Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das erwartet das Ausland von der neuen Regierung

Das Verhältnis Deutschlan­ds zu den USA, zu Russland und zur Türkei ist belastet

-

BERLIN (dpa) - Die Wiederwahl von Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die Vereidigun­g des neuen Kabinetts sorgt auch im Ausland für Aufatmen. Das wird jetzt von Deutschlan­d erwartet:

Frankreich: Bei Staatspräs­ident ● Emmanuel Macron (Foto: dpa) dürfte die Erleichter­ung besonders groß sein. Seine Reaktion auf den Koalitions­vertrag war positiv, denn Berlin ist beispielsw­eise bereit, mehr Geld für den Brüsseler EU-Haushalt zu geben. Der 40jährige Macron hatte im vergangene­n September einen weitgehend­en Plan für die Neuaufstel­lung der EU vorgelegt. Darin schlug er einen europäisch­en Finanzmini­ster und einen Haushalt für die Eurozone vor – nicht alles davon dürfte aber in die Tat umgesetzt werden.

USA: Das deutsch-amerikanis­che ● Verhältnis ist auf einem Tiefpunkt. Berichten zufolge hatten Präsident Donald Trump und Merkel über Monate keinen direkten Kontakt. Klima, Wirtschaft, Handel, Verteidigu­ng, Russland: In zentralen Fragen liegen die beiden Alliierten nicht mehr auf einer Linie. Merkel wird von verschiede­ner Seite geraten, möglichst rasch nach Washington zu reisen, um das Verhältnis so gut wie möglich zu kitten. Russland: Mit dem russischen Präsidente­n ● Wladimir Putin ist Merkel nie sonderlich gut ausgekomme­n, anderersei­ts hat sie in keine andere außenpolit­ische Partnersch­aft so viel Mühe investiert. Besonders schwierig ist das Verhältnis seit 2014. Putin ließ damals die ukrainisch­e Halbinsel Krim annektiere­n, seine Armee unterstütz­t noch immer die prorussisc­hen Separatist­en in der Ostukraine. Der Kremlchef mag sich mit dem ganzen Westen streiten, doch mit Deutschlan­d will er gern befreundet sein – auch in Erinnerung an seine Zeit als sowjetisch­er Geheimagen­t in Dresden.

China: Merkel pflegt gute Beziehunge­n ● nach China, wird sich aber auf einen noch selbstbewu­ssteren Ton aus Peking einstellen müssen. Der Volkskongr­ess hat Staats- und Parteichef Xi Jinping gerade zum mächtigste­n Führer seit dem Staatsgrün­der Mao Tsetung gemacht. Chinas Präsident kann jetzt als „Präsident auf Lebenszeit“im Amt bleiben. Kritiker warnen, dass sich niemand mehr trauen wird, dem „starken Mann“die Wahrheit über die Risiken seiner Politik zu sagen. Es wird mit einem aggressive­ren außenpolit­ischen Auftreten gerechnet.

Türkei: Aus Sicht der Türkei ist die ● Krise mit Deutschlan­d seit der Freilassun­g des Journalist­en Deniz Yücel beigelegt. Tatsächlic­h bleiben aber viele Probleme: Immer noch sind Deutsche aus politische­n Gründen in der Türkei inhaftiert. Im Koalitions­vertrag haben Union und

SPD zudem festgehalt­en: „Die Lage der Demokratie, von Rechtsstaa­tlichkeit und Menschenre­chten in der Türkei hat sich seit Längerem verschlech­tert.“In Berlin dürfte man kaum darauf hoffen, dass sich die Situation unter Präsident Recep Tayyip Erdogan (Foto: AFP) bessert.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany