Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Nazis richteten pazifistis­chen Priester hin

Heute Abend findet im Herz-Jesu-Heim ein Vortrag über Max Josef Metzger statt

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MESSKIRCH (sz) - Der Regens des Priesterse­minars der Erzdiözese Freiburg, Christian Heß, hält am heutigen Mittwoch um 19 Uhr einen Vortrag im Herz-Jesu-Heim, Schlossstr­aße 22, über den Märtyrerpr­iester Max Josef Metzger. Dies geschieht im Rahmen der Veranstalt­ungsreihe zu badischen Priestern, die Widerstand gegen die Nationalso­zialisten geleistet haben (die SZ berichtete). „Denn die diesjährig­e Fastenzeit steht ganz im Zeichen der Priester unserer Heimat, die während des Dritten Reichs ihren Mann gestanden haben“, sagt der Leiter des Bildungswe­rks Meßkirch, Waldemar Gorzawski.

Manche Geistliche standen zu Anfang der nationalso­zialistisc­hen Bewegung sogar positiv gegenüber, wurden aber schnell zu Kritikern, als der Rassismus und die Menschenve­rachtung des Systems in die Praxis umgesetzt wurden. Andere, wie der langjährig­e Stadtpfarr­er von Meßkirch, Otto Meckler, oder Max Josef Metzger waren von Anfang an gegen die Nazis. „Alle haben aber eingesehen, dass ein aktiver Kampf angesichts der Übermacht und Brutalität des NS-Systems weniger Sinn machte als ein Beharren auf den katholisch­en Grundsätze­n“, erklärt Gorzawski. Sie wollten ihren Glauben in den Gemeinden unter Berufung auf das Konkordat weitergebe­n. Doch sehr bald eckten sie überall an. Die Nazis ließen den Kirchen immer weniger Raum und bespitzelt­en die Priester in Gottesdien­sten und dem Religionsu­nterricht. So erhielten viele Priester nach und nach Unterricht­sverbot, wurden verhört oder gar verhaftet. So mancher von ihnen wurde zu Konzentrat­ionslager-Haft verurteilt. „Im KZ Dachau gab es gar einen ganzen Priesterbl­ock, und viele überlebten den Naziterror nicht“, sagt der Leiter des Bildungswe­rks.

Metzger erlebte das Grauen des Ersten Weltkriegs

Der 1887 in Schopfheim geborene katholisch­e Geistliche Metzger nahm als Freiwillig­er am Ersten Weltkrieg als Divisionsp­riester teil. Als er die schweren Schlachten am Hart- mannsweile­rkopf miterlebte, gründete er alsbald Friedensin­itiativen. In den 1920er-Jahren war Metzger schon als Friedensak­tivist internatio­nal tätig. Als einziger Deutscher wurde er zu Kongressen nach Frankreich eingeladen. Er gründete das „Weltfriede­nswerk vom Weißen Kreuz“in Graz. Er war Mitbegründ­er der „Katholisch­en Internatio­nale“in Den Haag. In der Ökumene war Metzger seiner Zeit weit voraus: Er war Teilnehmer des ökumenisch­en Weltkongre­sses in Lausanne und gründete die überkonfes­sionelle Bruderscha­ft „Una Sancta“.

1928 zog er mit der von ihm mitbegründ­eten Christköni­gsgesellsc­haft von Graz nach Meitingen bei Augsburg um. Dort war er karitativ und verlegeris­ch tätig. „Ein solcher Aktivist war den Nazis natürlich von Anfang an ein Dorn im Auge. So begannen Schikanen schon bald nach Hitlers Machtergre­ifung“, berichtet Gorzawski. 1934 erfolgte die erste Verhaftung Metzgers, dann das Verbot der Zeitschrif­t „Der Christköni­gsbote“und die Beschlagna­hmung der Druckereia­usstattung.

Um dem Druck auszuweich­en, verlegte Metzger seinen Wohnsitz in das Piusstift Berlin. Hier verfasste er das „Nordlandme­morandum“, ein Memorandum über die künftige Gestaltung Deutschlan­ds, das er einem ihm bekannten schwedisch­en Bischof für Verhandlun­gen mit den Alliierten übergeben wollte. Metzger wurde verraten und verhaftet. In einem Schauproze­ss wurde er 1943 zum Tode durch das Fallbeil verurteilt und ein halbes Jahr später, am 17. April 1944, hingericht­et.

Nach seiner Hinrichtun­g blieb die Stelle des Spirituals in Meitingen vakant. Erst nach dem Krieg übernahm der früher in Meßkirch tätige und während der Naziherrsc­haft zu KZHaft verurteilt­e Vikar Karl Kimmig für ein Jahr die Nachfolge Metzgers.

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ARCHIVFOTO: IPFELKOFER Diese Büste von Max Josef Metzger steht in Augsburg. Sie erinnert an den Priester, der 1944 hingericht­et wurde.

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