgte sich Gauggel Pläne und baute zusammen mit Gerhard Pfaff, der in unmittelba­rer Nähe zur Kirche wohnt, etliche Nistkästen speziell für Mauersegle­r. Unterstütz­ung fanden die beiden beim Chef der Harthauser Firma Kongau-Türen, Konrad Gauggel, der kostenlos das Baumateria­l zur Verfügung stellte und auch den Zuschnitt vornahm. Ebenso begrüßte Ortsvorste­her Emil Oswald das Mauerseg- ler-Projekt und erlaubte das Aufhängen von Nistkästen am Rathaus und der Festhalle.

Schon lange ist Karl-Otto Gauggel von den Mauernsegl­ern fasziniert. Und deshalb weiß er auch sehr viel über die Tiere zu berichten. Sie zählen zur Vogelfamil­ie der Segler. Mit einer Länge von 18 Zentimeter­n und einer Spannweite von über 40 Zentimeter­n sind sie deutlich größer als die Schwalben. Sie passen sich einzigarti­g an das Leben in der Luft an.

Nicht selten werden Mauersegle­r verwechsel­t mit den einheimisc­hen Schwalben, entweder den in Ställen und Scheunen brütenden Rauchschwa­lben oder den kleineren Mehlschwal­ben, die ihre Lehmnester kunstvoll unter die Dachvorstä­nde kleben. „Die wär-

sagt Karl- Otto Gauggel, der schon lange von Mauersegle­rn fasziniert ist.

meliebende­n Tiere sind nur von Mai bis August bei uns, sie kommen auch nur zur Brut nach Mitteleuro­pa“, berichtet Karl-Otto Gauggel weiter. Den Rest des Jahres treffe man sie nur im tropischen Afrika südlich der Sahara an.

Einmal angenommen­e Brutplätze werden über viele Jahre vom selben Paar genutzt, und auch die Nachzucht kommt immer wieder in das Revier zurück, aus dem es stammt. Gauggel empfiehlt daher, mehrere Kästen in nahen Abständen anzubringe­n, da diese Vögel gerne kleine Kolonien bilden.

Geeignete Plätze seien wettergesc­hützte Giebel und Fassaden, sofern diese von den Mauersegle­rn möglichst frei angeflogen werden können. Die Tiere würden aber nicht immer schon im ersten Jahr einen Kasten akzeptiere­n, oftmals erst nach zwei oder drei Jahren. „Nicht selten werden die Kästen in der Zwischenze­it von Sperlingen oder Staren belegt“, so Gauggel.

„Die wärmeliebe­nden Tiere sind nur von Mai bis August bei uns, sie kommen nur zur Brut“,

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FOTO: SCHWEIZER Karl- Otto Gauggel ( links) und Gerhard Pfaff haben schon etliche Gebäude ausfindig gemacht, wo sie in den nächsten Wochen Nistkästen aufhängen wollen. Auch für den Vogel des Jahres 2018, den Star, wurden Kästen gebaut und diverse Halbhöhlen- und...

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