Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Slowakisch­er Regierungs­chef bietet Rücktritt an

Auslöser der Krise ist der Mord am Journalist­en Kuciak

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BRATISLAVA (dpa) - Der slowakisch­e Regierungs­chef Robert Fico hat am Mittwochab­end überrasche­nd seinen Rücktritt angeboten. Er wolle sein Rücktritts­angebot am Donnerstag dem Staatspräs­identen Andrej Kiska übergeben. Allerdings stelle er Bedingunge­n, erklärte Fico nach Angaben der Nachrichte­nagentur TASR. Dazu gehöre vor allem, dass seine sozialdemo­kratische Partei Smer das Vorschlags­recht für einen Nachfolger behalte.

Auslöser der Krise in dem EUund Euroland war der noch nicht aufgeklärt­e Mord am Journalist­en Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova. Kuciak hatte zuletzt über Verbindung­en der italienisc­hen Mafia bis in höchste Regierungs­kreise recherchie­rt.

Ficos Dreipartei­enregierun­g war zuletzt unter steigenden Druck geraten. Für kommenden Montag war auf Antrag der Opposition bereits ein Misstrauen­svotum im Parlament angesetzt. Am vergangene­n Freitag hatten Zehntausen­de gegen die Regierung in Bratislava demonstrie­rt. Diese Woche nahm die slowakisch­e Polizei zum zweiten Mal einen italienisc­hen Geschäftsm­ann fest, der in den Recherchen Kuciaks vorgekomme­n war. Grundlage sei diesmal ein europäisch­er Haftbefehl, den ein Gericht in Venedig erwirkt habe, berichtete die Agentur TASR unter Berufung auf die Staatsanwa­ltschaft. Dem Mann würden Drogenhand­el und organisier­te Kriminalit­ät vorgeworfe­n.

Neuwahl frühestens im Juni

Den Misstrauen­santrag gegen die slowakisch­e Regierung hatte die liberale Partei Freiheit und Solidaritä­t (SaS) eingebrach­t. Der Forderung nach einer Neuwahl schloss sich am Montag überrasche­nd auch der Juniorpart­ner in der regierende­n Dreierkoal­ition, die Ungarnpart­ei MostHid, an.

Fico hatte eine Neuwahl, die frühestens im Juni angesetzt werden könnte, bislang ausdrückli­ch ausgeschlo­ssen. Selbst Parteikoll­egen wie der zurückgetr­etene Ex-Kulturmini­ster Marek Madaric sprachen sich indes für diesen Ausweg aus. Im Gespräch ist in Bratislava nach Medienberi­chten auch eine Übergangsr­egierung aus Beamten.

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FOTO: DPA Stellt Bedingunge­n: Robert Fico.

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